Die Grundsteinlegung des neuen Rathhausbaues zu Hamburg

Textdaten
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Autor: G. K.
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Titel: Die Grundsteinlegung des neuen Rathhausbaues zu Hamburg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 23, S. 405, 408
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[405]

Die Grundsteinlegung des neuen Rathhauses zu Hamburg am 6. Mai 1886.
Nach einer Lichtdruck-Reproduktion von Dorn u. Merfeld in Leipzig.
Momentphotographie von G. Koppmann u. Co. in Hamburg.

[408] Die Grundsteinlegung des neuen Rathhausbaues zu Hamburg. (Mit Illustration Seite 405.) Die alte „freie und Hansestadt“ an der Elbe und Alster befand sich am 6. Wai dieses Jahres in ungewohnter Aufregung. Die Mitglieder „Eines hohen Senates“ legten, was nur höchst selten und bei ganz besonders feierlichen Veranlassungen geschieht, ihre Amtstracht an, kostbare altspanische Kostüme von Sammet und Seide (der sogenannte „Stalt“), um den Hals breite weiße, gesteifte und gefältelte Kragen, auf dem Kopfe das Barett. Der würdigen, sich sehr stattlich ausnehmenden Herren harrten die mit dem dreithürmigen Wappen geschmückten Staatskarossen aus dem Marstall der Republik, welche die „Magnifici“ und „Wohlweisheiten“ nach derjenigen Stätte tragen sollten, wo sich nach einigen Jahren ihr neues Heim erheben wird und die schon seit reichlich vier Jahrzehnten den Namen „Rathhausmarkt“ führt.

Dorthin wallfahrtete zugleich Alles, was sich zu den Honoratioren Hamburgs zählt, sowie die Ehrengäste, welche zu der Feier der Grundsteinlegung eingeladen worden.

Die Tribünen der umfangreichen Baugrube, reich mit Flaggen, Bannern und Blumengewinden geschmückt, boten trotz des Vorherrschens des schwarzen Fracks ein farbenreiches Bild, da auch zahlreiche Damen anwesend waren und manche Militär- und Beamtenuniform für Abwechselung sorgte. Rings um den unter einer Balkenpyramide an den Ketten eines Flaschenzuges schwebenden granitenen Grundstein standen Zimmerleute mit blanker Axt auf der Schulter, sowie andere Bauhandwerker in idealisirter Arbeitskleidung, unter Führung derjenigen acht hamburgischen Architekten, welche vereint den schließlich genehmigten Bauplan entworfen hatten: Joh. Grotjan, Martin Haller, Wilh. Hauers, Bernh. Hanssen, Leop. Lamprecht, Emil Meerwein, Hugo Stammann, Gust. Zinnow. – Inmitten des Platzes erhob sich, von prächtigen Palmgruppen umgeben, das überlebensgroße goldbronzirte Standbild Kaiser Wilhelm’s.

Vor demselben stehend, nahm, nachdem die Klänge des von den Sängern mit Pauken- und Posaunenbegleitung vorgetragenen Chorals „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr“ verhallt waren, der Bürgermeister Dr. Petersen das Wort zu einer kurzen und kräftigen Ansprache. Daran erinnernd, daß an demselben Datum vor 44 Jahren, am 6. Mai 1842, das frühere seit dem Jahre 1292 bestehende hamburgische Rathhaus dem großen Brande zum Opfer gefallen war, betonte er, daß die Halle desselben in lateinischer Sprache den Spruch getragen habe: ‚Die Freiheit, welche die Altvordern errangen, würdig zu wahren, sei die Nachwelt bestrebt.‘ „Mögen Hamburgs Söhne,“ fügte er daran anknüpfend hinzu, „stets eingedenk sein der Bürgertugenden: Opferwilligkeit, unbedingte Achtung vor dem Gesetz, Mäßigung und Selbstbeherrschung, Fernhaltung verleitlichen Ehrgeizes, einfache Sitte.“

Noch eine Ansprache ward seitens des ersten Vorsitzenden der Bürgerschaft, Landesgerichtsdirektor Dr. Mönckeberg, gehalten; sodann verlas der Rechtsanwalt Dr. John Israel Namens der Raths- und Bürgerkommission, in deren Hände die Ausführung des Baues gelegt worden war, die in den Grundstein zu verschließende Urkunde, und es erfolgte die Grundsteinlegung mit den feierlichen Hammerschlägen in üblicher Form; der Senior der Hamburgischen Geistlichkeit, Dr. Hirsche, Hauptpastor zu St. Nikolai, gab durch einen über den Grundstein gesprochenen Segen dem Feste auch die religiöse Weihe. – Sänger und Orchester, welche in den Pausen zwischen den einzelnen Rede-Akten noch einige Tondichtungen zum Vortrag gebracht hatten, stimmten schließlich das zum Mitsingen für alle Festtheilnehmer bestimmte „Nun danket alle Gott“ an, und langsam, nach etwa 11/4stündiger Dauer der Feier, leerte sich alsdann unter den Klängen des Lieblingsmarsches der ehemaligen Hamburger Bürgergarde der Festplatz. G. K.