Die gewonnene Wette, oder der weiße Stein

Textdaten
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Autor: Heinrich Gottlob Gräve
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Titel: Die gewonnene Wette, oder der weiße Stein
Untertitel:
aus: Volkssagen und volksthümliche Denkmale der Lausitz, S. 186–188
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1839
Verlag: F. A. Reichel
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Erscheinungsort: Bautzen
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Quelle: MDZ München, Commons
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[186]
LXXXVII. Die gewonnene Wette, oder der weiße Stein.

Unfern Marklissa, in der Gegend des Zangenberges, sieht man den weißen, oder – weil er nicht ganz weiß, [187] sondern größtentheils hellgelblich und röthlichgrau mit weißen Adern durchzogen ist – richtiger nach seinem alten Namen der Wettstein genannt. – Er besteht aus Quarz. Von ihm meldet die Sage:

Er soll sich vom karpathischen Gebirge herschreiben und daselbst wegen seiner sonderbaren Form die Aufmerksamkeit jedes diese Gegenden Durchreisenden auf sich gezogen haben.

Ein Candidat des Predigtamts – sein Name ist verschollen – bereiste – ungewiß, ob Heiden zu bekehren, oder seine naturgeschichtlichen Kenntnisse zu vervollkommen – jenen Landesstrich im grauen Alterthum und kehrte in sein Vaterland zurück, wo er zu Marklissa als Prediger angestellt wurde. Oft erzählte er Abends im traulichen Kreise seine Reiseabenteuer, wobei er – sobald er vom karpathischen Gebirge sprach – dieses Steins gedachte und den lebhaften Wunsch äußerte, daß, wenn er hier wäre, man ihn zu einer Zierde im Tempel des Herrn gebrauchen könne, indeß er dort unbenutzt ruhe und bemoose. Als er einst Abends aus traulicher Freunde Kreise zurückkehrte, begegnete ihm Asmodi Hinkebein, eröffnete ihm ganz ehrlich, wie er seinen Wunsch vernommen und ihn in unglaublich kurzer Zeit, zoll- und accisfrei, ganz unentgeldlich an Ort und Stelle liefern wolle. Dem würdigen Priester gefiel allerdings der Vorschlag, da aber der Verdammte sich auch Etwas bedingen, keinen leoninischen Vertrag eingehen und sich mit weiter nichts, als des Pfarrers Seele zufrieden stellen wollte, willigte nach einiger Ueberlegung der Geistliche ein – jedoch nur unter der [188] Bedingung, daß, wenn er vor Beendigung der Messe am bestimmten Tage den Stein auf den Platz vor der Kirche liefern würde, er seiner Forderung sich unterwerfen wolle. Satanas sprach sein fiat, und klüglich wurde der Sonntag, unter Angebung der Stunde, zu welcher die Messe beginnen sollte, vom geistlichen Herrn vestgesetzt, und Satanas, der sich – selbst wenn das Mandat wegen der Sabbathsfeier schon damals in’s Land ergangen gewesen wäre – wohl schwerlich darnach gerichtet haben würde, genehmigte den Kontrakt.

Wild brauste zur bedungenen Zeit Beelzebub, die Säule auf seinen breiten Schultern tragend, durch die Luft. Gewiß seines Siegs und sich schon im voraus des Besitzes der armen Seele freuend, langte er an der Stelle, wo sich jetzt der Stein befindet an, als in seine Ohren das: „Ite, missa est!“ schallte, und er vor Schreck und Aerger, abermals von einem Sterblichen hintergangen worden zu seyn, den Fels fallen ließ; daher dessen Zerklüftung und von der verlornen Wette des Höllenuhus sein Name: Wettstein.