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Autor: Heinrich Gottlob Gräve
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Titel: Der Kopf des Verräthers
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aus: Volkssagen und volksthümliche Denkmale der Lausitz, S. 188–189
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Erscheinungsdatum: 1839
Verlag: F. A. Reichel
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Erscheinungsort: Bautzen
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Quelle: MDZ München, Commons
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[188]
LXXXVIII. Der Kopf des Verräthers.

Als im Jahre 1429 die Hussiten das erste Mal Budissin belagerten, befand sich daselbst der Stadtschreiber Peter Prischwitz, ein geachteter Mann, dem seine Mitbürger ihr Zutrauen schon dadurch, daß sie ihn als Abgeordneten nach Breslau zur Huldigung des Königs Siegismund sendeten, bewiesen hatten. Dieser, aus Groll, daß man ihm nicht ein höheres Amt anvertrauet hatte, hielt es [189] heimlich mit dem Feinde, verdarb das Pulver, schoß – während der Belagerung – mit Papier umwickelte Pfeile, welche den Belagerern von Allem, was in der Stadt vorging, Nachricht ertheilten, in’s feindliche Lager und versprach für hundert Schock baares Geld und Zusicherung eines jährlichen Ruhegehalts von zehen Schock, während des Feuerlärms die Thore zu öffnen, indeß er sein Haus – um vor der Plünderung geschützt zu seyn – durch einen unter jedes Fenster eingemauerten Ziegelstein bemerklich gemacht hatte. Doch nach abgeschlagenem Sturme und Abzug der Hussiten, wurde diese abscheuliche That von dem Stadtkommandant Thimo von Kolditz entdeckt, der Verräther am 6. December gedachten Jahres auf einer Kuhhaut durch die Straßen der Stadt geschleift, ihm der Leib aufgeschnitten, das Herz herausgerissen, in’s Gesicht geworfen, sein Körper in vier Theile zerstückt, an die vier Hauptbastionen der Stadtseite, wo der Feind gestürmt hatte, gehangen und sein Kopf in Stein gehauen, über die Thore der vier Bastionen eingemauert, wo er noch jetzt an der St. Nikolaipforte zu sehen ist.[1]


  1. S. Merkwürdige Schicksale der Oberlausitz und ihrer alten Hauptstadt Budissin etc. von Aug. Böhland. Budissin 1831. 8vo. S. 94. No. 16.