Die deutsche Jungfrau
Die deutsche Jungfrau.
Es stand ein Fräulein auf dem Schloß,
Erschlagen war im Streit ihr Roß,
Schnob wie ein See die finstre Nacht,
Wollt’ überschrei’n die wilde Schlacht.
Es brannt’ die Burg so blutigroth,
In Lohen stand sie auf der Wand,
Hielt hoch die Fahne in der Hand.
Da kam ein röm’scher Rittersmann,
Es blitzt sein Helm gar mannigfach,
Der schöne Ritter also sprach:
„Jungfrau, komm in die Arme mein!
Sollst Deines Siegers Herrin seyn.
In prächt’gen Kleidern sollst Du gehn.
Es thun Dein’ Augen mir Gewalt,
Kann nicht mehr fort aus diesem Wald,
Aus wilder Flammen Spiel und Graus
Der Ritter ließ sein weißes Roß,
Stieg durch den Brand hinauf ins Schloß,
Viel’ Knecht’ ihm waren da zur Hand,
Zu holen das Fräulein von der Wand.
Den Liebsten auch ins heiße Grab,
Sie selbst dann in die Flamme sprangt
Ueber ihnen die Burg zusammen sank.