Geistesgruß (Eichendorff)
Geistesgruß.
IV.
Nächtlich dehnen sich die Stunden,
Unschuld schläft in stiller Bucht,
Fern ab ist die Welt verschwunden.
Die das Herz in Träumen sucht.
Und noch stiller wird’s umher,
Schauet mit dem starren Sinne
In das wesenlose Meer.
Wer ihn sah bei Wetterblicken
Den mag nimmermehr erquicken
Reichen Lebens frischer Drang. –
Fröhlich an den öden Mauern
Schweift der Morgensonne Blick,
Einsam in sich selbst zurück.
V.
Vergangen ist der lichte Tag,
Von ferne kommt der Glocken Schlag;
So reis’t die Zeit die ganze Nacht,
Wo ist nun hin die bunte Lust,
Des Freundes Trost und treue Brust,
Des Weibes süßer Augenschein?
Will keiner mit mir munter seyn?
Zieh’n Wolken einsam übers Feld,
Und Feld und Baum besprechen sich, –
O Menschenkind! was schauert Dich?
Wie weit die falsche Welt auch sey,
Der mit mir weint, der mit mit wacht,
Wenn ich nur recht an Ihn gedacht.
Frisch auf denn, liebe Nachtigall,
Du Wasserfall mit Hellem Schall!
Bis daß der lichte Morgen scheint!