Die beiden Zauberer (Gräve, 1838)

Textdaten
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Autor: Heinrich Gottlob Gräve
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Titel: Die beiden Zauberer
Untertitel:
aus: Volkssagen in der Lausitz, in: Neues Lausitzisches Magazin, Sechszehnter, Neuer Folge dritter Band, S. 135–136
Herausgeber: Joachim Leopold Haupt
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1838
Verlag: Heyn’sche Buch- und Kunsthandlung
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Erscheinungsort: Görlitz
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Quelle: Google, Commons
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10. Die beiden Zauberer.

Geht man auf dem geraden Wege von Budissin nach Neschwitz, so gelangt man, nachdem das Gasthaus der schwarze Adler und das zum Posthorne passirt ist, in ein kleines Birkenwäldchen, wo man rechter Hand eine grosse Steinwacke gewahrt. Als dies Wäldchen noch ein großer Wald war, voll von Bären und Wölfen, wohnte dort ein alter, heidnischer Zauberer, welchem die Erd- und Feuergeister dienstbar waren. Seine Macht benutzte er dazu, Schätze über Schätze aufzuhäufen, an deren Anblick er sich, wie jener phädrische Drache, weidete. Zu gleicher Zeit lebte nicht weit davon ein anderer jüngerer Schwarzkünstler, dessen Befehlen nur die Wassergeister gehorchten, und der dem Meister der Gnomen und Salamander grollte, daher, wo er wußte und konnte, ihm zu schaden bemüht war und endlich im bösen Herzen gar seinen Untergang beschloß.

Daher trat er einst, gleich einem Flußgotte in des Alten Wohnung, von dem er wider Erwarten freundlich aufgenommen wurde. Ein Mahl, welches Erd- und Feuergeister bereitet hatten wurde aufgetragen, wobei das weibliche Geschlecht derselben die Becher kredenzte. Während nun die Becher weidlich geleert wurden, entspann sich zwischen den beiden Magiern über ihre Wissenschaft ein Streit, bedeutender als zwischen den Allo- und Homöopathen[1]. Ungemüthlich wurde daher der Erd- und Feuergeister Gebieter und, vergessend alle Rechte der erwiesenen Gastfreundschaft, anzüglich gegen den Jüngern, welcher – kalt, wie sein Element – ihn vergebens zu beschwichtigen, sich bemühte. Getreu seinem Erd- und [136] Feuersystem benahm sich der Alte, gleich einem gemeinen, mit Spiritus befeuchteten Erdenkloß und ähnlich dem Riesen Antäus und dem feuerhauchenden Typhöus, trat er trotzig allen Anstand mit Füssen, warf seinen Gast zur Thüre hinaus, schleuderte ihm manch irdenes Gefäß nach und hetzte seine Feuergeister, gleich einer Kuppel Parforcehunde, ihm nach.

Daß darüber auch dem Jüngern die Galle überlief, wird wohl Niemanden, der nicht Fischblut besitzt, befremden. Er beschloß daher augenblicks Rache zu nehmen.

Die Fenster des Himmels öffneten und die Brunnen der Erde ergossen sich. Von oben und unten, wie von allen Seiten, strömten die Wasserwogen, Teiche und Seen durchbrachen ihre Dämme und unbezähmbar tosten die wilden Wogen. Da erbebt vielleicht das Erstemal in seinem Leben, der sonst furchtlose Alte, wohl – jedoch zu spät – einsehend, wie das Wasser das Furchtbarste aller Elemente sey. Donnernd herrschte er seine Geister an, welche ihr Möglichstes thaten. Allein eben so wenig, als der Korporalstock Muth und Patriotismus zu erzwingen vermag, vermochte sein drohender, beschwörender Ruf die heranfluthenden Wellen, welche Erdwällen und Feuerbränden spotteten, zu bändigen. Ertränkt wurde er, verschlämmt seine Schätze und da, wo sie sich befinden, bildete sich (die Neptunisten erhalten hier einen neuen haltbaren Grund für ihr System) jene Steinmasse, welche man noch jetzt sieht und die unermeßliche Schätze birgt.


  1. In Riode Janeiro duellirten sich wegen ihrer Kunst der Allopath D. Cambuci do Valle und der Homöopath T. G. dos Santos, von welchen Ersterer blieb.