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10. Die beiden Zauberer.

Geht man auf dem geraden Wege von Budissin nach Neschwitz, so gelangt man, nachdem das Gasthaus der schwarze Adler und das zum Posthorne passirt ist, in ein kleines Birkenwäldchen, wo man rechter Hand eine grosse Steinwacke gewahrt. Als dies Wäldchen noch ein großer Wald war, voll von Bären und Wölfen, wohnte dort ein alter, heidnischer Zauberer, welchem die Erd- und Feuergeister dienstbar waren. Seine Macht benutzte er dazu, Schätze über Schätze aufzuhäufen, an deren Anblick er sich, wie jener phädrische Drache, weidete. Zu gleicher Zeit lebte nicht weit davon ein anderer jüngerer Schwarzkünstler, dessen Befehlen nur die Wassergeister gehorchten, und der dem Meister der Gnomen und Salamander grollte, daher, wo er wußte und konnte, ihm zu schaden bemüht war und endlich im bösen Herzen gar seinen Untergang beschloß.

Daher trat er einst, gleich einem Flußgotte in des Alten Wohnung, von dem er wider Erwarten freundlich aufgenommen wurde. Ein Mahl, welches Erd- und Feuergeister bereitet hatten wurde aufgetragen, wobei das weibliche Geschlecht derselben die Becher kredenzte. Während nun die Becher weidlich geleert wurden, entspann sich zwischen den beiden Magiern über ihre Wissenschaft ein Streit, bedeutender als zwischen den Allo- und Homöopathen[1]. Ungemüthlich wurde daher der Erd- und Feuergeister Gebieter und, vergessend alle Rechte der erwiesenen Gastfreundschaft, anzüglich gegen den Jüngern, welcher – kalt, wie sein Element – ihn vergebens zu beschwichtigen, sich bemühte. Getreu seinem Erd- und


  1. In Riode Janeiro duellirten sich wegen ihrer Kunst der Allopath D. Cambuci do Valle und der Homöopath T. G. dos Santos, von welchen Ersterer blieb.
Empfohlene Zitierweise:
Joachim Leopold Haupt (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Sechszehnter, Neuer Folge dritter Band. Heyn’sche Buch- und Kunsthandlung, Görlitz 1838, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neues_Lausitzisches_Magazin_16_NF3_1838.pdf/146&oldid=- (Version vom 1.8.2018)