Die bedeutendste Kunstschöpfung der Gegenwart

Textdaten
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Titel: Die bedeutendste Kunstschöpfung der Gegenwart
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aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 304
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[304] Die bedeutendste Kunstschöpfung der Gegenwart ist ohne Frage das große Schlußbild zum Cyklus der Fresken Kaulbach’s im Treppenhause des neuen Museums in Berlin, welches das Zeitalter der Reformation zum großartigen Gegenstand hat. Klarer, übersichtlicher, vollendeter konnte der wunderbare Geistesfrühling der europäischen Völker jener Tage nicht zur Erscheinung gebracht werden. Das gewaltige Regen verschiedenartigster Kräfte, das in allen Landen dem damaligen Emporheben der Menschheit auf eine höhere Stufe des Lebenswerths und der Strebensziele vorausging und es begleitete, wußte Kaulbach’s Griffel in die Hallen eines Domes zu bannen, und in diesem Dom stehen, wie auf einer Weltbühne in große Culturgeschichtsgruppen geordnet, die hervorragendsten Vertreter ihrer Zeit und ihres Volkes in Kirche und Staat, Wissenschaft und Kunst, Leben und Streben. Und zwar ist’s ein deutscher Dom, in welchen Kaulbach diese Versammlung von wahrhaften Großen der Erde berufen hat, wie Deutschland damals der Mittelpunkt der welt- und staatsverbessernden Umwälzung Europas war; und von all’ diesen Großen, welche als Theologen, Reformatoren, Humanisten, Künstler, Erfinder, Entdecker auf Erden und am Himmel, Astronomen und Naturforscher, Staats- und Volksmänner hier ihre Stelle einnehmen, zeigt Jeder, bei getreuester Portraitähnlichkeit, die wahrste Charakteräußerung, Jeder steht hier als Der, wie ihn die Welt kennt, wie er uns ein älter Bekannter ist, und daher nimmt bei Beschauen dieses Bildes die Freude der Begrüßung alter Bekannter, unsere Verehrung und Bewunderung von Kindesbeinen an kein Ende.

Ein solches Bild durfte nicht alleiniges Eigenthum eines Kunsthauses bleiben; vor Tausenden verdiente es die Vervielfältigung durch den Grabstichel, und diese ist ihm nun in meisterhaftester Weise zu Theil geworden. Professor Eduard Eichens hat nach jahrelanger angestrengter Thätigkeit einen Stich vollendet, welcher in der That das Original in wunderbarer Treue und edelster Schönheit wiedergiebt und es ermöglicht, daß nun die ganze Nation dieses Spiegelbild ihrer hoffnungsreichsten Zeit betrachten und Vergleiche austeilen kann über Das, was sie verheißen und was davon zur Erfüllung gekommen. Jeder öffentliche, ob wissenschaftlichen, Kunst- oder geselligen Zwecken geöffnete Saal sollte sich mit diesem Bilde schmücken, ja in jeder höheren Lehranstalt sollte es vor den jungen Augen hängen: so reich an Lehre und Erhebung für Geist und Herz ist dieses kerndeutsche Werk! Das Verdienst, diese große Grabstichelarbeit in’s Leben gerufen zu haben, hat sich die Hofbuchhandlung von Alex. Duncker in Berlin erworben, welcher dafür der anerkennendste Dank gebührt. Das schöne große Blatt kostet nur zwei Friedrichsd’or.