Die araner mundart/Die verbindung eines hauptsatzes

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Zweites kapitel.
Die verbindung eines hauptsatzes bezw. zweier oder mehrerer hauptsätze mit einem nebensatze bezw. zweien oder mehreren nebensätzen.

§ 555. Nach den bestimmungen des verbum finitum, die durch die nebensätze vertreten werden, ergiebt sich deren einteilung in:

a) unmittelbare nebensätze, d. h. solche, die an stelle unmittelbarer satzbestimmungen treten (vgl. § 513), und zwar
α) subjektssätze (s. § 556–559),
β) objektssätze (s. § 560–562),
γ) adverbialsätze (s. § 563–578);
b) mittelbare nebensätze, d. h. solche, die an stelle mittelbarer satzbestimmungen treten (vgl. § 513), nämlich attributsätze (s. § 579–588).
A) Unmittelbare nebensätze.
1. Subjektssätze.

§ 556. Die subjektssätze werden – wie die objektssätze – durch das relativpronomen, durch eine konjunktion oder durch ein fragewort eingeleitet (vgl. § 560).

§ 557. Das den subjektssatz einleitende relativpronomen ə ist die fortsetzung der alten neutralform mit der bedeutung „das, was“ und verursacht eklipse (was zu § 283d nachzutragen ist), z. b. fākfr̥ ə wil akəb agń̥ə „Das, was sie besitzen, wird bei uns zurückgelassen werden; Ihr besitztum wird bei uns zurückgelassen werden“.

§ 558. Die den subjektssatz einleitenden konjunktionen sind „dass“ und n̄ax „dass nicht“, z. b. caiən̄ šē hŕīń gə mōr, gə rø tū ḱintəx ə n-ə ĺēdə šin gə vȧrt „Es betrübt uns sehr, dass du dich einer solchen that schuldig gemacht hast; Deine schuld an einer solchen that betrübt uns sehr“; is miniḱ n̄ax miən̄ mōrān fālcə rūm „Ich werde häufig nicht sehr freundlich empfangen; Der nicht sehr freundliche empfang meiner person ist häufig“.

§ 559. Die den subjektssatz einleitenden fragewörter sind meist „ob“ und marə „ob nicht“, z. b. is kømə lom, mā s til lȧt n̄ū marəb ȧ „Es ist mir gleichgültig, ob du willst oder nicht; Deine bereitwilligkeit bezw. nichtbereitwilligkeit ist mir gleichgültig [sic! gleichgültig“] (zu marəb vgl. § 385).
2. Objektssätze.

§ 560. Die objektssätze werden – wie die subjektssätze – durch das relativpronomen, durch eine konjunktion oder durch ein fragewort eingeleitet (vgl. § 556).

§ 561. Das den objektssatz einleitende relativpronomen ist die fortsetzung der alten neutralform mit der bedeutung „das, was“ und verursacht eklipse (was zu § 283d nachzutragen ist), z. b. fākə šiəd ə wil akəb agn̥̄́ə [sic! agń̥ə] „Sie werden das, was sie besitzen, bei uns zurücklassen; Sie werden ihr besitztum bei uns zurücklassen“.

§ 562. Die den objektssatz einleitenden konjunktionen sind „dass“ und n̄ax „dass nicht“, z. b. xuələ mē, gr̥ buəlū hū in sə gariəxt „Ich habe gehört, dass du im ringkampfe besiegt worden bist; Ich habe deine niederlage im ringkampf erfahren“; ḱŕeȷ mē, n̄ax ȷūrə šē n kapl̥̄ ʒic „Glaube mir, dass er dir das pferd nicht geben wird“.

§ 563. Die den objektssatz einleitenden fragewörter sind meist „ob“ und marə „ob nicht“, z. b. abŕ̥ lom, mā fuəŕ šē bās „Sage mir, ob er gestorben ist“; abŕ̥ lom, mā s til lȧt n̄ū marəb ȧ „Sage mir, ob du willst oder nicht“ (vgl. § 559).

3. Adverbialsätze.

§ 564. Es sind sechs arten von adverbialsätzen zu unterscheiden:

a) temporalsätze (s. § 565–568);
b) kausalsätze (s. § 569);
c) finalsätze (s. § 570);
d) konzessivsätze (s. § 571);
e) modalsätze einschliesslich komparativsätze (s. § 572–576);
f) konditionalsätze (s. § 577–578). § 565. Die temporalsätze bezeichnen einen vorgang, der mit dem im hauptsatze ausgedrückten gleichzeitig stattfindet oder diesem vorangeht oder ihm folgt.

§ 566. Im ersten falle (vgl. § 565) beginnt der satz in der regel mit dem vom artikel begleiteten, in diesem falle konjunktionsartigen substantiv uəŕ, dem im präsens und futurum die relativform des verbs folgen muss (vgl. § 398c), z. b. imīn̄ šē nuəŕ eln̥̄ šē ʒō hēn „Er geht fort, wenn es ihm passt“ (eln̥̄ aus eln̥̄š nach § 324d, eln̥̄š aus eln̥̄s nach § 317c); vī šē əǵ afr̥k əmáx æs ə wińōg nuəŕ ə vī mišə gøl hart „Er sah gerade zum fenster hinaus, als ich vorbeiging“.

Geht dem substantivum uəŕ das unbestimmte pronomen gax voraus, so wird der temporale relativsatz durch (II 63, 34) bezw. dar (II 64, 15) angeknüpft, z. b. gax uəŕ dā veḱn̥̄ šēd ə çēlə, biən šēd ə n-ai ə çēlə „Jedesmal, wenn sie sich sehen, streiten sie miteinander“ (eigentlich: „Jede stunde von dem, was sie sehen ...“; vgl. § 557).

§ 567. Im zweiten falle (vgl. 565) beginnt der temporalsatz in der regel mit der konjunktion ō „seit“, wie in dem satze ńīl šē wad ō d āgədr̥ ə bŭȧlə „Es ist noch nicht lange, dass sie das dorf verlassen haben“.

In diesem falle folgt der temporalsatz stets seinem hauptsatze.

§ 568. Im dritten falle (vgl. § 565) beginnt der temporalsatz mit einer der konjunktionen oder søl. Letzterem muss im präsens und futurum die relativform des verbs folgen (vgl. § 398c). Beispiele sind: końə ʒom ē šə, gə ȷȧgə mē ərǽš! „Bewahre das für mich, bis ich zurückkomme!“; tā sūl agī hēn lē obŕ̥ āl, søl hukəs šib ərǽš əŕī́šc? „Ihr hofft noch arbeit zu finden, ehe ihr wieder zurückkehrt?“.

§ 569. Kausalsätze werden durch die konjunktion mar eingeleitet, z. b. ńīr vǡr šē ē əńú, mar vī ȷefŕ̥ eŕ „Er hat sich heute nicht rasiert, da er in eile war“; xuə mē əŕ faskə, mar vī šē n-ə wāšcə „Ich ging unter obdach, da es regnete“.

§ 570. Finalsätze werden durch die konjunktion oder, falls sie negativ sind, durch n̄ax eingeleitet. Das verbum steht in der regel im konditionalis, z. b. tōŕ æŕə ʒic hēn, n̄ax ȷicā! „Sieh dich vor, dass du nicht fällst!“

§ 571. Konzessivsätze werden meist durch ḱē mit folgendem „dass“ oder n̄ax „dass nicht“ eingeleitet, z. b. ḱē gə wil mē torsəx, gau mē lȧt „Obwohl ich müde bin, werde ich mit dir gehen“; tā tū ro ĺešḱūl lē buḱēd išḱə ə hōŕc agm̥sə, ḱē n̄ax fadə wæc tā n tobŕ̥ „Du bist zu faul mir einen eimer wasser zu holen, obwohl der brunnen nicht weit entfernt ist“.

Vor komparativen bezw. den als solche gebrauchten abstrakten substantiven wird die einschränkung durch ʒā zum ausdruck gebracht, z. b. ʒā ȷeŕənī ʒā ńȧxə mȳȷ ə xol̄ə, xodl̥ myȷ ə n̄ūn „Obwohl wir spät zu bett gegangen sind, haben wir doch genug geschlafen“.

§ 572. Eigentliche modalsätze sind meistens elliptisch und werden durch agəs eingeleitet, z. b. is mōr ətā́ šē gøl hŕīń, agəs gon is əŕ bi ḱē n fā „Das betrübt uns sehr, ohne dass wir den grund wüssten“; hāniǵ šē əšcȧ́x, agəs kūx eŕ „Er kam in wut herein.“ § 573. Eine aus praktischen rücksichten besonders zu behandelnde art der modalsätze sind die komparativsätze, die entweder die gleichheit oder die ungleichheit des im hauptsatze ausgedrückten zustandes aussprechen.

§ 574. Wenn die gleichheit der im hauptsatze und nebensatze ausgedrückten zustande ausgesprochen wird, beginnt der komparativsatz entweder mit agəs oder mit mar.

agəs wird gebraucht, wenn der vergleich schon im hauptsatze durch eines der wörter , ən eŕəd, fad, ønn̥̄ angeregt wird. Vgl. hierzu die im wörterb. unter agəs 4 gegebene beispiele. mar wird gebraucht, wenn der hauptsatz kein derartiges demonstratives wort enthält, z. b. tā sūl ām, gə sāsō šib əníš mē, mar hāsə šib hȧnə „Ich hoffe, dass ihr mich jetzt (ebenso) zufriedenstellen werdet, wie ihr es früher schon gethan habt“.

§ 575. Wenn die ungleichheit der im hauptsatze und nebensatze ausgedrückten zustände ausgesprochen wird, so steht im hauptsatze der komparativ eines adjektivs, dem nach anderen verben als is (vgl. § 385) oder einer dieses umschliessenden partikel ńīs vorausgeht. Der dem hauptsatz folgende komparativsatz beginnt in beiden fällen mit n̄ā „als“, z. b. əs aiŕȷə mə jŕahŕ̥, n̄ā ȷəŕ tū; tā mə jŕāhŕ̥ ńīs aiŕȷə, n̄ā ȷeŕ tū „Mein bruder ist grösser, als du behauptest“.

§ 576. Wenn das verbum in beiden sätzen dasselbe oder das der zweiten leicht zu ergänzen ist, findet meist eine entsprechende verkürzung statt, wo das nach und ønn̥̄ gebräuchliche agəs in der regel durch die präposition ersetzt wird, z. b. tā šē xō miliš lē mil „Das ist so süss wie honig“; is ønn̥̄ lē çēlə iəd „Sie sind einander gleich“; ńīr xōŕ, gə ȷøkəx fokl̥ ŕ̥ bi mar šin asət „Du hättest ein derartiges wort überhaupt nicht äussern sollen“; əs aiŕȷə mə jŕāhŕ̥ nā mišə, tā mə jŕāhŕ̥ ńīs aiŕȷə n̄ā mišə „Mein bruder ist grösser als ich“.

§ 577. Konditionalsätze, deren stellung beliebig ist, werden durch mā, dā (ʒā) oder marə eingeleitet.

Wenn den konditionalsatz eröffnet, steht dessen verbum im ind. praesentis und das des hauptsatzes in der regel im ind. fut. (zuweilen auch im ind. praes.), z. b. jau mē ē gə šūrālcə, mā tā šē fȳ rēŕ „Wenn es angängig ist, werde ich es bestimmt bekommen“.

Wenn (ʒā) den konditionalsatz einleitet, steht dessen verbum im imperf., und das des hauptsatzes im konditionalis, z. b. ʒā ń-iərtī hēn ū, ńī hukā „Selbst wenn du gebeten wärest, würdest du doch nicht kommen“.

Wenn marə „wenn nicht“ den konditionalsatz eröffnet, gilt die für oder angegebene konstruktion je nachdem, welcher dieser konjunktionen es als verneinung dient, z. b. marə ńīnə-myȷ æŕī ə n-r̥ bȧkī, tā myȷ eŕ fad kȧĺcə „Wenn wir nicht busse für unsere sünden thun, sind wir alle verloren“; marə ń-iərtī ē, ńī hukət šē „Unaufgefordert würde er nicht kommen“.

§ 578. Über den ersatz der konditionalsätze durch hauptsätze s. § 414.

B. Mittelbare nebensätze.

§ 579. Alle mittelbaren nebensätze vertreten ein attribut. Hinsichtlich ihrer form sind drei arten zu unterscheiden:

a) relativsätze (s. § 580–586);
b) konjunktionalsätze (s. § 587);
c) fragesätze (s. § 588).
1. Attributive relativsätze.

§ 580. Bei den relativsätzen zeigt sich eine verschiedenheit in der form, je nach dem das relativpronomen ein nom. acc. oder ein dat. ist bzw. im falle notwendiger ergänzung sein würde.

§ 581. Ist das relativpronomen ein nominativ, so wird es im positiven satze fast immer unterdrückt. Das ihm folgende verb wird dann in der form der 3. pers. sing. ohne persönliches pronomen gebraucht (vgl. § 393), und dabei steht für das präs. und futurum activi die relativform des verbs (vgl. § 398 a). Vgl. die beispiele § 393 und § 399.

§ 582. Ist das relativpronomen ein accusativ, so wird es im positiven satze fast immer unterdrückt. Das ihm folgende verb nimmt, falls der satz aktive präsentische oder futurische bedeutung hat, für die 2. und 3. pers. sing. stets, für die anderen personen des sing. und plur. nur nach ḱē, ḱērd, kad, gəȷḗ, sowie nach einer durch das verbum is (bzw. ńī, n̄ax, šin oder die fragepartikel ən) bewirkten hervorhebung die relativform an (vgl. § 398 b). Vgl. die beispiele in § 400 und § 401. In anderen fällen werden die sonst üblichen verbalformen gebraucht, z. b. ȷērə šē lē çān n̥ ryd, ə duəŕc mišə leš „Er wird Johann erzählen, was ich ihm gesagt habe.“

§ 583. Ist das relativpronomen des positiven satzes ein dativ, so steht ə an der spitze des satzes, und die präposition, von der die dativform abhängt, tritt an den schluss, z. b. ḱē n bŭȧlə mōr, ə dāniǵ tū æs? „Aus welcher stadt stammst du?“; rińū əńḗ ryd, ə rø iəntəs mōr agm̥ ān̄ „gestern geschah etwas, worüber ich mich sehr wunderte“; ə mĭai ən fȧr ūd, ə kȧncīv eŕ əńḗ, ən̄šó əmā́rəx? „Wird der mann, von dem gestern gesprochen wurde, morgen hier sein?“

§ 584. Bestimmt ein positiver relativsatz ein wort, dem gax vorausgeht, oder einen superlativ (über dessen ausdruck §385) zu vergleichen ist, so wird der satz in der regel durch (II 63, 34) oder dār (II 64, 15) eingeleitet, z. b. rińəmr̥ korā fȳ x ilə ńī, dā m ēȷŕ̥ „Wir unterhielten uns über alles mögliche“ (eigentl.: .... „über jedes ding von dem, was möglich war“, vgl. § 557); šin ī n vŕēg əs mō, dār īnšīv əríəv „Das ist die grösste lüge, die je erzählt worden ist“.

§ 585. Um der bedeutung willen ist ein mit is bzw. angeknüpfter relativsatz zu erwähnen, der zum ausdruck des superlativs dient. In einem solchen satze folgt dem einleitenden verbum unmittelbar die komparativform des adjektivs, z. b. dūšīn̄ šē leš n̥ torn̥ əs l̄uə „Er wacht beim geringsten lärm auf“ (eig. .... „durch den lärm, der geringer ist“); kiŕ ort n̥ c-ēdəx əs ēdrəmə agət „Ziehe deinen leichtesten anzug an“!

§ 586. Zur anknüpfung negativer relativsätze dienen n̄ax, n̄ar und n̄arəv. n̄ax, ohne einfluss auf das folgende wort, wird gebraucht, wenn der satz als positiver das verbum is enthalten würde, das nach n̄ax ausfällt; n̄ax mit eklipse wird vor jedem anderen präsentischen verbum gebraucht, n̄ar mit aspiration wird gebraucht, wenn der satz als positiver das perf. zu is enthalten würde, das nach n̄ar ausfällt, und wenn dabei das folgende wort konsonantisch anlautet, ferner vor jedem anderen perfektischen verb (in letzterem falle wird das passivum jedoch nicht aspiriert); n̄arəv wird gebraucht, wenn der satz als positiver das perf. zu is enthalten würde (das in n̄arəv schon ausgedrückt ist), und wenn dabei das folgende wort vokalisch oder mit f anlautet (vgl. dazu § 263a anm.).

Beispiele sind: ən ńī, n̄ax fēȷŕ̥ ə ĺaiəs, kȧfr̥ ē elń̥c „Was nicht geheilt werden kann, muss man ertragen“; wuəl n̥ l̄asŕ̥ krān̄, n̄ax wil wad æš šo „Der blitz schlug in einen baum, der nicht weit von hier ist“; dūrədr̥ ńī, n̄ar xōŕ ʒob „Sie sagten unpassende dinge“; šin ē n fȧr n̄ax xøn̄ə ə okl̥ „Das ist der mann, der sein wort nicht gehalten hat“; šin ē n ńī, n̄arəv ēȷŕ̥ lm̥ „Das war’s gerade, was mir nicht möglich war“.

2. Attributive konjunktionalsätze.

§ 587. Attributive konjunktionalsätze werden in der regel durch die konjunktion (bzw. gr̥, n̄ax, n̄ar) eingeleitet, z. b. tā ȧfēr orm̥ n̄ax vēdĭm n̥ ceŕəvīš šin ə jīnə ʒic „Ich bedauere, dass ich dir diesen dienst nicht erweisen kann“; tā fŭȧcçīs orm̥, gə mĭai bāšcəx agń̥ „Ich befürchte, wir werden regen bekommen“.

3. Attributive fragesätze.

§ 588. Die den attributiven fragesatz einleitenden wörter sind fragepronomina, die fragepartikel oder „ob“ (marə „ob nicht“) z. b. wil is at, ḱe ves n-ə kō-frinsə hŕēš nə bæn-riən šə? „Weisst du, wer der jetzigen königin auf den thron folgen wird?“; ḱē n āc, ə mŭȧ lȧt mē bŭȧnc əmáx n̥ tāŕńə? „Wo soll ich den nagel herausziehn?“; wil is agət mā fuəŕ šī n šūmrə rē? „Weisst du, ob sie das zimmer fertig gemacht hat?“


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