Die araner mundart/Die unmittelbaren bestimmungen des verbum finitum

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Zweites kapitel.
Die unmittelbaren bestimmungen des verbum finitum.
1. Das subjektswort.

§ 523. Das subjektswort ist – soweit es nicht überhaupt unausgedrückt bleibt (vgl. § 386–397) – ein substantivum oder pronomen und steht – abgesehen von den § 510b erwähnten fällen – im nominativ, z. b. fuəŕ pāriǵ bās „Patrick ist gestorben“; fuəŕ šē bās „Er ist gestorben“ (dagegen kørū ē „Er wurde begraben“).

§ 524. Hinsichtlich der stellung des subjektswortes gilt die regel, dass es – von dem satzeröffnenden fragewort und den § 525 zu behandelnden fällen abgesehen – im allgemeinen dem verbum unmittelbar folgt, falls nicht eine dem nomen vorausgehende attributive ergänzung, wie der artikel, das pron. poss., ein zahlwort oder gax, gax ilə, gax ēn „jeder“, dazwischentritt, z. b. bērə n̄ūrə ĺȧnəv „Nora wird ein kind gebären“; bērə n væn lȧnəv „Die frau wird ein kind gebären“; bērə mə væn ĺȧnəv „Meine frau wird ein kind gebären“; xuə šȧxt ń-ȧlə harm̥ „Sieben schwäne flogen über mich hinweg“; bĭai x ilə ʒinə ān̄ „Jedermann wird dort sein“.

§ 525. In sätzen, in denen die kopula is (bezw. , vgl. § 385) als verbum erscheint oder zu ergänzen ist (vgl. § 515 anm.), wird das subjektswort von dem verbum bezw. der dieses umschliessenden partikel durch das prädikatswort samt seinen eventuell vorhandenen näheren bestimmungen getrennt (vgl. hinsichtlich des prädikatwortes § 534), z. b. əs amədān ān-wōr ē „Es ist ein erznarr“; is miliš mil nə mȧx „Der bienenhonig ist süss“; n̥ bērlə mŭȧ ē šin? „Ist das gutes englisch?“; is bæn̄ijə torə də wrūn „Gebenedeit ist die frucht deines leibes“; is ȷokŕ̥ šin ə rā „Das ist schwer zu sagen“.

§ 526. Die § 524 gegebene regel erleidet jedoch auch ausser dem § 525 angeführten falle zuweilen eine ausnahme. So wird das dem verbum nach § 524 unmittelbar folgende subjektswort häufig dadurch getrennt, dass solche ausdrücke zwischen beide treten, die, als notwendig zum verbum gehörig, mit diesem einen einzigen begriff bildend empfunden zu werden scheinen, z. b. xuədr̥ əmū́ ə n-arū ən dā wuələ šə „Die beiden pakete sind verwechselt worden“; kiŕcr̥ ə wȧlə ē „Er wird nach hause geschickt (heimgesandt)“.

Diese konstruktion ist namentlich dann üblich, wenn das subjektswort ein pronomen ist, und das verbum passivisch gebraucht wird.

2. Das objektswort.

§ 527. Das objektswort ist ein substantivum oder pronomen und steht im akkusativ, soweit dieser von dem sonst eintretenden nominativ unterschieden wird, z. b. hŕeȷ šē ī „Er hat sie verlassen“; hŕeȷ šē ə væn „Er hat seine frau verlassen“; hŕəȷ [sic! hŕeȷ] ə væn ē „Seine frau hat ihn verlassen“.

§ 528. Für die stellung des objektswortes gilt im allgemeinen die regel, dass es dem subjektswort, falls ein solches überhaupt vorhanden ist, folgt und zwar nur durch ein diesem folgendes genitivisches oder adjektivisches attribut, ein demonstrativ-pronomen, oder durch eine ihm selbst dienende attributive ergänzung, wie den artikel, ein pron. poss., ein zahlwort oder gax, gax ilə, gax ēn „jeder“, getrennt wird, z. b. xøn̄iḱ mē šērləs „Ich habe Karl gesehen“; xøn̄iḱ mē ē „Ich habe ihn gesehen“; xøn̄iḱ mē bæn mə jŕāhr̥ „Ich habe meine schwägerin gesehn“; fuəŕ m æhŕ̥ bās „Mein vater ist gestorben“; fuəŕ pāriǵ mōr bās „Der grosse Patrick ist gestorben“; fuəŕ bæn mə jŕāhr̥ bās „Meine schwägerin ist gestorben“; ȷīnn̥̄ n̥ fȧr šə brōgə „Der mann da macht schuhe“; ə wakə tū n c-æspəg? „Hast du den bischof gesehen?“; ə wakə tū mə wāhŕ̥? „Hast du meine mutter gesehen?“; xøn̄iḱ mē šȧxt ń-ȧlə „Ich habe sieben schwäne gesehen“; īm x ilə hōŕc biə „Ich esse jede speise“.

§ 529. Die § 528 hinsichtlich der stellung des objektswortes aufgestellte regel erleidet nicht selten eine ausnahme, insofern, als noch andere als die dort angeführten wörter bezw. wortarten zwischen das subjekts- und objektswort, bezw. zwischen das verbum und objektswort treten, und zwar namentlich:

a) mit präpositionen verbundene substantiva oder pronomina, wenn das verbum ein imperativ ist (s. § 530);
b) ausdrücke, die als notwendig zum verbum gehörig, mit diesem einen einzigen begriff bildend empfunden zu werden scheinen, vgl. § 526 (s. § 531);
c) adverbiale ausdrücke, zumal solche der art, auf die ein besonderer nachdruck gelegt wird (s. § 532).

§ 530. Beispiele für die § 529a aufgestellte regel sind: tor m̥ iəsəxt də rāsūŕ! „Leihe mir dein rasiermesser!“; tōŕ gə ń ȧr ə ĺauər! „Gieb dem manne das buch!“; beŕ lȧt ē šin! „Nimm das mit!“; bŭæn ȷīm n̥ t-uələx šə! „Nimm mir die last ab!“; tōŕ ām də šḱiən! „Hole mir dein messer!“

§ 531. Beispiele für die § 529b aufgestellte regel sind: tuǵī ə wȧlə agī fēn nə ḱlēv šə! „Nehmt die körbe da mit nach hause!“ („heimbringen“); ə dugn̥̄ tū wæc iəsəxt də šḱinə? „Verleihst du dein messer?“ („abgeben“); ńī hōkə šē suəs ə møā́xn̥ šin „Er wird dieses gewicht nicht aufheben“; kiŕ ə n-aurdū ē! „Bringe das in ordnung; Ordne das!“

§ 532. Beispiele für die § 529c aufgestellte regel sind: d æn mē gə h-ēskə ē „Mit leichtigkeit erkannte ich ihn“; ńī jīnəd gə h-ēg ē „Nicht für die welt werde ich das thun“; klyšĭm əǵ ēgȳn ī „Ich höre sie klagen“.

3. Das prädikatsnomen und prädikatspronomen.

§ 533. Das prädikative adjektivum kann durch die verben tāĭm (vgl. § 384) und is (vgl. § 385) mit dem subjektsworte verknüpft werden, das prädikative nomen und pronomen dagegen nur durch das verbum is. Der gebrauch von tāĭm beschränkt sich jedoch auch beim adjektivum seiner grundbedeutung gemäss auf die fälle, in denen ein zustand prädiziert wird, wie in tā n dorəs dūntə „Die thür ist geschlossen“, tā ə h-ēdn̥ atī „Ihr gesicht ist geschwollen“, tā n auən̄ rōcə „Der fluss ist zugefroren“ etc. Wie sich aus den angeführten beispielen ergiebt, folgt das mit tāĭm verbundene prädikatsadjektiv dem subjektswort, von dem es nur durch ein zu dessen ergänzung dienendes adjektivisches oder genitivisches attribut oder pronomen demonstrativum getrennt werden kann, wie in den sätzen tā dorəs n̥ cī dūntə „Die hausthür ist geschlossen“, tā n dorəs šə dūntə „Die thür da ist geschlossen“.

§ 534. In sätzen, in denen die kopula is (bezw. , vgl. § 385) als verbum erscheint oder zu ergänzen ist (vgl. § 515 anm.), folgt das prädikatsnomen bezw. prädikatspronomen unmittelbar dem satzeröffnenden verbum bezw. dem dieses umschliessenden worte, z. b. is bæn̄ijə hū „Du bist gebenedeit“; is fȧr borəb ē „Er ist ein unhöflicher mann“; is din uəsl̥ ē „Er ist ein gentleman“; is fȧrīn ān-ȷȧs ē „Er ist ein reizender mann“; n̄ax dāl̄ ē? „Ist das nicht dumm?“

§ 535. In derartigen sätzen wird es vermieden, dem prädikatsnomen den artikel oder ein possessives pronomen vorausgehen oder ein genitivisches attribut folgen zu lassen. Zu diesem zwecke wird das prädikatsnomen zum subjekt des satzes gemacht und ihm ein mit ihm im genus kongruierendes pronomen personale voraus- und das eigentliche subjekt appositionsartig nachgestellt, z. b. š ē miən mə xrī, təbák „Der wunsch meines herzens ist das, tabak“, d. h. „Tabak ist der wunsch meines herzens; Tabak geht mir über alles“; š ē mə nāwəȷ ē „Er ist mein feind“; š ī plūr nə mæn ī „Sie ist die blume der frauen“; š ē ūkaȷə nə mæn klȧn̄ ə vŕe „Es ist die bestimmung der frauen, kinder zu gebären“.

§ 536. Wenn das prädikatsnomen ein mit einem adjektivischen attribut versehenes substantiv ist, so erfordern beide gleich viel aufmerksamkeit. Die ganze verbindung neigt sogar dazu, einen einzigen begriff zu bilden, z. b. is fȧr dāl̄ ē „Er ist ein blinder mann; Er ist ein blinder“; is fȧr borəb ē „Er ist ein unhöflicher mann; Er ist ein grobian“.

Soll jedoch das adjektivische attribut besonders hervorgehoben werden, so tritt es unmittelbar hinter das satzeinleitende verbum bezw. die dieses umschliessende partikel. Das in diesem falle stets mit dem artikel versehene substantiv wird sodann zum subjekt, und das logische subjekt folgt diesem als apposition, z. b. is mŭȧ n̥ kȧlīn n̄ūrə vøg „Die kleine Nora ist ein artiges mädchen“; n̄ax donə n aŋkəŕə ī šin? „Ist das nicht ein schlechter anker?“; is bīn̄ n̥ t-ōrān ē šin „Das ist ein melodisches lied“.

4. Adverbiale bestimmungen des prädikats.

§ 537. Die adverbialen bestimmungen des prädikats sind in geringem umfange wirkliche adverbien wie əníš „jetzt“, hænə „bereits“ etc., häufiger adjektive mit dem präfix , wie gə h-ēskə „leicht, mit leichtigkeit“, in den meisten fällen substantiva oder pronomina mit präpositionen, wie beispielsweise eŕ ə maurd „auf dem tisch“.

§ 538. Die adverbialen bestimmungen stehen in der regel am ende des satzes, z. b. kiŕə šib ə ŋølə æs aurdū „Ihr werdet euch den magen verderben“; fuəmnīn̄ tøsə gə kōrūl „Du hast eine korrekte aussprache“; wil də wincŕ̥ əlúg gə mŭȧ? „Sind die deinigen alle wohl?“

§ 539. Dieses stellungsgesetz erleidet fast immer eine ausnahme, wenn das objektswort ein pronomen personale ist. In diesem falle bildet letzteres den schluss des satzes, z. b. feḱə mē əmā́rəx hū „Ich werde dich morgen sehen“; d æn mē gə h-ēskə ē „Ich habe ihn mit leichtigkeit erkannt“.

§ 540. Treffen mehrere adverbiale bestimmungen zusammen, so bilden die der zeit in der regel den schluss; diesen gehen die des ortes und diesen wieder alle anderen, wie der art und weise, des grundes etc., voraus, z. b. xuə n̥ wāšcəŕȧs əmáx əníš „Die frau (meisterin) ist gerade ausgegangen“; wil šē g ām agət əníš? „Passt es dir jetzt?“; vī mē ə ŋȧĺə əńú „Ich war heute in Galway“.


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