Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: Die alte Brücke
Untertitel:
aus: Gedichte, Seite 82–83
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: H. Haessel
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google-USA* = Commons
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[82]

Die alte Brücke.

Dein Bogen, grauer Zeit entstammt,
Steht manch Jahrhundert außer Amt;
Ein neuer Bau ragt über dir:
Dort fahren sie! Du feierst hier.

5
Die Straße, die getragen du,

Deckt Wuchs und rothe Blüthe zu!
Ein Nebel netzt und tränkt dein Moos,
Er steigt aus dumpfem Reußgetos:

Mit einem luftgewobnen Kleid

10
Umschleiert dich Vergangenheit

Und statt des Lebens geht der Traum
Auf deines Pfades engem Raum.

Das Carmen, das der Schüler sang,
Träumt noch im Felsenwiederklang,

15
Gewieher und Drommetenhall

Träumt und verdröhnt im Wogenschwall.

Der Kaiser ritt auf deinem Steg,
Du warst nach Rom der arge Weg,
Und Parricida[WS 1], frevelblaß,

20
Ward hier vom Staub der Welle naß.


[83]
Du brachtest nordwärts manchen Brief,

Drin römische Verleumdung schlief –
Gemengt mit Söldnern beuteschwer
Schlich Pest und schwarzer Tod daher!

25
Vorbei! Vorüber ohne Spur!

Du fielest heim an die Natur,
Die dich umwildert, dich umgrünt,
Vom Tritt des Menschen dich entsühnt!

Anmerkungen (Wikisource)

  1.  
    Mehr über Parricida (lat.: Hochverräter / Verwandtenmörder) erfährst Du im entsprechenden Artikel der freien Enzyklopädie Wikipedia.