Die Weinprobe
Was für ein Bild, wenn tücht’ge Männer,
Wie es so viele giebt am Rhein,
Beisammen sind, damit als Kenner
Sie prüfen einen edlen Wein!
Die Richter selbst im Reichsgericht,
Wenn prüfend sie beisammen sitzen,
So ernst und würdig sind sie nicht!
O große, weihevolle Stunde,
Was in des tiefen Kellers Grunde
Im Lauf der Jahre still gereift! –
Wenn dann das Glas wird hochgehalten,
Daß schön darin erglänzt das Gold,
Sein kenntnisreiches Urteil zollt!
Sich solche Kenntnis zu erringen,
Ist nicht so leicht auf dieser Welt;
Darin zu etwas es zu bringen,
Daß man, nur nippend an dem Glase,
Jahrgang und Wert sogleich erkennt,
Bedarf es einer Zung’ und Nase,
Die jeder nicht sein eigen nennt.
Als Laie in solch einen Kreis,
Zeig’ dich als klugen Diplomaten,
Der nie verrät, daß er nichts weiß.
Willst du geziemend dich betragen,
Nimm dich in acht, etwas zu sagen,
Spitz’ deine Ohren, schweig und – trink!
J. Trojan.