Die Wein’ un˜ der Bachus

(Weitergeleitet von Die Wein un der Bachus)
Textdaten
<<< >>>
Autor: Franz von Kobell
Illustrator: Carl Hermann Schmolze
Titel: Die Wein’ un˜ der Bachus
Untertitel:
aus: Fliegende Blätter, Band 1, Nr. 11, S. 84–85
Herausgeber: Kaspar Braun, Friedrich Schneider
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1845
Verlag: Braun & Schneider
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: MDZ München = Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[84]
Die Wein’ un ̃ der Bachus.
(Pfälzisch.)



Die Wein’ sin amol zum Bachus kumme ̃
Un ̃ habe ̃ ’n um a Entscheidung gebitt’t,
Er soll ihne ̃ saache ̃ uf Wort un ̃ Ehr,
Weller vun ihne ̃ der vornehmschte wär’.

5
Der Bachus hot gsacht, ihr liebe Kinner,

Den Gfalle ̃ den will ich euch wohl thu ̃,
Es schick’ nor a jeder a kleen’s Deputat,
Nocher halt’ ich a Prüfung im große ̃ Rath.

Deß ware ̃ die Wein’ natürlich zufriede ̃,

10
Un ̃ Gsandte sin ̃ kumme ̃ vun aller Welt,

Un ̃ ’s hot nor gewimmlt vun Glanz un ̃ vun Pracht,
Denn der kleenschte der hot sein ̃ Staat gemacht.

Un ̃ ’m Bachus sei ̃ Ceremoniemeschter
Der hot ihne ̃ gsacht, wann die Prüfung is,

15
Geht jeder, so wie ’m gewunke ̃ werd seyn,

Beim König ganz still in die Gorgl ’enein.

Un ̃ richtich! so wie der Tag is gewese ̃,
So hot der Bachus der Reih’ noch gewinkt,
Deß erschte, deß ware ̃ die Herrn vum Rhein,

20
Die sin ̃ dann stolzirt wie die Ferschte ̃ ’enein.

[85]

Dernocher sin ̃ glei ̃ die Burgunder ’kumme ̃
Un ̃ die Bordeaux mit ihr’m rothe ̃ Talar, –
Do habe ̃ die Grieche ̃ schun Gsichter gemacht
Un ̃ habe ̃ die Fremde gar scheel betracht’t.

25
Un a alter Muschkat vun der Insl Samos

Der hot gesacht zum a Malvasir,
Geb’ Acht die Franzose ̃ mit ihr’m Geschwätz
Die krieche ̃ heilig die erschte ̃ Plätz’.

Un ̃ der Bachus der hot ’m Champagner gewunke ̃,

30
Der war wie a rechter Stutzer geputzt,

Besetzt mit Topase ̃ die Knöpp’ am Frak
Un ̃ a Perle ̃schnur an sein’m Chapeau claque.

Er is mehr getanzt als daß er is ’gange ̃
Un ̃ hot noch gesumst so a Stück vun a Lied,

35
Do habe ̃ die annre ̃ gemormlt: wie grob!,

Der hot aach de Großmogl in sein’m Kopp.

 Jetz’ hot der Bachus gerufe ̃: Tokayer!
Do is der natürlich gar wichtich ’enein,
A kleener Mann, ganz kuprich un ̃ roth,

40
Zwee Husare ̃ hinner ’m noch ungrischer Mod’.


D’ruf hot der Bachus nimmer gewunke ̃,
Es war a langi peinlichi Paus’
Un ̃ er hot sich als bsunne ̃ un ̃ hot sinnirt
Un ̃ wie a rechter Gelehrter studirt.

45
Un ̃ wie’s halt geht mit dem dumme ̃ Studire ̃,

So kummt ’m der Schlof un ̃ er duslt ei ̃,
Jetz’ stellt euch die Angscht un ̃ die Ungeduld vor
Vun dem übrige ̃ diplomatische ̃ Corps. –

„Do gilt es a Lischt“ sächt a Piesporter Junker

50
Un ̃ rumplt ’m König durch’s offene Maul!

Deß war a Signal un ̃ Alles will ’nei ̃
Un ̃ kenner der letschte Vergessene sei ̃.

O Mord un ̃ Spetakl, was war deß a Drucke ̃,
Die Grieche ̃, wie Feuer vor Aerger un ̃ Zorn,

55
Un ̃ die Franke ̃, die aach nit vun Huzle ̃ gemacht,

Die habe ̃ sich grose Sottise ̃ gesacht.

Ke ̃ Rücksicht, ke ̃ Schonung war do mehr zu finne ̃,
Die Spanier allee ̃ ware ̃ noch im e ̃ Tackt
Un ̃ habe ̃ die Lacrimae Christi gebitt’,

60
„Ei geben Se vor, mir kumme ̃ schun mit.“ –


Un ̃ der Bachus der hot als gschlofe ̃ un ̃ gschlofe ̃
Un ̃ die Herold die habe ̃ gewart’t und ̃ gewart’t,
Um laut zu verkündige ̃ überall,
Wie dann gefalle ̃ ’m König sei ̃ Wahl.

65
Jetz’ endlich erwacht er, un ̃ wie er’s soll sage ̃,

Derwell’ dann der erschte vun all’ denne ̃ Wein’,
So denkt er in Lieb’, un ̃ deß war wohl aach gscheut,
„Was soll ich een kränke ̃, sin All’ liebe Leut’,

„Un ̃ soll ich’s dann wege ̃ ’me Wörtche ̃ risquire ̃,

70
Daß mancher werd sauer un ̃ kahnig vor Gram?“

Nee, denkt sich der König, un ̃ hot halt nix gsacht,
Als daß ’m die Prüfung Vergnüge ̃ gemacht.

Un ̃ weil er halt gar nix sunscht sage ̃ hot wolle ̃
Der gute un ̃ liebe un ̃ freundliche Mann,

75
Un ̃ so weeß mer noch bis uf die Stund’ nit gewiß,

Derwell’ vun de ̃ Wein’ der vornehmschte is.

(Aus Franz v. Kobells Gedichten.)