Textdaten
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Autor:
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Titel: Die Weihnachtsfee
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 51, S. 844–845, 863–864
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[844–845]

Die Weihnachtsfee.
Originalzeichnung von Erdmann Wagner.

[863] Die Weihnachtsfee. (Mit Illustration S. 844 und 845.) „Die fröhliche, selige Weihnachtszeit“, auf welche sich alljährlich so unzählige Kinder und Elternherzen schon Monate lang vorher freuen, ist leider für wohl ebenso viele Kinder und Eltern weder eine fröhliche noch eine selige Zeit. Kein mit Aepfeln, Birnen und vergoldeten Nüssen, mit süßem [864] Backwerk, Flitter und Glaskugeln geschmückter „Christbaum“ strahlt in den Wohnungen der Armen den frierenden und hungernden Kindern, kein Glückesjubel, kein fröhliches Weihnachtslied ertönt da, wo man nur die Noth und Sorge des Lebens, nicht aber seine Freuden kennt.

Bisweilen aber geschieht es wohl, daß – gleich der gütigen Fee des Zaubermärchens – ein Engel in Menschengestalt sich der Hütte der Armuth naht und Trost und Hilfe, Freude und Glück in dieselbe trägt. Solch eine Scene schildert das schöne Bild unseres talentreichen Malers Erdmann Wagner. Die Familie, welche in dem kleinen ärmlichen Stübchen haust, hat offenbar einst bessere Tage gesehen. Aber die lange Krankheit des Ernährers der Familie und sein erst vor Kurzem erfolgter Tod haben nach und nach die Ersparnisse der armen Wittwe aufgezehrt.

Bittere Noth, Mangel und Elend herrschen daher jetzt im Stübchen der Armen, und keine Aussicht auf eine Besserung ihrer entsetzlichen Lage ist vorhanden. Da plötzlich öffnet sich die Thür und die gütige Fee, der Engel in Menschengestalt, die edle junge Gattin des benachbarten Gutsherrn, erscheint mit ihrem etwas scheu auf die ungewohnte Scene blickenden Töchterchen und bringt Trost und Hilfe für die Kranke und ihre Pflegerin, Freude und Glück für die Kinder.

Es ist ein schönes, aus dem Leben gegriffenes Bild, denn – Gott sei Dank! – der Sinn für Wohlthätigkeit und Unterstützung Armer und Hilfsbedürftiger ist unter den deutschen Frauen allgemein verbreitet und gereicht ihnen für alle Zeiten zur schönsten Zierde und Ehre.