Die Versilberung
DIE VERSILBERUNG
Mein Hirn ist draußen auf dem Meer
Im nassen Wind auf dem Segelschiff.
Wasser, Wasser.
Es planscht.
Er will zu mir.
Ich hör’ ihn tapern auf der Stiege –
Möven hacken sich Futter
Von seinem Scheitel.
Ich schlottre im braunen Mantel.
Er schüttelt mir die Hand.
Ich nicke. Er hustet.
Die Schiffsglocke bimmelt.
Der Tapergreis quetscht meine Daumen,
Einen nach dem andern,
Und horcht in mein Antlitz –
Sein Auge stochert in dem meinen,
Ein fauler Fisch
Hebt schleimigblau
Sein Moderhaupt aus dem Schlamm –
Die Möven kreischen durchs Gemach
– Als ich erwachte, seufzte tief das Meer
Und stierte nach dem Mond. Bei mir im Boot
Saß bockstarrsteif der Tapergreis,
Doch silbern jetzt, mit einem Silberhelm
Ich griff nach ihm, und griff in leere Luft ..
Doch hatt’ es abgefärbt,
Denn meine Hand, sie war versilbert
Wie eine Weihnachtsflitternuß.
In Silberadern rinnt dein Silberblut
Und keiner Möve gibst du Nahrung mehr –
Im Silbermondlicht wohnst du hier,
Du Silberner, und hast nichts, hoffst nichts, willst nichts
Er sprach: Du bist so schauderhaft,
So göttlich scheußlich und abscheulich,
Ganz ekliche Geburtswehn nur – dein Antlitz
Zerschmettert und verkohlt von Gier und Wahnsinn –
Von schmutzigem Schotter und von Riesenspinnen.
Von Regenwürmern und von Kellerasseln –
Du bist verrückt, du Göttlicher – du lebst!
Versilbert mußt du werden!
Auf meine Brust, und färbte mir die Nase
Mit Silberküssen, und ich fühlte hart
Den Silberhelm die Stirne mir halbieren.
nach Alfred Mombert