Die Vögel in meinem Garten in Illinois

Textdaten
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Autor: F. B. Bernays
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Titel: Die Vögel in meinem Garten in Illinois
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aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 173–174
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Die Vögel in meinem Garten in Illinois.

Es ist ein stiller, traulicher Platz, mein Garten, wie er sich für einen träumerischen alten Mann eignet, der den Rest seiner Tage in Ruhe und Zurückgezogenheit zuzubringen gedenkt. Einige gut gehaltene Rasenstücke, von alten und großen Obst- und Zierbäumen überschattet, viele Centifolien, remontirende Rosen- und Syringenbüsche und im Sommer auf beiden Seiten der Wege eine ziemliche Anzahl von Granaten-, Oleander-, Orangen- und Feigenbäumen in höchst primitiven Gefäßen, eine große Porch hinter dem Hause, mit mächtigen Schlingpflanzen überwachsen – das ist Alles, und doch möchte ich nicht meinen einfachen Garten mit manchem andern, der prachtvoll und mit großen Kosten angelegt wurde, vertauschen. Im Mai, wenn die Syringen-, Aepfel-, Kirschen- und Pfirsichbäume in Blüthe stehen, und dann gar in seiner Glanzzeit im Juni, wenn die Rosen blühen, eine mächtige Bignonie im Hintergrunde mit weißen Bouquets bedeckt ist, weiter vorn die Granaten und Oleander in Scharlach und Rosenfarbe wahrhaft glühen und ganz vorn ein stattlicher Baum, dessen Namen ich nicht kenne und von dem ich das Samenkorn aus Nicaragua erhielt, seine enormen citrongelben Blüthenbüschel wie Feuerflammen aus dem dunkelgrünen Laube in die Höhe streckt, dann erlaube ich mir sogar ein wenig stolz auf mein Tusculum zu sein. Wenn dann auch hier und da eine schwarze Schlange eine Erdbeere von den Beeten nascht, so möge das die schönen Leserinnen nicht abschrecken einzutreten und sich ein Sträußchen zu pflücken, wenn sie die Lust dazu anwandeln sollte, da diese Schlangen schon sehr selten geworden und unschädlich sind.

Was mir aber meinen Garten vor Allem lieb und werth macht, sind außer dem dichten kühlen Schatten, den er in unseren heißen Sommermonaten spendet, meine lieben Singvögel, von denen sich eine große Menge von mancherlei Arten unter meinem Schutze in den Bäumen und Büschen angesiedelt hat, aber ich bin auch nicht wenig um sie besorgt und bemühte mich, ihnen ihren Aufenthalt so sicher und angenehm zu machen, wie es mir nur immer möglich war. So habe ich an allen geeigneten Orten Brütkästchen angebracht, streue ihnen zuweilen Körnerfutter oder Mehlwürmer und tödte alle fremden Katzen und sonstige Raubthiere, welche sich in den Garten wagen, nachdem ich meine beiden großen schwarzen Katzen mit vieler Mühe gewöhnt, daß sie ganz gravitätisch im Garten spazieren, ohne sich nur darnach umzusehen, wenn die Vögelchen vor ihnen im Grase herumhüpfen. Meine kleinen Schützlinge entschädigen mich aber reichlich für die ihnen gewidmete Sorgfalt dadurch, daß ich ihre schönen Formen und Farben ganz in der Nähe betrachten, ihr lustiges Liebesleben, sowie ihre kleinen Haushaltungssorgen beobachten und mich den ganzen Tag an ihrem zum Theil vortrefflichen Gesange erfreuen kann. Sie sind alle im Laufe der Zeit mehr oder weniger zahm geworden.

Von diesen meinen kleinen Schutzbefohlenen will ich heute ein wenig erzählen, und zwar der Reihe nach, wie sie im Frühjahr aus ihrem Winteraufenthalt im Süden zurückkommen.

Schon im Anfange des Februar, wenn der Südwind Schnee und Eis ein wenig schmelzen macht, lassen sich die melancholischen Noten des Blauvogels hören, und er bleibt dann hier, wenn auch später wieder wochenlang Alles in hartem Froste erstarrt. Es geht ihm dann zuweilen herzlich schlecht, und Gott weiß, wie er sein Bischen Nahrung finden mag, wenn es noch keine Insecten giebt und der Grassamen, den er aus Noth aufsucht, von den Winterstürmen verweht ist. Man hört dann auch überall den leise klagenden Gesang dieser armen Vögel, der beim wirklichen Eintritt des Frühlings gänzlich verstummt. Als die zuerst Ankommenden nehmen sie das Prioritätsrecht in Anspruch, sich die bequemsten und am besten gelegenen Nistplätze auszusuchen, und es finden darüber jedesmal hitzige Streitigkeiten mit den später Kommenden statt. Es sind kleine rundliche ungefähr fünf Zoll lange Vögel; Kopf, Rücken, Flügel und Schwanz schön mittel- oder königsblau. Brust und Bauch beim Männchen rostroth, beim Weibchen bläulichgrau. Ihr Gesang ist nicht angenehm genug, um sie deswegen im Käfige zu halten, und ihre schönen Farben allein konnten mich nicht dazu veranlassen, da ich sie zur Genüge den größten Theil des Jahres im Garten und auf allen Straßen sehen kann.

Um mehr als einen Monat später, wenn die Sonne schon an einzelnen Tagen ihre belebende Wärme fühlen läßt, kommt der Robin redbreast aus seinen Winterquartieren hier an, muß aber manchmal noch, ebenso wie der Blauvogel, bittere Noth leiden, da um diese Zeit weder Würmer und Insecten noch Baumfrüchte, welche seine gewöhnliche Nahrung bilden, aufzufinden sind, und er sich in der Zwischenzeit mit allerhand Nothbehelfen kümmerlich durchbringen muß. Es geht deswegen auch jedes Jahr eine Menge dieser Vögel zu Grunde, aber immer bleiben noch mehr übrig, als den Winzern lieb ist, da sie zwar nicht schaarenweise wie die Staare, jedoch einzeln in großer Menge in die Weinberge einfallen und großen Schaden an den reifen Trauben anrichten. Es gehört dieser Vogel zum Geschlecht der Drossel und ist ungefähr neun Zoll lang; Kopf, Rücken, Flügel und Schwanz sind graubraun, Brust und Bauch rostroth. Sein Gesang, wenn man seine kurz abgebrochenen, rauh klingenden Töne so nennen darf, ist nichts weniger als angenehm.

Der Vogel hält damit oft eine halbe Stunde lang an und besonders am Abend, bevor er sich zur Ruhe begiebt, singt er lebhaft. Wenn nun schon seine Stimmmittel manches zu wünschen übrig ließen und er sich im Herbste an den Trauben meiner Rebelaube mehr zu schaffen macht, als recht und billig wäre, so möchte ich doch nicht gern das Pärchen missen, welches schon seit manchem Jahre in einem Virginia Creeper (Bignonia radicans) in meinem Garten nistet und brütet, da diese befiederten Gäste ganz außergewöhnlich zahm und zutraulich sind, und zwar so sehr, wie ich dies noch bei keinem anderen Vogel in der Freiheit bemerkte. Er weicht nicht vom Platze, wenn ich hart an ihm vorbeigehe, folgt mir auf Schritt und Tritt im Garten nach, wenn ich etwas im Boden arbeite, und liest alle Würmer, Insecten und Larven, die sich in der frisch aufgeworfenen Erde vorfinden, gierig auf.

Ziemlich zugleich mit dem Robin redbreast erscheint die Prairielerche, ein Mittelglied zwischen Lerche und Wachtel, ungefähr sieben Zoll lang mit etwas hohen Beinen, ziemlich langem Schnabel und ganz kurz abgestutztem Schwänzchen, ein etwas plumper rundlicher Vogel, auf dem Kopfe, dem Rücken und den Flügeln hellbraun mit etwas dunklerer Zeichnung, ungefähr wie die europäische Wachtel, an Brust und Bauch lebhaft goldgelb, das Männchen mit glänzend schwarzem Barte; beim Weibchen ist das Gelb am Bauche weniger lebhaft. Auch dieser Vogel darf nicht zu den Virtuosen ersten Ranges gerechnet werden, obschon die Eingeborenen, die mit einem eigenthümlich musikalischen Sinn begabt sein müssen, seinen Gesang, der nur aus einigen weinerlich klingenden, oft wiederholten Noten besteht, angenehm finden. Er hält sich übrigens nur bei seiner Ankunft in den Gärten nahe bei den Wohnungen auf und nimmt seinen Sommeraufenthalt auf dem Ackerfelde und den weiten Prairien.

Sobald im April die ersten warmen Tage eintreten, kommen die schwarze und rothflügeligen Staare, der Spottvogel und die Rothdrossel an. Nur die beiden letzten Arten nehmen theilweise ihren bleibenden Sommeraufenthalt in den Gärten, während die ersten sich nur ein paar Tage lang darin herumtreiben und bald das Weite suchen. Etwas später, aber immer noch bevor die Obstbäume blühen und die anderen Bäume belaubt sind, hört man einen kleinen, unscheinbar grauen Vogel singen. Sein Gesang besteht aus einer Strophe von fünf bis sechs lang angehaltenen Noten und hat einigermaßen Aehnlichkeit mit jenem der Walddrossel. Das Vögelchen scheint nur auf der Durchreise nach weiter nördlich gelegenen Ländern hier Rast zu halten, da man schon vierzehn Tage später seinen reizend schönen Gesang vermißt und den Sommer über nicht mehr zu hören bekommt.

Wenn nun aber in den ersten Tagen des Mai der Frühling mit Macht und wie mit einem Zauberschlage eintritt und sich Bäume und Büsche in wenigen Tagen mit Grün und Blüthen schmücken, kommen auch mit ihm zu Hauf die Sänger, die ihn verherrlichen helfen. Es sind dies so viele und mannigfaltige, daß ich mich nur auf diejenigen beschränken muß, die sich durch ihren Gesang und ihr schönes Gefieder besonders bemerklich machen. Es sind dies hauptsächlich:

Der Baltimore-Oriol, Kopf, Flügel und Schwanz schwarz mit gelber Zeichnung, Brust und Bauch orangeroth, oder besser gesagt: feuerfarbig; das Weibchen etwas weniger lebhaft gefärbt. Bei seiner Ankunft stehen gewöhnlich schon die Aepfelbäume in voller Blüthe, und er ist dann den ganzen Tag über beschäftigt, [174] eine Blüthe nach der andern nach den darin hausenden Käferchen und kleinen Insecten abzusuchen, läßt aber dabei fortwährend seinen glockenreinen flötenden Gesang hören, dessen hauptsächlichste Strophe wie: „Tiu, Tiu Ti“ lautet. Von seiner beständigen Beschäftigung mit den Aepfelblüthen nimmt er deren Geruch so vollständig an, daß eine präparirte Haut dieses Vogels drei Monate nachher, nachdem ich ihn getödtet hatte, ganz den intensiven Duft dieser Blüthe beibehielt. Im Käfige ist er nicht wohl zu erhalten, da er sich blos von äußerst kleinen Insecten nährt. Ein Versuch, drei Junge aufzuziehen die ich noch fast nackt aus einem Neste in meinem Garten genommen hatte und in einem Käfige an das offene Fenster stellte, mißlang ganz und gar. Sie nahmen durchaus kein Futter, welcher Art es auch sein mochte, von mir an, wurden aber getreulich von den beiden alten Vögeln, welche den ganzen Tag ab- und zuflogen, geätzt und gefüttert, bis sie vollkommen flügge waren, und es blieb mir am Ende nichts übrig, als den Käfig zu öffnen und ihnen die Freiheit zu geben. Wahrhaft zu bewundern ist die Art des Nestbaues dieser Vögel. Sie hängen es, fest angeknüpft, in der Form eines Beutels an die äußerste Spitze eines Zweiges, hoch oben in die Baumwipfel. Die Innenseite des Beutels ist zu einer Art Filz von dem zartesten Moose und der feinsten Pflanzenwolle zusammengewirkt. Das Ganze ist ein kleines Meisterwerk.

Der Gartenoriol, ein sehr zierlicher, schlanker Vogel von gleicher Größe wie der vorige, überall lichtgelb mit kleinen braunen Federspitzen. Die Füße und der Schnabel sind bläulich. In seiner Lebensart hat er viel Aehnliches mit dem Baltimore-Oriol, seine Stimme ist aber bei weitem nicht so wohllautend, obwohl er mehr und anhaltender singt als jener. Ein langer Vogel dieser Art, den ich aufzog und mit gefangenen Stubenfliegen und kleinen Raupen ernährte, war ein trefflicher Turner.

Von dem Catbird habe ich schon an einem andern Orte gesprochen, und es bleibt hier nur noch zu erwähnen, daß außer ihm noch mehrere zum Geschlechte der Motacillen gehörige grasmücken- und bachstelzenartige Vögel meistens von grau und braun gemischten matten Farben ihre Sommerresidenz in den Gärten nehmen. Alle haben einen mehr oder weniger vortrefflichen Gesang, wenn auch keiner jenen des Catbird erreicht.

Ein außerordentlich niedliches und zierliches Vögelchen ist unser amerikanischer Zaunkönig, kaum vier Zoll lang, überall rothbraun mit schwarzen, fein gewellten Querlinien. Es trägt den Kopf und sein kurzes Schwänzchen immer stolz und steilrecht aufgerichtet, läßt von Morgens früh bis spät Abends fortwährend seinen dem Buchfinkenschlag ähnlichen Gesang hören und baut sein Nestchen in die Mauerlücken an den Häusern und Stallungen. Während einer langwierigen Krankheit, die mich einen ganzen Sommer lang in’s Zimmer bannte und während der ich den größten Theil des Tages im Schaukelstuhle am offenen Fenster zubrachte, hatte ein Pärchen dieser Vögel sein Nest hart neben meinem Fenster in ein kleines Loch in der Mauer gebaut, und ich gewöhnte sie nach und nach, mir gefangene Fliegen aus der Hand zu nehmen; das Männchen setzte sich zuweilen auf die Stuhllehne oder auf die Krempe meines Hutes und schmetterte lustig sein kleines Lied.

Schon zweimal während meines hiesigen Aufenthaltes kamen im Frühjahre große Flüge des Seidenschwanzes. Sie waren ganz der europäischen Art ähnlich und hatten ebenfalls jene kleinen hornartigen scharlachrothen Plättchen an den Flügelspitzen; nur kann ich mich nicht mehr mit Bestimmtheit erinnern, ob der europäische Seidenschwanz ebenfalls das breite gelbe Band über der Schwanzspitze hat, welches ich an denjenigen bemerkte, welche uns hier ihre kurzen Besuche abstatteten. Einmal kamen auch im Frühjahre auf wenige Tage Schaaren von Kreuzschnäbeln. Im Garten wimmelten alle Bäume von ihnen. Sie waren aber etwas kleiner, als ihre in Europa lebende Geschlechtsverwandten und ihr Gefieder auf schwärzlichem Grunde überall unregelmäßig dunkelroth, gelb und grün schattirt.

Von den aus Europa nach St. Louis und Belleville importirten Spatzen hatten sich auch einmal einige in meinen Garten verirrt, sie blieben aber ebenfalls nicht lange, und es möchte wohl hier am Platze sein, mitzuteilen was ich von dem Schicksal der nach St. Louis gebrachte europäischen Singvögel und Sperlinge erfahren konnte. Vor einigen Jahren wurde nämlich der auf der Südseite der Stadt gelegene schöne, schattenreiche Lafayettepark mit einigen hundert Nachtigallen, Lerchen, Buchfinken, Hänflingen, Distelfinken, Kohl- und Blaumeisen und endlich mit einer gleichen Anzahl von Sperlingen besetzt. Nur den ersten Sommer hielten sich die Singvögel an diesem reizend schönen Platze, jedoch ohne zu nisten und zu brüten. Nur ganz wenig Meisen sind geblieben und haben schon mehrmals gebrütet. Von allen Uebrigen, mit Ausnahme der Spatzen, ist auch keine Spur mehr vorhanden. Auch diese letzten scheint der idyllische Aufenthalt im Lafayettepark nicht befriedigt zu haben, und sie haben ihr Hauptquartier drei Meilen davon entfernt, beinahe am Nordostende der Stadt in dem noch ziemlich baumlosen kleinen Hydepark und den umliegenden, dicht bebauten und bevölkerten Stadttheilen aufgeschlagen, wo sie sich bei ihrer bekannten Fruchtbarkeit nicht wenig vermehrt und bis jetzt noch nichts von ihrer alten Frechheit und Ungezogenheit eingebüßt haben. Obwohl man nun allgemein ihre Nützlichkeit als Vertilger schädlicher Insecten anerkennt, wird ihnen doch zum Vorwurf gemacht, daß sie alle hier einheimischen Singvögel aus dem Parke vertrieben haben.

Ueber meine lieben Colibris, die größte Zierde und den lebendigen Juwelenschmuck meines Gartens, werde ich später einmal einige Mitteilungen machen.

Die ganze kleine Vogelwelt in meinem Garten lebt in Eintracht miteinander, und diese wird nur zuweilen gestört, wenn irgend ein anderer Vogel der Domäne der Colibris, dieser kleinen Heißsporne, zu nahe kommt, was aber immer bald wieder geschlichtet ist. Ein anderer Fall ist es, wenn ein junger Vogel zu früh ausfliegen will, und zur Erde fällt, wo sich dann ein allgemeines Lamento erhebt, bis ich, aufmerksam darauf geworden, die vorwitzige kleine Creatur wieder in ihr Nest gesetzt habe. Hat sich aber gar eine fremde Katze im Gebüsch versteckt und einen jungen oder alten Vogel erschnappt, so kommt die ganze Republik in Bewegung und Aufruhr. Die blauen Häher erheben ihr Kriegsgeschrei, und darauf kommt aus allen benachbarten Gärten, was Schnäbel und Federn trägt, zur Verfolgung des Räubers zusammen, und die Häher setzen ihm mit derben Schnabelhieben dermaßen zu, daß schon zum Oefteren das arme Schlachtopfer wieder aus den räuberischen Krallen befreit und gerettet wurde. Die kleineren Vögel erheben ein großes Geschrei, wobei sich besonders die allerkleinsten, wie die wilden Canarienvögel und Herr Zaunkönig, durch ihre Bravour auszeichnen; es dauert dann manchmal bis zum Abend, bis Frieden und Ruhe wieder hergestellt, und die Aufregung sich gänzlich gelegt hat. Ueberhaupt herrscht mit eintretender Abenddämmerung Stille im Garten, wenn nicht ein Spottvogel-Nachtsänger die ganze Nachbarschaft durch seine abwechselnden Melodien wach erhält, oder – später im Sommer – Grillen und Cicaden ihr nächtliches Concert anstimmen.

F. B. B.