Die Ueberschwemmung in Hamburg

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Titel: Die Ueberschwemmung in Hamburg
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aus: Die Gartenlaube, Heft 4, S. 53, 68
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[53]

Die Sturmflut bei Hamburg am 22. Dezember vorigen Jahres.
Nach einer Originalzeichnung von Hugo Amberg.

[68] Die Überschwemmung in Hamburg, die am 22. und am 23. Dezember vorigen Jahres infolge einer Sturmflut daselbst so bedeutenden Schaden angerichtet hat, ist der Gegenstand der lebensvollen Skizzen H. Ambergs, die wir auf S. 53 und nebenstehend zur Abbildung bringen. Nach den Hamburger Tagesblättern hat die furchtbare Wirkung des jäh ausbrechenden Sturmes, der an der deutschen Nordseeküste in jenen Tagen sein verheerendes Unwesen trieb, in Hamburg diejenigen der Sturmflut des Jahres 1881 noch übertroffen. Am Sonnabend vor Weihnachten erfolgte der Ausbruch des Sturmes von Südwesten her, in der Nacht auf den Sonntag sprang er in Nordwest um. Nun wurden die hochgehenden Fluten der Elbe gegen die Wasserkante der Stadt getrieben. Mit rasender Schnelligkeit stieg das Wasser und begann die niedrig gelegenen Stadtteile unaufhaltsam zu überschwemmen. Während im Hafen selbst und auf der Elbe Jollen und Barkassen gleich Nußschalen zum Spiel der aufgepeitschten Wellen wurden, und ihren Führern nur zum Teil mit dem höchsten Aufwand der Kraft die schließliche Bergung am Ufer gelingen wollte –, während das schrille Pfeifen der den Strom befahrenden Dampfer vom Kanonendonner der Warnungsschüsse überhört ward, ergoß sich am Johannisbollwerk, an den Vorsetzen, dem Stubbenhuk, dem Neustadter Neuenweg und vielen anderen Stellen die Flut in die Straßen und füllte die Keller: dort arme Leute aus ihrer Wohnung vertreibend, hier die aufgestapelten Waren der Geschäftsleute zu deren schwerer Schädigung verderbend.

Die Überschwemmung in Hamburg am 23. Dezember vorigen Jahres.
Nach einer Originalzeichnung von Hugo Amberg.

Bis mittags 1¼ Uhr stieg das Wasser und erreichte am Flutmesser der St. Pauli-Landungsbrücke die außerordentliche Höhe 17 Fuß 11 Zoll. Aber obwohl der Sturm schon vorher nachgelassen hatte, war die von ihm verursachte Wassersnot mit dem Rückgang der Überflutung noch nicht überwunden. Auch die eifrige Thätigteit der Feuerwehr, deren sämtliche Spritzen zur Entwässerung der betroffenen Wohnungen und Keller benutzt wurden, konnte nur teilweise, obgleich sie die Nacht zum Montag durcharbeitete, den an sie gerichteten Ansprüchen genügen. Zum Glück sind Menschenleben nicht zu beklagen, aber der erwachsene Schaden ist außerordentlich groß. Kohlenfahrzeuge, Jollen und Leichter sind in größerer Anzahl gesunken, bedeutende Mengen Nutzholz waren von den Lagerplätzen, Fässer mit wertvoller Ladung in großer Zahl fortgespült worden. Eine Vorstellung von dem aufgeregten Wogengang auf der Elbe nach Ausbruch des Sturms gibt unser erstes Hauptbild. Ein Fährdampfer sucht sich gegen den wilden Anprall der weißaufgischtenden Wellen zu behaupten und ein Ewer, dessen Segel der Sturm heftig niederdrückt, kämpft eifrig mit ihnen, um den Hafeneingang zu gewinnen. Die kleinere Vignette oben zeigt eine Partie vom Hamburger Stintfang mit einem beflaggten Sturmsignal der Seewarte und zwei Kanonen, welche Warnungsschüsse abgeben. Das hier nebenstehende Hauptbild stellt eine der überschwemmten Straßen dar. Der den Straßenzug begleitende Fleet ist übergetreten und der Verkehr ist nur noch auf Booten möglich. Der Spitzhund auf einem der schwimmenden Warenballen hat gegen den unheimlichen Feind, der seines Herrn Gut bedrohte, freilich nichts ausrichten können, aber auch die Übermacht des Elementes hat ihn nicht von seinem Wachtposten auf dem Ballen zu vertreiben vermocht. Die untere Vignette zeigt, wie eine Restauration, deren Keller mit Wasser gefüllt ist, mit Bier aus trocken gebliebenen Kellern versorgt wird. Wie bei mangelnden Booten auch die starken Arme und Rücken handfester Hafenarbeiter sich hilfsbereit fanden, zarter veranlagte Passanten durch das Wasser zu tragen, das ihnen den Weg verlegte, vergegenwärtigt uns schließlich die obere kleine Vignette.