Die Taufe „Friedrich’s des Großen“ in Kiel

Textdaten
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Autor: S.
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Titel: Die Taufe „Friedrich’s des Großen“ in Kiel
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aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 713–716
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Die Taufe „Friedrich’s des Großen“ in Kiel.


Die am 20. September dieses Jahres durch den ersten Kaiser des wiedererstandenen deutschen Reichs vollzogene Taufe des ersten eisernen, auf einer deutschen Kriegswerft erbauten Panzerschiffs hatte für Deutschlands Volk und Flotte hervorragende Bedeutung. Ist doch auch der Boden, auf dem der Weiheact stattfand, ein historischer. Denn hier befand sich die von der provisorischen Regierung Schleswig-Holsteins 1848 angelegte erste deutsche Kriegswerfte.

Noch jetzt sind die halbverfallenen Schuppen und die alte Helling der damaligen Anlage vorhanden, nur wenige Schritt [714] von den großartig angelegten massiven Hellingen des im Bau begriffenen Marine-Etablissements entfernt. Neben diesen Schuppen, an der alten Chaussee, die vom Dorfe Gaarden nach dem Fischerdorfe Ellerbeck führte, sieht man eine Reihe stattlicher Pappeln, welche bei der Gründung des schleswig-holsteinischen Schiffbauplatzes von einem Capitain der damaligen deutschen Flotte gepflanzt wurden. Wie diese Pappeln in den fünfundzwanzig Jahren heranwuchsen, daß man jetzt in ihrem Schatten Schutz finden kann, ist auch die deutsche Flotte aus ihren damaligen unscheinbaren Anfängen zu stattlicher Größe emporgeblüht, Schutz und Schirm bietend dem deutschen Handel, dem deutschen Bürger im Auslande.

Es waren nur kleine hölzerne Ruderkanonenboote von etwa achtzehn Meter Länge und ein bis zwei Geschützen, welche aus freiwilligen Beiträgen ganz Deutschlands in Kiel, Hamburg und anderen Küstenplätzen für die Regierung Schleswig-Holsteins 1848 bis 1849 erbaut wurden. Doch gesellten sich bald ein Paar größere Schiffe hinzu: das eiserne, in Kiel erbaute Schraubendampfkanonenboot „Von der Tann“ und der „Barbarossa“, ein von der damaligen deutschen Centralgewalt erworbener und für Kriegszwecke in Bremerhafen umgearbeiteter Post-Raddampfer. Der „Von der Tann“ bestand einige ruhmreiche Gefechte gegen die Dänen, mußte aber, von Uebermacht gedrängt, in die Neustädter Bucht flüchten, wo er von dem Commandanten auf Strand gesetzt und verbrannt wurde, damit er nicht in die Hände der Dänen fiele. Der ruhmreiche Tag von Eckernförde, der 5. April 1849, brachte der jungen Flotte einen neuen Zuwachs in der zur Capitulation gezwungenen dänischen Fregatte „Gefion“.

Leider nahm die kleine deutsche Flotte, wie bekannt, ein rasches unglückliches Ende unter dem Auctionshammer im Frühjahre 1852. Aber ihr Andenken wird in Deutschland unauslöschlich sein. Denn in ihr verkörperte sich zum ersten Male der in jedem Deutschen fast unbewußt schlummernde Gedanke an eine Machtstellung zur See. Sie rief die Erinnerungen wach an die Zeiten des meerbeherrschenden Hansabundes, an die Zeiten, wo deutsche Bürgermeister an der Spitze von Flotten in Kopenhagen Könige absetzten und Frieden dictirten.

Preußens König, Friedrich Wilhelm der Vierte, und sein Vetter, der in den Annalen der Marine für immer verzeichnete Prinz Adalbert von Preußen, übernahmen die Mission, die so früh geendete deutsche Flotte in einer preußischen wieder in’s Leben zu rufen. Sie durften dieses um so mehr thun, da sie dadurch ein Bestreben ihres großen Ahnherrn verwirklichten. Brandenburgs ruhmreicher Kurfürst Friedrich Wilhelm war es, der in seinen Kriegen mit Schweden ein paar Handelsfahrzeuge in Kriegsschiffe umwandelte, die vor Swinemünde mit den Schweden siegreiche Gefechte bestanden und auch reiche Prisen aufbrachten. Derselbe große Kurfürst war es auch, der an der Westküste Afrikas eine brandenburgische Colonie anlegte. Preußen baute in Folge des Krieges mit Dänemark 1849 bis 1850 in Anklam, Wolgast, Stettin, Berlin und Magdeburg eine Ruderkanonenboot-Flotille. Hierzu kamen die 1852 in der bremerhafener Auction erstandenen Schiffe der deutschen Flotte, „Barbarossa“ und „Gefion“, welche jetzt in Kiel als Kasernenschiffe stationirt sind. – Indem wir uns eine Uebersicht über die seit dem Jahre 1852 gebauten und erworbenen deutschen Kriegsschiffe bis zu einer passenden Gelegenheit aufsparen, wollen wir heute unsere Aufmerksamkeit nur dem Panzerschiffe „Friedrich der Große“ zuwenden.

Der von allen Seemächten eifrig geförderte Bau von Panzerfahrzeugen, deren Größe im Wettkampfe zwischen Panzer und Kanone alles bisher Dagewesene weit hinter sich ließ, veranlaßte auch Norddeutschland, Werften für den angegebenen Zweck anzulegen. Sowohl auf dem von Preußen käuflich erworbenen Terrain am Jahdebusen – dem jetzigen Wilhelmshaven –, wie auch in Kiel (nach der definitiven Einverleibung Schleswig-Holsteins) entstanden Marine-Etablissements. Auf diesen Werften wurde 1870 in Wilhelmshaven der Bau des Panzerthurmschiffes „Großer Kurfürst“ und im April 1871 in Kiel derjenige des Schwesterschiffes desselben, des jetzt vom Stapel gelassenen „Friedrich der Große“, begonnen.

Wie nicht anders zu erwarten, hatten diese Unternehmen mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Erst nach und nach fanden sich geeignete Arbeitskräfte, die außerdem erst zum Eisenschiffbau angelernt werden mußten. Doch alle Schwierigkeiten wurden glücklich überwunden. Allmählich wuchs die Arbeiterzahl und mit derselben der Bau der Schiffe.

Welche ungeheure Arbeitsleistung bis jetzt der „Friedrich der Große“ erforderte, geht aus der Menge des verarbeiteten Materials hervor. Es wurden gebraucht circa 22,000 Centner Eisenplatten der verschiedensten Stärke, ca. 10,000 Centner Winkel- und Balkeneisen, etwa 2000 Centner Eisenniete und 900 Kubikmeter Teakholz.*[1] Die Länge des Schiffes von der Vorkante des unter Wasser liegenden Sporns bis zu der Hinterkante des Rudersteven beträgt ca. 95 Meter, die größte Breite auf dem Panzer etwas über 16 Meter und die Tiefe vom Oberdeck bis zum Kiel ca. 11 Meter. Das Gewicht der Panzerfregatte im vollständig senkbaren Zustande, also mit der Maschine von 5400 indicirten Pferdekräften, mit sechs Kesseln von je fünf Feuerungen, dem Kohlenvorrathe von ca. 12,000 Centnern, den Panzerplatten von etwa 25,000 Centnern Gewicht, mit den Geschützen der Takelage, dem Proviant, der Munition und der 500 Mann starken Besatzung – beträgt rund 135,000 Centner. Es ist dies das Dreifache des Gewichts von dem jetzt im Wasser befindlichen Schiffsrumpfe. Das gefechtsfertige Schiff wird vorn etwa 69 Decimeter, hinten 75 Decimeter tief eintauchen, während jetzt der Rumpf vorn 24 und hinten 42 Decimeter tief im Wasser liegt.

Das Schiff ist bis auf wenige Schmiedestücke, deren Herstellung in Deutschland nicht bewirkt werden konnte, aus deutschem Eisen erbaut. Ebenso ist die Maschine in einer deutschen Fabrik, der niederschlesisch-märkischen Maschinenbau-Actiengesellschaft (vormals Egells) in Berlin, im Bau begriffen. Die Panzerplatten müssen allerdings von England bezogen werden, da kein deutsches Hüttenwerk sich mit Herstellung solcher Platten befaßt.

Der Panzergürtel des „Friedrich der Große“, aus 22,5 Centimeter starken Eisenplatten und 26 Centimeter dicken Teakholzbalken bestehend, reicht vom Batteriedeck bis circa zwei Meter unter Wasser und schützt dadurch die Maschine sowohl wie auch die Pulver- und Granatkammern. In der Mitte des Schiffes befindet sich die auf allen vier Seiten durch ebenso starke Panzerwände geschützte 28 Meter lange Kasematte, welche vom Batteriedeck bis zum Oberdeck reicht. Sie dient zum Schutze der Drehvorrichtung für die 18 Decimeter über die Kasematte hinwegragenden sehr stark gepanzerten Thürme.

Jeder der beiden Drehthürme erhält je zwei schwere Krupp’sche Ringgeschütze von 26 Centimeter Caliber, welche über das zum Umklappen eingerichtete Schanzkleid hinweg, fast nach allen Richtungen des Horizontes eine Eisenmasse von 180 Kilo bei einer Pulverladung von über 25 Kilo werfen können. Ein Bug- und ein Heckgeschütz von je 17 Centimeter Caliber gestatten ein Feuern direct nach vorn und nach hinten, so daß die sechs Geschütze des Schiffes in jedem Augenblicke den ganzen Horizont bestreichen können. Der am Vorsteven 28 Decimeter unter Wasser befindliche Sporn ist ebenfalls eine der Artillerie des Schiffes ebenbürtige Waffe. Ihre gute Verwendbarkeit hängt von der leichten Manövrirfähigkeit des Schiffes ab. Zu erwarten ist, daß die Construction des Schiffes auch in dieser Beziehung eine sorgfältige gewesen ist.

Mit dem Stapellaufe dieses Schiffes ist wieder ein Schritt vorwärts zu dem ersten Ziele des Flottengründungsplanes, der Herstellung von acht großen Panzerschlachtschiffen, geschehen. Die Panzerschiffe „König Wilhelm“, „Kronprinz“ und „Friedrich Karl“ im Vereine mit den jetzt im Bau begriffenen fünf gepanzerten Schiffen werden die Hauptangriffs- und Hauptvertheidigungsflotte Deutschlands bilden.

Von den zuletzt genannten fünf Panzerfahrzeugen wurden im October vorigen Jahres auf der Werft von Samuda in London der „Kaiser“, kurz darauf im November in Stettin auf der Werft der Actiengesellschaft Vulcan die „Preußen“ (ein Schwesterschiff zu „Friedrich dem Großen“), ferner am 12. September dieses Jahres ebenfalls in London die „Deutschland“ und jetzt am 20. September der „Friedrich der Große“ in Kiel vom Stapel gelassen. Im Frühjahre nächsten Jahres wird mit dem in Wilhelmshaven zum Ablaufe gelangenden „Der große Kurfürst“

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Das Panzerschiff „Friedrich der Große“ auf dem Stapel zu Kiel.
Nach einer photographischen Aufnahme des Kieler Marine-Ingenieurs.

[716] die gesammte Hauptstreitmacht Deutschlands zur See sich im Wasser befinden.

Die noch zur Flotte erforderlichen Panzercorvetten, schwimmenden gepanzerten Batterieen, Panzerkanonenboote und alle anderen Fahrzeuge werden im Inlande gebaut werden. Dieses ist um so mehr berechtigt, da die außerordentliche Eleganz, mit der der Stapellauf des großen Friedrich vor sich ging, wieder ein Zeugniß für die Tüchtigkeit deutscher Schiffbauer ablegte. In Kiel ist eine Panzercorvette im Bau begonnen worden. Dieselbe erhält noch einen stärkeren Panzer als der „Friedrich der Große“.

Zu dem Ablaufe und der vorhergehenden Taufe des Schiffes war der Kaiser Wilhelm selbst in Kiel erschienen und seine Gegenwart verlieh der Festlichkeit die gehörige Weihe.

Zum ersten Male wieder nach vielen Jahrhunderten besuchte ein deutscher Kaiser das dem Reiche zurückgewonnene Land.

Das Eintreffen des Monarchen in der festlich geschmückten Stadt am Abende des 19. September wurde nicht nur von den Kielern, sondern auch von herbeigeeilten Bewohnern ganz Schleswig-Holsteins enthusiastisch begrüßt.

Das denkbar schönste Kaiserwetter lachte am 20. September über dem von bunt beflaggten Schiffen belebten herrlichen Hafen. Nachdem der Kaiser am Vormittage zuerst die Kirche besucht, dann die Deputationen sämmtlicher Städte der ehemaligen Herzogthümer empfangen hatte, begab sich derselbe mit großem Gefolge zu der kaiserlichen Yacht „Grille“, um nach dem Hafeneingange Friedrichsort zu fahren, dessen Riesenkanonen jedem feindlichen Schiffe den sichern Untergang bereiten.

Bald verkündete der eherne Mund der Geschütze auf dem zur Feier anwesenden deutschen Geschwader das Herannahen des Kriegsherrn. In demselben Augenblicke sah man auf den im vollen Flaggenschmucke prangenden Schiffen „Kronprinz“, „Friedrich Karl“, „Niobe“, „Nymphe“ und „Rover“ großes Leben sich entwickeln. Mit staunenswerther Geschwindigkeit kletterten die Matrosen die Wanten empor bis in die höchsten Spitzen der Masten und standen im Nu Mann an Mann auf allen Raaen in weißem Paradeanzuge. Als die „Grille“ sich dem Geschwader näherte, ertönte ein donnerndes Hurrah als Gruß dem greisen Herrscher entgegen.

Der Kaiser begab sich in einem Boote an Bord des Admiralschiffs „Kronprinz“. Nachdem am Großmast die emporsteigende Kaiserstandarte das Betreten des Decks durch Seine Majestät verkündigt hatte, führten alle Schiffe Segelexercitien aus, die durch ihre Schnelligkeit und Präcision ein herrliches Schauspiel gewährten. In unglaublich kurzer Zeit standen die Schiffe mit in der Sonne glänzenden weißen Segeln da und ebenso schnell verschwanden die Segel wieder. Mit hohem Interesse beobachtete der Kriegsherr die Manöver und verließ erst lange nach der anberaumten Zeit und nachdem der „Kronprinz“ noch das Exercitium „Klar Schiff zum Gefecht“ vorgeführt hatte, das Admiralschiff, um sich wieder an Bord der „Grille“ zu begeben.

Nach der Besichtigung von Friedrichsort, der sich ein Manöver mit Torpedos anschloß, fuhr der Kaiser mit Gefolge nach der Werftanlage Ellerbeck, wo die aus Nah und Fern herbeigeströmte, nach Tausenden zählende Zuschauermenge des Ablaufs harrte. Auch dieses junge Marine-Etablissement zeigte sich in seinem ganzen Glanze, mit unzähligen Flaggen und Eichenguirlanden geschmückt. Vom Landeplatz dicht bei dem Dorfe Ellerbeck, bis in die Nähe des noch auf Stapel befindlichen Schiffs, fuhr der Kaiser durch die mit Ehrenpforten und Blumen geputzte Straße, die einen Ueberblick über die im Bau begriffenen großartigen Anlagen gestattete. Der brausende Jubel des Volks verkündete den nahenden Monarchen auch denjenigen, welche nicht aus nächster Nähe dem Schauspiele beiwohnen konnten.

Bald betrat Kaiser Wilhelm den vor dem Vorsteven des Schiffs errichteten Taufaltar in Begleitung seiner Nichte, der Landgräfin von Hessen, und des Chefs der Admiralität von Stosch, ergriff dann die an lang herabwehenden schwarz-weiß-rothen Seidenbändern befindliche Champagnerflasche und vollzog die Taufe des Schiffs mit folgenden Worten:

„Ich taufe Dich im Namen des großen Königs ‚Friedrich der Große‘. Magst Du seinem Namen Ehre machen, magst Du seinen Ruhm in alle Meere tragen!“

Mit sicherer Hand schnellte der Kaiser die Champagnerflasche gegen den Vorsteven des Täuflings, daß diese sofort klirrend zerschellte und mit ihrem perlenden Naß den Sporn des Schiffes benetzte – nach dem Glauben der Seeleute ein günstiges Omen für das Schiff. – Jugendlich raschen Schrittes begab sich Seine Majestät mit dem Gefolge, dem unter andern hohen Personen auch Prinz Friedrich Karl und Feldmarschall Moltke angehörten, durch die im Werkstättenhofe Spalier bildenden Beamten, Officiere und Deputationen nach einer für den Kaiser hergerichteten Tribüne, um von da aus das Zeichen zum Ablauf zu geben.

Lautlos harrte die Menge des Schauspiels; nur noch einige wenige Hammerschläge unterbrachen die feierliche Stille. Da gab der Kaiser das Zeichen, und der Schiffsbaudirector Zeysing, unter dessen Oberleitung der Bau des Schiffs zu seiner jetzigen Größe herangewachsen ist, durchschnitt die Schnur, welche die beiden Fallbeile hielten. Die Messer fielen herunter und kappten die das letzte Hemmniß bildenden Taue. Noch eine Minute stand das Schiff seiner Fesseln beraubt, eine Minute, in welcher manches Herz heftiger schlug als gewöhnlich, denn nun war der entscheidende Moment gekommen, in dem durch irgend einen unglücklichen Zufall die ganze Feier scheitern konnte. Doch die Spannung löste sich bald in allgemeine Freude auf, denn langsam und würdevoll setzte sich das Schiff in Bewegung. Als ob es sich bewußt wäre, welche ehrenvolle Auszeichnung ihm zu Theil geworden sei in der von einem deutschen Kaiser eigenhändig vollzogenen Weihe – so elegant und ruhig glitt das Schiff in sein künftiges Element.

In diesem Augenblicke entstieg Aller Brust ein begeistertes „Hurrah“; die anwesenden zahlreichen Musikchöre gaben den Empfindungen durch den Choral „Nun danket Alle Gott“ einen würdigen Ausdruck, und unter ihren Klängen und dem Jauchzen der auf unzähligen Schiffen im Hafen befindlichen Volksmenge legte das Schiff seinen letzten Weg zurück.

Jetzt befindet es sich an dem provisorischen Kai der Werft, um seiner Vollendung entgegen zu gehen. Rüstig wird die Panzerung in Angriff genommen, und in kurzer Zeit wird die deutsche Marine wieder ein Stück nationaler Arbeit aufweisen können, auf welches jeder Deutsche stolz sein kann.

Wenn auch die deutsche Marine nicht die Ausdehnung erreichen wird, welche die Seemächte ersten Ranges zu schaffen sich angelegen sein lassen, so wird dieselbe doch so gefördert werden, daß sie einen sicheren Schutz deutscher Interessen auf dem Meere, ein sicheres Bollwerk der deutschen Küsten und Häfen abgiebt.

Jedenfalls ist hier in kurzer Zeit mit kleinen Mitteln Großes geleistet worden, und wer die vorbereitenden Anlagen in Kiel und Wilhelmshaven gesehen hat, dem muß es klar geworden sein, daß mit Ernst und Energie an der Entwickelung unserer Marine gearbeitet wird.

S.




  1. * Eine ostindische Eichenart; sie widersteht im höchsten Grade der Fäulniß, ist aber allerdings nicht so zähe wie Eichenholz.