Die Schweizer des Herrn von Tremouille

Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: Die Schweizer des Herrn von Tremouille
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 288–290
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
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Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[288]
Die Schweizer des Herrn von Tremouille.


 Herr Karl war verdrossen,
 Sein Pulver verschossen:
„O Gunst der Bellona, du wandelndes Glück!
 Umstarrt aller Enden

5
 Von Felsen und Wänden

Laß ich meine herrlichen Büchsen zurück?“

 Da kam aus der Pouille
 Herr Ludwig Tremouille
Und sprach: „Ich bezwinge die schwindelnde Bahn!

10
 Nicht Rosse, nicht Farren

 Vor Büchsen und Karren!
Ich spanne mich selbst und die Schweizer daran.

 Die kennen die Berge!
 Das sind keine Zwerge,

15
Wie deine Gascogner, die zapplige Brut!

 Die haben dir Arme,
 So harte, so warme!
Herr König, ich steh’ für die Büchsen dir gut!

 Ihr Herrn aus den Bünden,

20
 Bedenkt eure Sünden:

Den rollenden Würfel, den Becher, die Dirn!
 Die wollen wir fegen
 Auf brennenden Wegen,
Die büßen wir heute mit triefender Stirn!

25
[289]
 Weg warf er die Jacke,

 Daß fester er packe
Das Seil um die erste Kanone geknüpft –
 Da jauchzten die Buben
 Und schoben und huben,

30
Im Nu aus den puffigen Wämsern geschlüpft.


 Der stämmige Berner,
 Der lust’ge Luzerner
Sie streiften die nervigen Arme sich nackt;
 Die Kinder der Rhone,

35
 Der braune Grisone,

Sie zogen die rasselnden Büchsen im Takt.

 Ein knarrendes Stöhnen,
 Metallenes Dröhnen!
Sie fuhren zu Berg mit der Heerde von Erz,

40
 Vorüber den Schründen,

 Die Herrn aus den Bünden,
Als ging’ es zum Reigen mit Jubel und Scherz.

 Ein prächtiges Wetter!
 Drommetengeschmetter

45
Erschüttert die blaue, die strahlende Luft.

 Ihr schollt, Apenninen,
 Von hellen Clarinen
Und klangt bis in eure verborgenste Schluft!

[290]
 Doch hartes Bedenken!
50
 Da gab’s keine Schenken

Für durstige Gaumen und siedendes Blut.
 Herr Ludwig ruft munter:
 „Bald geht es bergunter!“
Und reißt an dem Seil in der sengenden Glut.

55
 Wie kicherte Flore,

 Wie höhnte Aurore,
Erblickten hemdärmlig den Ritter sie hier!
 Mit keuchender Lunge,
 Mit lechzender Zunge

60
Den zierlichen Helden an Fest und Turnier!


 Noch einmal geschoben
 Und jetzt sind sie oben!
Sie rasten, auf glühende Felsen gestreckt,
 Und sehen mit Weiden

65
 Und goldnen Getreiden

Die fette lombardische Fläche bedeckt.

 Der Liebling der Frauen
 Nahm, sich zu beschauen,
In Züchten sein silbernes Spieglein hervor,

70
 Besah in der Wildniß

 Sein schreckliches Bildniß
Und fluchte: „Potz Blitz! Ich bin Ludwig der Mohr!“