Die Schleglerkönige ergeben sich Eberhard dem Milden von Württemberg

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Titel: Die Schleglerkönige ergeben sich Eberhard dem Milden von Württemberg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 46, S. 777, 787–788
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[777]

Die Schleglerkönige ergeben sich Eberhard dem Milden von Württemberg. 1395.
Nach einer Originalzeichnung von G. Adolf Cloß.

[787] Die Schleglerkönige ergeben sich Eberhard dem Milden von Württemberg. (Zu dem Bilde S. 777.) Um dieselbe Zeit, da die Schweizer Eidgenossen ihre Freiheit und Unabhängigkeit in der Schlacht bei Sempach gegen die Ritterscharen Leopolds von Oesterreich siegreich behaupteten, standen in Schwaben die alten freien Reichsstädte im Kampf gegen die Herrschaftsansprüche des die Landvogtei ausübenden Grafen von Württemberg. Hier lagen die Verhältnisse verwickelter als in der Schweiz; der kriegslustige Eberhard, der sich auf die Bauernschaft stützte, hatte nicht nur die Städte, sondern auch einen großen Teil der Ritter zu Gegnern, die ihrerseits auf eigene Faust gegen die Städter zu Felde lagen. Die so volkstümlich gewordenen Balladen Uhlands, welche den „alten Rauschebart“, Graf Eberhard den Greiner, und seinen Sohn Ulrich als Helden feiern und das Auf und Nieder jener Kämpfe schildern, haben dafür gesorgt, daß die Hauptereignisse derselben auch unserer Gegenwart gar lebhaft im Gedächtnis stehen: der Ueberfall in Wildbad durch den Ritterbund der „Schlegler“ und andere ritterliche Feinde, welchem der Greiner nur mit Hilfe eines treuen Hirten entgeht (1367), die Schlacht bei Reutlingen, in welcher Ulrich und die zu ihm haltenden Ritter der Kraft der Städter unterliegen (1377), der Konflikt zwischen Vater und Sohn, dem jener diese Niederlage nicht verzeihen kann, und die „Döffinger Schlacht“, in welcher 1388 der Rauschebart die Städter besiegt und Ulrich die Liebe des Vaters zurückgewinnt, doch um den Preis seines Lebens. Auch die Rache, welche die Häupter des Schleglerbunds zu Heimsheim ereilte, bildet in dem Cyklus den Gegenstand einer besonderen Ballade:

„Drei Könige zu Heimsen, wer hätt’ es je gedacht,
Mit Rittern und mit Rossen, in Herrlichkeit und Pracht!
Es sind die hohen Häupter der Schlegelbrüderschaft,
Sich Könige zu nennen, das giebt der Sache Kraft.“

[788] Doch nur die berechtigte Freiheit des Dichters, die Uhland dafür in Anspruch nahm, hat auch diese Episode in das poetische Lebensbild Eberhard des Greiners hineinbezogen; die Gefangennahme der drei Schleglerkönige zu Heimsheim – der Gegenstand unsres Bildes – gelang erst dem Nachfolger des Greiners, Eberhard dem Milden, drei Jahre nach dessen Tode, 1395, so daß uns jetzt gerade ein Halbjahrtausend von dem Ereignis trennt. Mit dieser That vollzog der Enkel freilich ein Werk der Rache, das ihm vom streitbaren Großvater gleichsam als Vermächtnis überkommen war. Im übrigen verlief der sieggekrönte Handstreich ganz so, wie es Uhland geschildert hat. Die drei „Schlegelkönige“ – nach Wolfgang Menzels Deutscher Geschichte waren es Wolf von Stein, Reinhard und Friedrich von Enzberg – hatten sich in dem festen Städtlein Heimsheim verschanzt, aber Eberhard ließ Feuer anlegen und räucherte so die alten Feinde seines Geschlechts zum Thore hinaus.

„Ein Thor ist freigelassen, so hat’s der Graf beliebt.
Dort hört man, wie der Riegel sich leise, lose schiebt;
Dort stürzen wohl verzweifelnd die Schlegler jetzt heraus?
Nein, friedlich zieht’s herüber als wie ins Gotteshaus.

Voran drei Schlegelkön’ge zu Fuß demütiglich,
Mit unbedecktem Haupte, die Augen unter sich;
Dann viele Herrn und Knechte gemachsam, Mann für Mann,
Daß man sie alle zählen und wohl betrachten kann.“ – – –

Die Niederlage des stolzen Ritterbundes, der durch die Gefangennahme seiner Häupter besiegelt ward, erscheint heute dem historischen Blick als ein bezeichnendes Symptom für den großen historischen Prozeß, der am Ausgaug des 14. Jahrhunderts das Rittertum überhaupt einem unausweichlichen Untergang weihte.