Textdaten
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Autor: Theodor Fontane
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Titel: Die Schlacht am Cremmer-Damm
Untertitel: Nach dem Alt-Pommerschen
aus: Gedichte, Seite 241–243
Herausgeber:
Auflage: 10. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
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Erscheinungsort: Stuttgart und Berlin
Übersetzer:
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[241]
Die Schlacht am Cremmer-Damm.

1334.
(Nach dem Alt-Pommerschen.)

     Und als Herzog Barnim[1], der vielkleine Mann,
Um mit Markgraf Ludwig[2] zu fechten,
War bis an den Cremmer-Damm[3] heran,
Sprach er zu Rittern und Knechten:

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     „Das Cremmer Luch ist ein garstig Loch,

Und den Feind daraus zu vertreiben,
Ich denke, Leute, wir lassen’s noch
Und wollen diesseits bleiben.

     Wir schreiben aus eine große Steur,

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Und wer sich nicht will bequemen,

Den zwingen wir mit Wasser und Feur
Und wollen das Vieh ihm nehmen.“

     Der Rath gefiel den Pommern all
Und verquer an den beiden Ecken

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Gruben sie hastig Graben und Wall,

Dahinter sich zu verstecken.

 * * *

     Markgraf Ludwig aber, der tapfere Held,
Drüben sah man ihn reiten,
Er dachte, „die Pommern stehen im Feld

20
Und werden den Damm überschreiten.“


[242]
     Als aber keiner sich’s unterwand,

Ließ er seinen Trompeter kommen
Und sagte: „Nimm deine Trompet in die Hand
Und blas’ bis sie’s drüben vernommen.

25
     „Und sage dem Herzog Barnim an,

Ich hätte groß Verlangen,
Ihn und seine Ritter, Mann für Mann,
Hier diesseits zu empfangen.

     „Und wenn es hier diesseits ihm nicht behagt,

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So wollt’ ich ihm versprechen,

Und auf dem Luch-Damm unverzagt
Eine Lanze mit ihm zu brechen.“

     Drauf der: er woll’ ihm Rede stehn;
Nicht-kommen das dünk’ ihm Sünde,

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Sie wollten sich treffen und wollten sehn,

Wer das Spiel am besten verstünde.

 * * *

     Da ging es vom Graben den Damm hinauf,
Drauf standen dicht die Märker,
Die wehrten sich einzeln und zu Hauf,

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Aber Herzog Barnim war stärker.


     Die Märkischen konnten nicht bestahn,
Das Luch war ihr Verderben,
Und viele mußten da liegen gahn
Und ohne Wunde sterben.

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     Und mälig wichen sie Schritt für Schritt,

Vor Cremmen weiter zu fechten,
Die Pommern folgten in festem Tritt,
Die Ritter mitsammt den Knechten.

[243]
     Aber vor Cremmen hielt man an
50
Und mußte draußen bleiben,

Die Märkischen standen da Mann an Mann
Und waren nicht zu vertreiben.

     Sie schossen hinunter aus Thurm und Thor
In das pommersche Gedränge,

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Dann drängten sie selber wieder vor,

Todte gab es die Menge.

     Da sprach Schwerin: „Das thut kein gut,
Laßt uns den Damm erfassen,
Oder wir müssen unser Blut

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Hier alle vor Cremmen lassen.“


     So zogen sie wieder dem Damme zu,
Heimwärts ohn’ Schimpf und Schade,
Zuletzt ging auch der Krieg zu Ruh,
Gott geb uns seine Gnade.

Anmerkungen (Wikisource)

Edward Schröder bestreitet die Existenz der Schlacht am Kremmer Damm 1332 in seinen beiden Arbeiten dazu (Commons). Die Erläuterungen der Wiedergabe in "Des Knaben Wunderhorn" II 124 in der Ausgabe: Des Knaben Wunderhorn. Hrsg. von Heinz Rölleke (Christoph Brentano: Sämtliche Werke und Briefe 9,2), 1977, S. 226-228 gehen darauf nicht ein. Der Argumentation Schröders stimmt zu Alfred Haas in: Baltische Studien NF 39 (1937), S. 40-43 DB MV.