Die Schicksale der Dresdner Gemäldegalerie während des siebenjährigen Krieges

Ein Brief D. Peter Eyssenbergs an den Bischof Johann VIII. von Meißen Die Schicksale der Dresdner Gemäldegalerie während des siebenjährigen Krieges (1895) von W. von Seidlitz
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896)
Eine Dresdner Liebhaberbühne vor hundert Jahren
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[184]
Die Schicksale der Dresdner Gemäldegalerie
während des siebenjährigen Krieges.
Von Oberregierungsrath Dr. W. von Seidlitz.


Mit dem Ankauf der hundert Bilder aus Modena im Jahre 1745 begann das unvergleichliche Aufblühen der Dresdner Galerie. Gleich im folgenden Jahre 1746 wurde die auf solche Weise beträchtlich vergrößerte Sammlung in dem eigens für sie neu hergerichteten Stallgebäude (dem jetzigen Museum Johanneum) aufgestellt und unmittelbar darauf (von 1747 an) mit den noch jetzt bewunderten Bilderrahmen in Rokokoformen versehen. Jahr auf Jahr folgten sich fortan die neuen Erwerbungen, bis 1754 die Einverleibung der Sixtinischen Madonna diesen Bemühungen die Krone aufsetzte. Alles, was in Europa an Gemälden frei wurde, strömte in Dresden zusammen, dessen Galerie damals bereits gegen 1500 Gemälde umfaßte. Da bereitete der Ausbruch des siebenjährigen Krieges dieser regen Wirksamkeit ein plötzliches Ende.

Einer der beiden damaligen Inspektoren der Gemäldegalerie, Johann Anton Riedel, ein junger Mann von erst 24 Jahren, dem die Erhaltung der Sammlung während der nun folgenden langen Kriegsjahre allein zu verdanken ist, hat die Hauptereignisse dieser bewegten gefahrvollen Zeit in einem knapp gehaltenen Tagebuche, welches im Archiv der Generaldirektion der Königl. Sammlungen (Cap. VIIa Nr. 1a) bewahrt wird, verzeichnet. Das Wesentliche hieraus soll im Folgenden mitgetheilt werden. Zur Ergänzung für die Zeit von 1760 ab aber wird die im gleichen Archiv aufbewahrte „Correspondenz die Königl. Bilder-Gallerie und deren Transportirung auf die Vestung Königstein betr. 1760 bis 1763 im Kriege“ (Cap. VII Nr. 5) mit herangezogen werden[1].

Im August 1756 bei Einbruch der Preußen am 29., berichtet Riedel, wurde die Magdalena von Correggio, die bis dahin in den Gemächern des Königs gehangen, an ihn, den Inspektor, abgegeben, damit er sie zu der Königin hinüberbringe. Am 7. September wurden die Schlüssel der Galerie versiegelt an die Königin übergeben, die in Dresden verblieben war, während der König sich in das Lager bei Pirna begeben hatte. Wenn Offiziere der preußischen Garnison, bemerkt Riedel, die Galerie besehen wollten, mußte solches der Königin gemeldet werden, an die die Schlüssel nach erfolgter Besichtigung wieder abgegeben wurden. Am 23. November besuchte der König von Preußen nebst den Prinzen Wilhelm, Heinrich und Ferdinand, begleitet von seiner ganzen Generalität, die Galerie. Am 22. Dezember kam er in derselben Begleitung wieder hin „und hat sich die Copie von der Magdalena von Pompeo Battoni ausgebeten – jedoch ohne den Todtenkopf – so von Hrn. Hofmaler Dietrich copirt werden sollte“. Das Original wurde in das Schloß geschafft, wo Dietrich die Kopie in dem kleinen Audienzzimmer ausführte. „Und nach Vollendung dieser Kopie sind der Oberhofmeister Baron von Westenberg von Ihro Maj. der Königin an (den) König von Preußen gesendet (worden), und ich habe, schreibt Riedel, selbes Bild überbringen müssen in das Hauptquartier in das Gräfl. Brühlsche Palais.“

Am 20. Januar 1757 besuchte der König von Preußen nebst dem Fürstbischof von Breslau, Grafen Schaffgotsch, sowie dem Marquis d’Argens und dem übrigen Gefolge wiederum die Galerie. Bei dieser Gelegenheit wird er den Plan gefaßt haben, den Inspektor Oesterreich nach Potsdam zu ziehen und mit der Verwaltung seiner eignen Galerie zu betrauen; denn am 30. Januar erhielt dieser seine verlangte Entlassung aus dem sächsischen Dienste, wie Riedel berichtet. – Nach dem am 17. März erfolgten Hinscheiden der Königin nahm der Kurprinz sowohl die Schlüssel zur Galerie sowie die Correggiosche Magdalena an sich. – Als im März dieses Jahres bei Gelegenheit der Verlegung des preußischen Magazins in das Holländische (Japanische) Palais das große Bild von Silvestre, die Zusammenkunft in Neuhaus – noch auf Befehl der Königin –, aus dem unteren Stockwerk in die erste Etage gebracht wurde, wo der sogenannte Vorrath der Gemälde aufbewahrt wurde, machte man bei Eröffnung des „langen Ganges“ (wohl der Galerie an der Elbseite) die Entdeckung, daß dort eingebrochen worden sei: von den zusammengeschlagenen Brettern, die den Raum abschlossen, waren einige herausgenommen worden. Doch fehlten nur zwei Affen und zwei Papageien unter den dort aufbewahrten Porzellan-Thieren und -Vögeln; die Bilder waren zu Boden geworfen und durcheinander gewühlt worden.

Am 26. August 1758 mußte Riedel auf Befehl des Kurprinzen den im Japanischen Palais aufbewahrten „Vorrath“ in größter Eile auf Wagen laden und in das neue Palais drei Treppen hoch schaffen lassen, da [185] die Preußen bei Annäherung der österreichischen Armee das dort befindliche Magazin in Brand setzen wollten. Im selben Monat hat er denn, gleichfalls auf hohen Befehl, nachts gegen 1 Uhr sämmtliche Bilder, die im Kabinet des Königs im Schloß sich befanden (sie waren 1750 für diesen Zweck vom König selbst ausgewählt worden), über die Gewehrgalerie nach der Gemäldegalerie schaffen müssen, wo sie im Pastell-Kabinet untergebracht wurden. Am 30. August, bei der Annäherung der preußischen Armee, hat er endlich auf hohen Befehl die dem Grafen Brühl gehörenden Bilder aus dessen Palais und dessen Galeriegebäude bringen lassen müssen, was in vier Nächten ausgeführt wurde, denn das Brühlsche Palais sollte als Lazareth, dessen Galerie aber zum Exerziren verwendet werden.

Im September, als der König von Preußen nach Dresden kam und sein Hauptquartier im Schlosse aufschlug, mußte Riedel sämmtliche Schlüssel zum Pastell-Kabinet abgeben und während der Dauer von Friedrichs Aufenthalt in Dresden nebst den Galeriebedienten über Nacht in der Gemäldegalerie bleiben. „Am 18. September ist der König von Preußen nebst Prinz Heinrich um 10 Uhr auf die Galerie ganz allein gekommen; auch mußten alle Galeriebediente außer(halb) der Galerie während dessen Dasein sich befinden, und ist bis nach 12 Uhr dageblieben.“

In das Jahr 1759 fiel die Ueberführung der Galerie auf den Königstein, wo sie dann bis zur Beendigung des Krieges im Jahre 1763 verblieb. Bereits im August 1759, als die österreichische und die Reichsarmee zum Entsatz von Dresden heranrückten und die Stadt einfaßten, mußte Riedel nebst den Galeriebedienten sowohl des Tages als des Nachts auf der Galerie verbleiben, da man eine Belagerung erwartete. Nachdem am 4. September gegen 5 Uhr die Stadt kapitulirt hatte, wurde ihm Abends um 7 Uhr anbefohlen, sämmtliche Gemälde einzupacken, womit am 5. Morgens angefangen wurde, nachdem die Kisten für den Raphael und den Correggio angefertigt worden waren. Am 6. mußte nach erhaltenem Befehle mit dem Einpacken Anstand genommen werden, am 7. aber kam wieder Ordre, mit dem Einpacken fortzufahren. Am 8., als die preußische Garnison ausmarschirte, wurde damit Einhalt gethan, am 9. aber kam schleunige Ordre, fortzufahren und die Bilder auf die Festung Königstein zu transportiren. Am 10. September, früh 6 Uhr, ging der erste Transport auf sieben großen Kähnen dorthin ab; am 16. folgte der zweite Transport, am 29. der dritte; doch blieben noch drei Bilder an den Pfeilern hängen. Die Rahmen der Bilder waren in der Galerie gelassen worden.

Im Oktober wurde mit den Auspacken der Bilder auf dem Königstein angefangen, weil viele derselben wegen der Feuchtigkeit angelaufen waren; die kleinen Bilder wurden auf einer Stellage rangirt; die Bilder von Correggio und Raphael aber sowie mehrere andere wurden so gestellt, daß man sie sehen konnte. In demselben Monat noch mußten die besten der Pastelle wieder nach Dresden geschafft werden, da sie auf der Festung zu feucht standen und Schaden litten; das geschah auf einem Lastschiff.

Während der Jahre 1759 bis 1763 wurde monatlich zwei- auch dreimal nach den Bildern nachgesehen; die gerollten wurden alle Frühjahr und Herbst aufgerollt und abgestäubt.

Ende Juni 1760 traf freilich vom Premierminister Grafen Brühl aus Warschau der Befehl ein, die Gemälde wieder nach Dresden in die Galerie zu schaffen. Riedel begab sich auch, nachdem er den „alten Vorrath“ von über 700 Bildern, sowie die alten Rahmen, welches beides im Jahre vorher aus dem Japanischen Palais nach der Galerie geschafft worden war, auf den Boden hatte bringen lassen, am 3. Juli nach Königstein, ließ die beschädigten Kisten repariren und begann sofort das Einpacken zu leiten. Aufs späteste den 15. hoffte er den ersten Transport nach Dresden gelangen lassen zu können. Wegen der Brühlschen Galerie, die gleichfalls auf den Königstein geschafft worden war, erwartete er noch besondere Ordre. Bereits am 9. wurde angefangen, den Transport zu formiren; da langte jedoch am 10. eine Stafette vom Hadeckschen Korps mit der Nachricht an, daß die preußische Armee nach Dresden marschire und die Bilder deshalb nicht transportirt werden möchten. Sie wurden daher wieder auf die Festung hinauf geschafft, während Riedel am 11. nach Dresden zurückkehrte.

Am 12. Abends gegen 5 Uhr hatten die Preußen Dresden umschlossen und begannen am 13. früh 6 Uhr die Beschießung der Stadt von der Batterie vor dem Pirnaischen Thore aus. Nur zwei Frotteure und zwei Feuerwächter hatten sich neben Riedel auf der Galerie eingefunden, da die vor dem Thore wohnenden Beamten nicht herein kommen konnten. Riedel ließ sofort Wasser hinaufschaffen. Eine Haubitze flog in die Galerie, beschädigte jedoch nur das Fenster im Pastell-Kabinet. Gegen 11 Uhr hörte das Feuern auf. Während der folgenden Tage bis zum 18. fielen mehrfach Haubitzgranaten in die Galerie; zwei davon zündeten, wurden jedoch sofort gelöscht; die Fenster wurden sämmtlich zertrümmert, die Decken und der Fußboden litten arg Schaden. Am 19. fielen Stücke von Bomben, die auf die Frauenkirche geworfen und an deren Kuppel zerschellt waren, in die Galerie; eine Bombe traf die Freitreppe, machte jedoch nur eine große Oeffnung in den Stein, ohne weitere Beschädigungen anzurichten. Eine andere, die auf der Elbgasse unter den Fenstern [186] aufschlug, jedoch ganz blieb, ließ der Kommandant Graf Maquire abfordern und ertheilte gleichzeitig Befehl, die Galerie Tag und Nacht offen zu halten, da man preußische Transporte mit frischer Munition erwartete und daher besorgte, daß der Galerie große Gefahr drohe; Nachts waren dazu zwei Kompagnien Grenadiere vom Regiment Pallavicini beordert. Beschädigt wurden durch das Springen der Geschosse die folgenden Gemälde: 1) ein Blumenstück von Mignon, 2) ein Konversationsstück von Lancret, 3) ein Haase von Weenix (hatte am Fenster gehangen), 4) das Altarblatt von Torelli, das sieben Löcher bekam, 5) die Entrevue bei Neuhaus, die schon im Holländischen Palais einen Riß erhalten hatte, welcher nun durch ein eingeschlagenes Stück Granate noch vergrößert worden war.

Obwohl die Preußen erst am 24. Juli das Bombardement aufhoben, hatten Riedel schon am 21. nach Pirna gehen und den Weg erforschen können, ob es wohl möglich sei, darauf weiter zu kommen. Am 23. war er zurückgekehrt, hatte einige Bilder, die theils wegen Reparatur, theils wegen der auf dem Königstein herrschenden Feuchtigkeit nach Dresden zurückgebracht worden waren, wie die Nacht von Rubens[2], die Magdalena von Correggio, den heil. Sebastian von Parmeggiano[3], Maria aus Aegypten (h. Agnes) von Spagnoletto, eingepackt und brachte sie nun nebst allen Schriften und Belegen, sowie dem Inventar auf einem Schiffe nach Königstein, von wo er sofort wieder zurückkehrte, um über das inzwischen Vorgefallene nach Warschau und München zu berichten. (Hiermit enden die Riedelschen Tagebuchnotizen.)

Im September 1760 konnte dann endlich wieder an die Zurückbringung der Bilder nach Dresden gedacht werden: am 20. langte auch thatsächlich der erste Transport, bestehend aus sechzehn Kisten, dort an; in der folgenden Woche sollte der zweite Transport von Königstein abgehen. Doch ist es dazu nicht mehr gekommen. Denn unterm 4. Oktober meldet Riedel bereits, er sei „mit der Galerie nunmehro so weit gekommen, daß er künftige Woche alle und jede in der Galerie befindlich gewesenen Bilder zufolge der aufs neue von Sr. Excellenz (dem Grafen Brühl) erhaltenen Ordre (vom 17. Sept.) aufn Königstein wiederum transportiren werde“, was denn auch geschehen ist. Unterm 18. Oktober berichtet er vom Königstein aus an den Grafen Brühl, daß er nunmehro alles, was in der Bildergalerie aufgehangen gewesen, wiederum herauf auf die Festung gebracht habe. In dem Johannis-Saale sei die Einrichtung getroffen worden, daß alle, sowohl die Königlichen wie die dem Grafen gehörenden Bilder beisammen und von den übrigen Effekten durch einen aus zusammengesetzten Kisten gemachten Verschlag abgesondert seien; auch werde in der Mitte des Saales eine Stellage errichtet werden, damit die Bilder inwendig und auswendig daran gesetzt werden könnten. Dieser Transport hatte in 35 Kisten, die 444 Bilder enthielten, bestanden: es waren nämlich die Bilder des sogenannten guten und mittlern Vorrathes (wozu z. B. die Canalettoschen Prospekte gehörten, die der König nicht in der eigentlichen Galerie hatte aufgestellt wissen wollen) jetzt mit hinausgebracht worden, während der sogenannte schlechte Vorrath in Dresden gelassen worden war.

In Dresden waren übrigens auch noch die Pastelle verblieben, da Riedel es mit Recht nicht gewagt hatte, sie wieder zurück zu transportiren, bevor nicht erst besondere Kisten, in denen sie fest ruhen konnten, für sie angefertigt worden waren. Nachdem er zu Anfang des Januar 1761 aus Warschau die erbetene Ordre erhalten hatte, solche Kisten zu bestellen, machte er sich sofort ans Werk und konnte endlich im Mai desselben Jahres melden, daß er nun mit dem Festschrauben dieser 171 Bilder in den Kisten beschäftigt sei, was wohl noch vier Wochen dauern könne, da diese Arbeit große Sorgfalt erfordere. Solcherweise in den Kisten verpackt, deren Deckel jedoch abgenommen blieben, um dem Licht und der Luft Zutritt zu gestatten, wurden die Pastelle auch fernerhin in Dresden belassen, um erst im Augenblick äußerster Gefahr nach dem Königstein verschifft werden zu brauchen. Im Mai 1762 glaubte man auch wirklich einen solchen Zeitpunkt gekommen; ein Schiffer wurde angenommen, um jederzeit für den Transport bereit zu sein; doch verzog sich die Gefahr. Die Bilder scheinen auch fernerhin ruhig in Dresden geblieben zu sein.

Bis Ende März 1761 waren sämmtliche Fenster der Galerie wieder verglast worden; im Juli war auch der Fußboden reparirt. Im Mai waren, aus Anlaß von Bauten im Königlichen Schloß, 41 Bilder, die in der Kapelle der verstorbenen Königin gestanden, auch die aus dem Kabinet der Königin und aus dem geheimen Kabinet auf die Galerie gebracht worden. Am 15. September besuchten der Feldmarschall Daun, der General Odonel, der Kommandant Guasco und andere die Galerie. Im Februar 1762 brachte Riedel Correggios Magdalena wieder nach Dresden, da er der Ansicht war, daß das Bild im dortigen Galeriegebäude, wohl im Hinblick auf die auf dem Königstein herrschende Feuchtigkeit, besser aufgehoben sei, auch jederzeit von dort leicht wieder auf die Festung geschafft werden könne. Gleichzeitig wurde dem Bildhauer Neue aufgetragen, die während der Belagerung beschädigten Bilderrahmen wieder herzustellen. Im April wurden die aus Hubertusburg geretteten Bilder des Vorraths auf die Galerie [187] abgeliefert: von den ursprünglichen 300 Bildern waren freilich, nach der im Jahre 1760 erfolgten Plünderung des Schlosses, nur 14 übrig geblieben.

Für die Erhaltung der nach dem Königstein geflüchteten Bilder sorgte Riedel nach voller Kraft. Mehrmals im Jahre revidirte er sie, wie bereits gesagt, ließ die aufgerollten an die Luft bringen, suchte die Feuchtigkeit nach Möglichkeit abzuhalten, kämpfte energisch gegen das Umsichgreifen des Holzwurmes an, spannte Bilder, die sich zu werfen begannen, von neuem auf.

Endlich am 12. März 1763 konnte er melden, daß am 10. der erste Transport der Bilder vom Königstein wieder zurück nach Dresden gebracht worden sei – nach 31/2jähriger Abwesenheit! – und daß er hoffe, auch die übrigen Bilder bald herüberschaffen zu können. Diesmal endlich war der Umzug ein endgiltiger. Daß aber die unschätzbare Galerie all diese Fährlichkeiten mit verhältnißmäßig so geringen Einbußen hat ertragen können, ist ausschließlich das Verdienst ihres tapfern und sorgsamen Inspektors Johann Anton Riedel.


  1. Johann Anton Riedel, geboren 1733 in Prag, kam als sechsjähriger Junge nach Dresden, als sein Vater, Johann Gottfried Riedel, als Hofmaler dorthin berufen wurde. Der alte Riedel erhielt drei Jahre darauf (1742) die Stelle eines Inspektors der Gemäldegalerie, die er bis zu seinem zu Ende 1755 erfolgten Tode verwaltete. Der junge Riedel, der ihm schon im Jahre 1753, also in einem Alter von erst 20 Jahren, als Unterinspektor beigeordnet worden war – der zweite Unterinspektor war damals Matthias Oesterreich – rückte 1755 in die durch den Tod des Vaters frei gewordene Inspektorstelle ein und blieb endlich, nachdem Oesterreich im Jahre 1757 als Galeriedirektor nach Potsdam berufen worden war, alleiniger Inspektor der Galerie (einen Direktor gab es, seitdem Le Plat im Jahre 1742 gestorben war, an dieser Sammlung nicht) bis in unser Jahrhundert hinein.
  2. Wahrscheinlich die „Alte mit dem Kohlenbecken“.
  3. Es läßt sich nicht feststellen, welches Bild damit gemeint ist.