Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):266

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CCLXVI verso:

Luebeck des Sechsischen lands ein durchleuechtige vnd kaiserliche statt. nit allain in Teuetschem land sunder auch bey eueßern voelckern fast nammhaftig ist vrspruengelich von Wickboldo vitigio dem Sechsischen hertzogen an dem ende dz die windischen[1] so nochmals einen teil des sechsischen lands innhaben Bucko nennten erpawt. vnd durch den grymmigen fuersten Kyto oder Truto im iar Cristi.M.c.iiij.[2] geauffet worden vnd auff einem schoenen platz zwischen dem Megkelburgischen vnnd Holstadensischen hertzogthuemen mit den zwayen wasserfluessen Wagnys vnd Trab[3] befeuechtigt. Der selb Kyto ein mechtiger vnd gar schwerer verfolger der Cristen hat auß dem edeln Marckmannischen vnd Martinopolischen geschlecht vrsprung gehabt. vnd die herren von Wageren die man von Stargarten oder Oldenburg nennt in Fernern vnnd Peldte getoedt. aber einen auß inen grafen Gotschalcks sun Heinrich genant kome daruon gein Tennmarck.[4] der keret vber ettliche zeit darnach wider in sein haymend vnd hawet Kyttoni sein hawbt mit einer agkst ab vnd name sein weib zu der ee. Zu den zeitten kaiser Heinrichs des vierdten warden in diser gegent alle kirchen vnd briester berawbet vnd zerruedet vnd der cristenlich glawb verdruckt. vnd dise statt Luebeck auch zum drittenmal zerstoeret von krieg wegen der fuersten vnd sunderlich hertzog Heinrichs vom leoben.[5] vnd grafen Alfesis von holchstain der dann nach hingelegter zwittrechtigkeit dise statt hertzog Heinrichen ließe an dem ende do die statt yetzo ligt. die dann dauor bey Schwartan. vnnd darnach bey Horneberg (als maister Helmuldus[6] setzt) gelegen was. Darnach hat dise stat wunderperlicher weiß zugenomen von besuchung der kawfmanschatz auß oebern vnd nydern Teuetschen landen vnd vber die See gein Norweden Schweden Eyfland Rewssen Littaw Prewssen Poln Pomern Megkeloburg Tennmarck Engelland Flandern Schottenland vnd Franckreich. Vnd zu land gein Sachßen Westfaln vnd in die Marck. Die erkenner der wuerckung vnd des einfluss des himlischens gestirn schreiben das dise edle statt vnder dem zaichen der wag iren vrsprung gehabt hab vnd in sundrer gottes gnaden gestiftet sey. dann die inwoner derselben statt sinnd vor andern iren nachpawrn sundrer andechtiger vbung. doch einen sueeßen kern in pittrer schaln empfindende. Darnach des iars Cristi.M.c.xxxi.[7] komen die nydern windischen herren vnnd zerstoerten die statt Luebeck. die ward durch graff Alff von holchstain widerumb aufgerichtet mit einer burg gein mitternacht gelegen alda yetzo die brueeder prediger ordens wonen. Des iars Cristi.M.c.lviiij.[8] zohen die von Luebeck in gedechtnus irs empfangnen vnd erlidden schadens mit machte in das land Ruegen vnnd fueegten dem fuersten daselbst grosse beschwerde zu. In dem iar Cristi.M.c.lxi.[9] ward Geraldus der .xij. bischoff zu Oldenburg oder Stargarden in Wagern durch hilff


CCLXVI recto:

hertzog Heinrichs von dem leoben[5] fuer den ersten bischoff zu Luebeck eingelaitet vnnd .xiij. pfruend von ime gestiftet vnd begabet. also gelanget dise stat Luebeck zu grosser machte vnnd reichthuemern vnnd Oldenburg kome zu abnemung. Als aber nachfolgennd dise statt durch kaiser Friderichen den ersten[10] belegert wardt do warden die von Luebeck durch iren bischoff Heinrichen[11] zu letst gein dem kaiser versoenet. also das sie ime mit willen hertzog Heinrichs vom leoben[5] huldeten. Derselb bischoff hat die thumkirchen zu Luebeck geweyhet.[12] vnnd das closter zu sant Johanßen in der statt auffgepawet da yetzo iunckfrawen wonen. vnnd ettwen brueeder sant Benedicten ordens inngehabt. vnd yetzo zu Cisiner in dem land zu holstain ir wonung beym meer haben. In disen zeiten wardt dise statt Luebeck von kaiser Friderichen ein kaiserliche vnd freye statt gemacht vnnd mit freyhaitten begabt zesein ein hawbt aller Seestett.[13] vnnd in mancherlay freyungen. auch bey eueßern in verren lannden. sunderlich zu Lunden. in Engelland. in Norweden. in der Moschka. in Norgarden. in Rewssen vnd an vil andern enden vnd gegenten. als in Flandern Tennmarck vnd Schweden. Der kaiser hat auch einem erbern rat daselbst die freyhaiten die sie vormals von hertzog Heinrichen hetten bestettiget vnd durch ein guldine bullen. das sie .xxiiij. ratherren haben moechten willigclich verlihen. vnd sie geadelt das sie nach sytten vnd gewonheit rittermessiger lewt gold (außgenomen die sporn) tragen muegen. Dise edle statt ist sawber vnd rayn von beden seyten ab der hoehe gegen der mittel gesenckt also das die wasser vnd vnsawberkeit frey abfliessen vnd von vilfeltiger regen wegen die strassen vnd gassen rayn sind[.] Die thumkirch[12] gein mittemtag am ende der statt gelegen ist fast lanng vnd huebsch. Alda sinnd sunst vier pfarrkirchen mit syben hohen spitzigen vnnd schoenen thuernen mit kuopffer vnd pley gedeckt vnd in der hoehe mit gold geziert. Alda sinnd auch zway cloester prediger vnd parfuosser ordens. vnnd ein spital zum heilligen gaist. So ist die statt mit wasser. thuernen. mawr vnd greben zumal bewaret vnd befestigt. Alda sind zwue lang vnd weyt gassen vnd daran schoene hewßer von ziegelstainen gepawt. ebner vnd gerichter weys gesetzt also das eins fuer dz ander nit raicht. die andern gassen alle geen creuetzs weise auff dise zwuo gassen. Daselbst fleueßt ein wasser Wagnys genannt von mitternacht gein mittemtag vnd fueroan gein dem nydergang. Vnd vor der statt das wasser Trab gleich widersyns von mittemtag gein mitternacht mit gewaltsamem fluss in das meer eylennde. Jetzo sitzet alda in dem bischoflichen stuel der hohwirdig herr Dietterich von Hamburg geporn.

Lubeck
 



  1. WS: Die Wenden waren ein slawisches Volk an der Elbe.
  2. WS: 1104 n. Chr.
  3. WS: Wakenitz und Trave
  4. WS: Dänemark
  5. a b c WS: Heinrich der Löwe (um 1129–1195) war 1142–1180 Herzog von Sachsen und 1156–1180 auch von Bayern.
  6. WS: Der Geistliche Helmold von Bosau verfasste um 1167 die Chronica Slavorum.
  7. WS: 1131 n. Chr.
  8. WS: 1159 n. Chr.
  9. WS: 1161 n. Chr.
  10. WS: Friedrich I. „Barbarossa“ (um 1122–1190), Herzog von Schwaben, war ab 1152 römisch-deutscher König und ab 1155 Kaiser.
  11. WS: Heinrich von Brüssel war 1172–1182 Bischof von Lübeck.
  12. a b WS: Der Lübecker Dom wurde 1173 von Heinrich dem Löwen gestiftet und 1247 geweiht.
  13. WS: Mit dem Barbarossa-Privileg von 1188 förderte Friedrich I. gezielt die Entwicklung Lübecks zu einem nordeuropäischen Handelszentrum.