Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):237

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verso: Bearbeiten

Das sechst alter
 
S. Vincentius prediger ordens

VIncentius auß Cathelania prediger ordens ein hohberuembter lerer der heilligen schrift von der statt Valentia auß edelm geschlecht der Ferrarier. Sein vater wz ein offenbarer schreiber. Der het drey suen. der elter hieß Peter ein frumm man. vnnd het ein eeweib. der ander Bonifacius beder rechten doctor. der gieng nach absterben seins weibs in der cartheueser orden vnd wardt ein general desselben ordens. der dritt hieß Vincencius der blib in der iunckfrawschaft. vnd was diser zeit nicht allain an treffenlicher loeblicher lere sunder auch sunderlicher heillikeit beruembt. der dann mit gabe des predigens hoh erleuechtet die weil er lebet die kirchen gottes durch lere vnd vermanung nicht allain mit wortten sunder auch mit loeblichem ebenpild gefuerdert. vnd dreyssig iar angetriben hat. Zu letst zu zeiten babsts Martini des fuenften vnnd kaiser Sigmunds im iar des herren. M.cccc.xviii.[1] ist er auß diser werlt verschieden vnd hat in seinem tod vnd darnach an vil wunderwercken geschynen. vnd ine darumb babst Calixtus der drit sein landßman nachfolgend in dem. M.cccc.lv. iar cristi[2] in der heilligen beichtiger zal geschriben. Er prediget in seinem leben gar offt von dem iungsten gericht vnd von der zukunft des anticrists also erschroeckenlich das er menigclichen zu forchten keret. vnd die suendere kuenftigem gottes zorn zeempflihen warnet.

FRanciscus martini carmeliter ordens ein treffenlicher lerer der heilligen schrifft diser zeit in achtperkeit wesende hat ein buoch von der iunkfrawen Marie empfengknus gemacht.

Gerardus groet hat diser zeit in heilligkeit des lebens vnd an kunst geleuechtet.

JOhannes ruoßbroch ein beruembt andechtig vnd erleuecht man hat vil teuetschs dings geschriben.

HEinricus yota ein lerer der heilligen schrift. vnd Heinricus von hessen auch ein soelcher lerer sind zway licht der kirchen gewesen zu Wienn in oesterreich.

 
Baldus ein doctor

BAldus von Perus kaiserlicher vnd werltlicher rechten ein hoh fuertreffenlicher lerer hat mit Angelo vnd Petro gebrueedern diser zeit hoh erleuechtet. vnd nach bartolo seinem maister in beden rechten den preys vnd vorgang behabt. vnd schier vnzalliche bueecher beschriben. vnd vber das gantz werltlich recht außlegung begriffen. vnd gar vil treffenlicher loeblicher ratschleg hinder ime gelaßen. Zu letst wardt er von fuertreffenlichkeit wegen seiner schriftlichen weißheit vnd kunst von hertzog Philipsen zu mayland mit einem gemayne sold zu papia versoldet. vnd starb im iar Cristi. M.cccc.xxiii[.][3]

BArtholomeus de Saliceto gar ein hohgelert man in den rechten hat diser zeit geplueet vnd ettliche erklerung vber die kaiserlichen recht gemacht. Vnd nach dem er bey Alberto dem ferrarischen marggrafen in achtperkeit was so beweget er ine darzu das er von babst Bonifacio freyheit erlanget ein gemayne hohe schuol daselbst auffzerichten.

 
Nicolaus von fllorentz ein artzt

NIcolaus von florentz ein namhaftiger doctor der ertzney hat diser zeit ein groß buoch von aller ertzney beschriben vnd hinder ime gelaßen vnd starb zu florentz nach der gepurt cristi. M.cccc.xii.[4]

MArsilius von sant Sophey von Padua auch ein artzt hat mit beschreybung etlicher ertzney an subtilikeit vnd synnschicklichkeit vil andere fuertroffen vnd sein vaterland mit lob gezieret.

JOhannes von Rauenna ein scheinperer grammaticus vnnd rhetor vnnd ein synnreich vnd kunstweis man hat diser zeit geplueet. Von dem (als Leonhardus aretinus bezeuegt) die kunst vnd lere der zierrede. die so lang verborgen bliben was wider in welsche land gebracht worden ist. Vnd nach dem er von Francisco petrarcha gar wol gelernet wardt. so hat auch er gar fuertreffenlich hernachfolgend mann zu iungern gehabt.

 
Crisoloras

HEmanuel crisoloras von Constantinopel der gepurt ein edelman. aber an erfarung kriechischer schrift vnd in aller schriftlicher weißheit vnd an tugent noch edler vnd beruembter. kome erstlich auß seinem haymend von Constantinopel gein Venedig. daselbst leret er die kriechischen schrift. die bey sybenhundert iar in der still vnd schweigung gelegen was vnd widerumb durch ine an das liecht gebracht ward[.] Von Venedig zohe er gein Florentz. daselbst gewunne er vil lereiunger. Vnder den was Leonhardus aretinus. Paulus strocia Petrus paulus vergerius Justinopolitanus Franciscus barbarus Omnibonus vincentinus Guarinus veronensis Carolinus aretinus Pogius florentinus Franciscus philelphus vnnd andere. Vnnd als er aber von dannen gein rom. vnd von Rom in das concili gein Costnitz[5] zohe do zohen ime die yetzgenanten sein leriunger von sueßigkeit wegen seiner wort nach. Er starb zu Costnitz vnd wardt von Pogio florentino mit einer hoenigfließenden preyßrede geeret.

recto: Bearbeiten

der werlt
Blat CCXXXVII
 
Tamerlanes

TAmerlanes der gross koenig der tartern oder parthier starb in disem. M.cccc. ii. iar.[6] Er was ein parthier auß schlechten eltern geporn. vnd erstlich ein rotmaister. aber vnder den seinen an tetigkeit des leibs also geschickt vnnd fuertreflich das er in kuertze ein hawbtman vnd hertzog vber vil volcks wardt. damit hat er die herrschung der parthier erlangt. vnnd fueroan die Scithier Hyberos Albanos Persas vnd Medos ime vnderworffen. Mesopotamiam verfolgt. vnd Armeniam durch den Euphratem ziehende mit .xlm. pferden vnd mit sechßmal hundert tawsent fuoßknechten das gantz kleiner Asiam verwueestet. vnd den allermechtigsten der tuercken koenig Pazaitem bey den armeniern bestritten ime bey zwaymalhundert tawsent menschen erschlagen vnd ineselbs gefangen vnd als ein wunderthier in eim fogelhawß durch gantz Asiam vmbgefueert. Seine heergeleger oder wagenpurg waren wie ein statt geformt vnd eim yeden handel vnd gewerbe sein ort zu seinem geprauch geordnet. darinn funde man gnuogsamkeit aller dinng zu menschlicher notturftigkeit dienstlich. Alda het weder rawberey noch moerderey kein stat. Er zohe darnach fueroan von demselben fluss Thanay bis gein egypten durch alles Asiam auß Smirnas Anthiochiam Sebastem Tripolim Damascum vnd vil strarcker vnd fester großer stett mit gewalt fahende. zerrueedende vnd verprennende. Er hat auch Soldanum den egyptischen fuersten mit krieg vberwunden. Als er ime fuergesetzt het die statt Capham deßmals der Genueser inwonung anzegreiffen. do schicket er ettliche kawflewt mit koestlicher rawer ware vor hynein mit befelhe dieselben ware vmb mynnder gelts dann gewoenlich was zeuerkawffen. denn er weßt dz man das gold vnd nicht die rawhen ware verbergen moecht. darnach gewunne er die statt mit gewalt vnnd name die gekawften ware wider. also eroberet er gelt vnd ware zusamen. Wenn diser Tamerlanes ein statt belegeret so ließ er am ersten tag ein weiß gezeldte. am andern tag ein rotes vnd am dritten ein schwartzs aufschlahen zu bedeuetnus das die die sich am ersten tag an ine ergaben hail erlanngten. aber die rot farb bedeuetet den tod. vnd die schwartz abtilgung der stat. Man sagt von ime das einßmals ein volck in einer statt die er bis an den andern tag belegert het alle ire kinder vnd iunckfrawlein in weißem klaid oelzweydlein vor inen tragende disem Tamerlani entgegen schickten in hoffnunng mit irer vnschuld des fuersten zorn zeuersoenen. aber er het geschafft dieselben kinder vnd iunckfrewlein alle mit dem raysigen zeueg zertretten vnd die statt zeuerprennen. als er aber von eim gehaymen seins gesinds gefragt wardt warumb er die grawsamkeit also geuebt het. do het er ime zoernigclich mit entsteltem antlitz vnd mit fewrschießenden awgen geantwurt. Maynstu ich sey ein mensch. du irrst. ich bin der zorn gottes vnd ein verwueestung der erden. hueete dich das du mir fuerohin nit mer begegnest. Die disen Tamerlanem gesehen haben die sagen das er dem Hanibal gleich gewesen wer.

 
Paulus ein Venediger

PAulus von Venedig sant Augustins ordens ein fuerst der lerer heilliger schrift vnd naturlicher maistere vnd gar ein scharpffer disputirer ist diser zeit in allem welschen land gar namhaftig gehalten worden von manigfeltiger seiner schriftlichen kunst wegen.

BArtholomeus von Vrbino desselben ordens ein gar fleißiger doctor vnd Vrbinatischer bischoff ist diser zeit auch namhaftig gewest vnd hat vnder andern seinen schriften alle sant Augustins vnd sant Ambrosii spruech in ein ordnung nach dem a b c gezogen vnd dasselb buoch Milleloquium genennt.

JOrdanis ein teuetscher ein wolergruendter lerer der heilligen schrift ist diser zeit von wegen seiner wissenheit der schrift vnd von erforschung alter ding in großer achtperkeit gewesen.

JAcobus auch sant Augustins ordens ein lerer der heilligen schrift von Toleto puertig hat diser zeit geplueet vnd schier alle heillige schrift erklert. vnd vnder andern ein buoch das man Sophologium nennt gesammelt.

BErn die hohberuembt vnd alt statt welschs lands ist im iar des herren. M.cccc.v.[7] (von den Carrariern verdruckt) auß nachgebung Johannismarie des Maylendischen hertzogs durch Franciscum gonzagam vnd Jacobum vermem vnd Paulum sanellum in der venediger gewalt komen. vnd bißhyhher mit großer auffung bey inen bliben.

PIsa die mechtig vnd wolerpawt. vnnd dem Florentinischen volck widerwertige statt des ethrurischen lands ist in disem iar durch harte belegerung vnd ernstlichen krieg gezemet. In desselben Florentinischen volcks gewalt vnd hand komen. dann als die von Pisa die Florentiner auß der statt getriben vnnd sich widerumb zu freiheit gebracht heten do warden sie also hart belegert vnd inen der zugang allenthalben verschloßen das sie nach erliddem hunger auß dargebung Johannis gambacurte wider vnder das vorig ioch der Florentiner gedrungen warden.


  1. 1418 n. Chr.
  2. 1455 n. Chr.
  3. 1423 n. Chr.
  4. 1412 n. Chr.
  5. Konstanz
  6. 1402 n. Chr.
  7. 1405 n. Chr.