Die Rose von Newport
Die Rose von Newport.
Sprengende Reiter und flatternde Blüthen,
Einer voraus mit gescheitelten Locken –
Ist es der Lenz auf geflügeltem Renner?
Karl ist’s, der Jüngling, der Erbe von England,
Das sind die Giebel und Thore von Newport,
Drüber das Wappen der Stadt: eine Rose!
Jubelnde Gassen und jubelnde Wimpel
Und ein von treibender Jugend geschwelltes,
Unter den blühenden Linden des Marktes
Schreitet ein Reigen von blüh’nden Gestalten
Und eine Schönste mit herzlichem Beben
Bietet dem Prinzen die Rose von Newport:
Herr, Dir die Rose von Newport bedeute!“
Morgen erzählen die Linden das Märchen
Von der entblätterten Rose von Newport.
Sprengende Reiter und wirbelnde Flocken,
Ist es der Winter, der finstre Geselle?
Karl ist’s, der Flüchtling, der König von England.
Seit er das Blut seines Volkes vergossen,
Reitet er neben zerschmetterndem Abgrund …
Das sind die Giebel und Thore von Newport,
Drüber das Wappen der Stadt: eine Rose!
Nirgend ein Jubel und nirgend ein Wimpel,
Polternde Hämmer und kreischende Feilen –
Aechzendes Herz in dem Busen des Stuart …
Unter den frierenden Linden des Marktes
Bettelt ein Kind mit verschatteten Augen,
Bietet dem König ein dorrendes Röschen:
Herr, Dir die Rose von Newport bedeute!“
Karl, der die Züge des Kindes betrachtet,
Schmal und gespenstig im Spiegel des Elends
Sieht er das eigene Antlitz und schaudert.
Von dem enthaupteten König in England.