Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: Der sterbende Cromwell
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 331
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
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Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
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[331]

Der sterbende Cromwell.

Vor der Königsburg in nächt'ger Stunde
Knickt der Tod die Eichen in die Runde,
Drinnen sucht er dann ein zäher Leben
Aus den Wurzeln allgemach zu heben -

5
Whitehall ist Cromwell's Sterbestätte,

Ein Waldenser kniet an seinem Bette!
„Herr, ich komm’, ein Kind des welschen Thales,
Wo Du bist der Schutzgott jedes Mahles,
Unsern Dank auf Deine Knie zu legen,

10
Leben, Cromwell, mußt Du unsertwegen!

Rom befehdet uns mit seinen Pfaffen,
Unser Herzog rüstet frevle Waffen
Gegen unser Thal, den lautern Glauben
Will er oder uns das Leben rauben!

15
Doch Du sahst in Deinen Schmerzensnächten

Uns gefoltert schon von Henkersknechten
Und Du hobest Dich in Fieberschwüle
Auf den Arm gestützt empor vom Pfühle
Und Du drohtest über Meer gewendet,

20
Pfaffen, Henker blieben ungesendet -

Wenn wir, Cromwell, Deine Söhne wären,
Herber könnten wir Dich nicht entbehren!
Deine bangen Athemzüge geben
Uns den Odem, fristen uns das Leben.

25
Dennoch - Wie Du leidest, Herr - unsäglich -

Deine Qualen werden unerträglich? -
Dennoch - ob uns Hartes sei beschieden -
Friedestifter, fahre hin in Frieden!“