Textdaten
<<< >>>
Autor: Johann Georg Theodor Grässe
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Pestmacher im Erzgebirge
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 506-508
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[506]
569) Die Pestmacher im Erzgebirge.
Lehmann a. a. O. S. 987 sq.

Im Jahre 1680 ward zu Geyer der Todtengräber wegen Zauberei auf dem Gottesacker gefangen und gefänglich eingezogen, denn man hatte ihn auf den Markt gehen und aus einer Schachtel etwas ausstreuen sehen; so nun hernach allerhand Merkmale gesucht wurden, ihn seiner Bosheit zu überweisen, [507] fand man unter andern, daß er sein eigenes Weib wieder ausgegraben, ihr Augen, Nase und Zunge ausgeschnitten und sie zu Pulver verbrannt hatte, welches er also auf die Gasse gestreut. Er wurde deswegen mit dem Staupenschlag bestraft und ewig des Landes verwiesen.

Zu Wolkenstein hat im Jahre 1614 ein Todtengräber einer Pestleiche den Kopf im Grabe abgestoßen, diesen in seiner Stube an einer Schnur in Teufelsnamen aufgehängt, darin er Hefen, Bier und Blut von Verstorbenen, ebenso Milch aus Brüsten von Pestleichen vermischt gegossen und dann warm eingeheizt, so viel nun Tropfen aus dem schwitzenden Hirnschädel gefallen, so viele Pestleichen hat er selbigen Tag gehabt. Dieser Pestzauberer hatte auch zweierlei Pulver, ein gutes wider die Pest und ein ansteckendes, so er aus einer Pestdrüse gemacht. Um solcher schrecklichen Uebelthaten willen ist er verbrannt worden.

Im Jahre 1623 regierte die Pest zu Gottesgabe, davon der Ort halb ausstarb und der Todtengräber kam in Verdacht, er habe die Seuche mit bösen Mitteln verursacht. Hans Leonhard, ein verwegener Mühlknecht, der eben aus dem Kriege gekommen, wagte sich hinein in des Todtengräbers Häuslein und findet einen Todtenkopf über dem Ofen hängen, darüber er sich erbost und den Todtengräber samt seinem Weibe krumm und lahm haut, holt Feuer und brennt das Spital gar weg, aus dem zwar die tödtlich gehauenen gekrochen, aber dennoch an ihren Wunden gestorben sind.

Im Jahre 1633 hatte eine gewisse Pittelin zu Abertham, einem früher durch seinen Käse berühmten Dorfe, die Pest durch Zaubermittel vermehren helfen, und wie sie in der Marter bekannt, eine Bürste neben einer Leiche in’s Grab geworfen, welche dann auf ihren Rath wieder herausgenommen ward, wo nicht, sagte sie, müsse ganz Abertham aussterben, da schon 263 Personen gestorben waren. Es hat sich mit der Bürste auch also befunden und wurde diese Pestzauberin am 18. November in Joachimsthal an einem Pfahl mit dem Strange erwürgt, die Tochter von 13 Jahren enthauptet, [508] beide Körper verbrannt und der Sohn des Landes verwiesen.[1]


  1. Misander, Deliciae Historicae. Dresden 1698. 8. S. 261, erzählt Folgendes: Im Jahre 1615 den 20. October ist zu Weyda im Voigtlande ein Mann, Namens Michael Schatzer, verbrannt worden, der bei dem großen Sterben daselbst im Jahre 1611 sich als Todtenträger hatte brauchen lassen. Der hat ausgesagt, daß in einem Hause, welches er auch genannt, der Teufel in sichtbarer Gestalt zu ihm gekommen und zu ihm und seinem Kameraden, der Anacker geheißen und von dem die Gerichte daselbst gesagt haben, daß wenn man auch diesen hätte zur Haft bringen können, dieser Schatzer gegen ihn ein Engel gewesen sei, ein Pulver gegeben. Der Teufel habe in einem langen schwarzen Kleide in der Hofthüre gestanden und statt der Hände große lange Klauen und Krackeln gehabt, der eine Fuß wäre ein Pferde-, der andere ein Kuhfuß gewesen, und habe ihnen befohlen, sie sollten dies Pulver in die Häuser streuen in aller Teufel Namen, wer nun darüber gehen werde, der müsse stracks die Pestilenz bekommen und sterben. Dies hätten sie denn fleißig und vielfältig practicirt, besonders gegen die, auf welche sie einen Groll gehabt, und also viele Leute hingerichtet, wer ihnen aber Geld gegeben, oder wo sie sonst gewollt, da hätten sie ein Wasser gehabt, welches sie kreuzweise im Namen der Dreieinigkeit dahin gegossen, und obgleich das Pulver gestreut worden, habe es doch nach dem Gießen keine Kraft mehr gehabt, sondern das Wasser habe Alles wieder gut und gesund machen können.