Die Perchtlnacht in den österreichischen Alpen

Textdaten
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Titel: Die Perchtlnacht in den österreichischen Alpen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 36
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[36] Die Perchtlnacht in den österreichischen Alpen. Die Göttin Freya der nordischen Mythologie lebt in der poesievollen Sagenwelt der österreichischen Alpenländer in der Gestalt der Frau Percht oder Perchtl fort; ihr ist die Nacht vom 5. auf den 6. Januar, die Dreikönigsnacht, geweiht. In dieser Nacht zieht sie im Gebirge umher, meist begleitet von einer großen Schar kleiner Kinder, die ungetauft gestorben sind. Die guten Menschen, welchen die Percht auf dieser nächtlichen Wanderung begegnet, beschenkt sie reichlich, die bösen aber zerreißt sie. Die Mythen der Aelpler bezeichnen dieselbe als eine freundliche stattliche Frau mit sehr langer Nase, auf der ein zirpendes Heimchen sitzt. Eine der schönsten Perchtl-Sagen ist jene von dem Kinde mit dem Thränenkrüglein. Es lebt der Glaube im Alpenvolke, daß man den Todten nicht nachweinen solle, da jede Thräne, die man der Verstorbenen wegen vergießt, denselben Schmerz bereitet und ihnen im Grabe keine Ruhe gönnt. Die kleinen Kinder, die ungetauft gestorben sind, müssen die Thränen ihrer auf Erden zurückgebliebenen Angehörigen in ein Krüglein sammeln, das sie mit sich umhertragen, wenn sie mit der Frau Prechtl wandeln. Einst wollte eine Mutter ihr verstorbenes Mägdlein in der Perchtlnacht sehen und ging in derselben über die Berge. Wirklich begegnete sie auch dem langen Zuge der Kinder. Sie sah auch ihre zarte schwächliche Kleine, welche mühsam einen großen mit Thränen vollgefüllten Krug vor sich her schleppte. „Mutter, liebe Mutter“ rief ihr das Kind zu, „weine nicht mehr um mich; denn alle Deine Thränen muß ich in diesem Krüglein auffangen und umhertragen und ich kann’s nicht mehr, das Krüglein ist schon so schwer.“ Da sagte die Mutter: „Ich will nicht mehr weinen, mein Herzchen.“ Nun lächelte die Kleine und verschwand. Frau Percht aber meinte: „Du hast deinem Kinde einen Namen gegeben und nun ist es erlöst.“