Die Offenbarung Johannis/Kap. 22,6-21. Schluß

« Kap. 21,9-22,5. Nachtrag. Das Gesicht vom neuen Jerusalem Wilhelm Bousset
Die Offenbarung Johannis
Nachträge und Berichtigungen »
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Schluß. 22,6-21.

22,6-9. Die Anbetung des Engels. 22,6. καὶ εἶπέν[1] μοι (das Subjekt ist wahrscheinlich Christus V. 7)· οὗτοι οἱ λόγοι πιστοὶ καὶ ἀληθινοί (19,9; 21,5), καὶ ὁ[2] κύριος ὁ θεὸς τῶν πνευμάτων τῶν προφητῶν ἀπέστειλεν τὸν ἄγγελον αὐτοῦ, δεῖξαι τοῖς δούλοις αὐτοῦ, ἃ δεῖ γενέσθαι ἐν τάχει. „Der Herr, der Gott der Geister, der Propheten“ ist wahrscheinlich eine Erweiterung der in den Bilderreden des Henoch-Buches ständig vorkommenden Bezeichnung für Gott: Herr der Geister, vgl. besonders Hen 39,12. Relig. d. Judent. 315. Das Beiwort, Herr der Geister; sichert Jahwe die absolute Herrscherstellung innerhalb des Engelreiches, das im Glauben des Spätjudentums immer mehr an Bedeutung gewann. In dem Ausdruck τῶν πνευμάτων τῶν προφητῶν liegt nun eine interessante Umdeutung dieses Namens vor[3], die wieder von dem spezifischen Interesse des[456] Apok. an der Prophetie und von seinem prophetischen Hochgefühl zeugt (s. o. S. 138f.). Anders als 1,1 faßt der Apok. sich in dem Verse mit der ganzen Schar der Propheten zusammen. Mit dem Engel kann hier nur der Schalenengel (17,1; 21,9) gemeint sein, der dem Seher Babel und das himmlische Jerusalem gezeigt hat. Hier findet also „der Engel“ in der Überschrift 1,1 seine bestimmte Erklärung, vgl. den Kommentar zu 1,1-3. 22,7. [καὶ][4] ἰδοὺ ἔρχομαι ταχύ. Aus dieser Wendung geht klar hervor, daß in diesem Verse Christus selbst (anders als 19,9) der Redende ist. Beispiele ähnlichen plötzlichen Übergangs finden sich in IV Esr, wo bald Gott, bald der Engel Gottes redend und offenbarend erscheint. μακάριος ὁ τηρῶν τοὺς λόγους τῆς προφητείας (ein Begriff: „die prophetischen Worte“) τοῦ βιβλίου τούτου. Auch hier kommt in besondrer Weise das Selbstbewußtsein des Propheten zum Ausdruck. „Die prophetischen Worte bewahren“, bedeutet so viel, wie ihren offenbarenden Inhalt gläubig annehmen und im Gedächtnis behalten, vgl. 1,3.

22,8. κἀγὼ[5] Ἰωάννης ὁ βλέπων καὶ ἀκούων[6] (ὁ ἀκούων καὶ βλέπων) ταῦτα. Dan 12,5: „Und ich Daniel schaute“. Hier zum Schluß nennt sich der Apok. noch einmal wie am Anfang. καὶ ὅτε ἤκουσα καὶ ἔβλεπον[7], ἔπεσα προσκυνῆσαι ἔμπροσθεν τῶν ποδῶν τοῦ ἀγγέλου τοῦ δεικνύοντός μοι ταῦτα. Eine einfache Wiederholung des 19,10 Erzählten. Der Engel, der die Vision gezeigt hat, wird unterschieden von dem V. 6 Redenden und mit dem in V. 6 erwähnten Engel identifiziert. Daß hier ein ursprünglich besserer Zusammenhang erst bearbeitet wurde, darauf deutet die Inkonzinnität, daß, nachdem in V. 6 Christus geredet hat, der Seher vor dem „Engel“ niederfällt. Dieser bessere Zusammenhang liegt 19,9f. vor. Hier zeigt sich die Hand des Bearbeiters einer älteren Quelle. 22,9. καὶ λέγει μοι· ὅρα μή· σύνδουλός σού εἰμι καὶ τῶν ἀδελφῶν σου τῶν προφητῶν καὶ[8] τῶν τηρούντων τοὺς λόγους[9] τοῦ βιβλίου τούτου· τῷ θεῷ προσκύνησον. Vgl. 19,10b. Noch deutlicher als dort, wo diese Tendenz nur durch eine unklare Glosse erreicht wurde, tritt hier die Wertung der Prophetie hervor. Der Engel ist Mitknecht des Johannes und der übrigen Propheten, Mitknecht der übrigen Christen nur, insofern sie himmlische Offenbarung besitzen und bewahren.

In den Versen 6-9 nimmt der Apok. also den Abschnitt 19,9-10 vollständig noch einmal auf. Nur führt er hier als Redenden Christus selbst ein und unterscheidet von ihm den Engel, den der Seher anbetet. Auch von hier aus wird es wahrscheinlich, daß der Apok. den Abschnitt 19,9-10 in einer[457] seiner Quellen vorgefunden und zweimal verarbeitet hat, wie dies schon oben angedeutet wurde (eine ähnliche Doppelbearbeitung liegt 7,5-8; 14,1ff. vor). Und es wird weiter außerordentlich wahrscheinlich, daß diese Verse einst am Schluß jener Apokalypse gestanden haben, welche die Weissagungen vom Weibe und dem Tiere, die Drohrede gegen Babel und die Weissagung vom neuen Jerusalem enthielt. Für den Apok. gehören die Verse aber freilich nicht mehr an den Schluß des vorigen Abschnittes, sondern sie eröffnen die Schlußpartie des ganzen Buches.

22,10-15. Das Ende ist nahe. 22,10. καὶ λέγει μοι. Wahrscheinlich redet hier wieder Christus selbst, nicht der Engel. μὴ σφραγίσῃς τοὺς λόγους τῆς προφητείας τοῦ βιβλίου τούτου· ὁ καιρὸς γὰρ ἐγγύς ἐστιν. 1,4. Im Gegensatz zu Dan 8,26; 12,4.9, wo das Gesicht den fernen Zeiten gilt und deshalb von dem Seher versiegelt wird, betont der Apok. auch hier, daß er für seine Zeit und sein Geschlecht schreibt. Das konnte er freilich, auch wenn er nur im Namen des Johannes schrieb.

22,11. ὁ ἀδικῶν ἀδικησάτω ἔτι, καὶ ὁ ῥυπαρὸς ῥυπαρευθήτω[10] ἔτι[11], καὶ ὁ δίκαιος δικαιοσύνην ποιησάτω[12] ἔτι, καὶ ὁ ἅγιος ἁγιασθήτω ἔτι. Dan 12,10 Theod.: καὶ ἀνομήσωσιν ἄνομοι καὶ οὐ συνήσουσιν ἄνομοι, καὶ οἱ νοήμονες συνήσουσιν. LXX: καὶ ἁμάρτωσιν οἱ ἁμαρτωλοί, καὶ οὐ μὴ διανοηθῶσι πάντες οἱ ἁμαρτωλοὶ, καὶ οἱ διανοούμενοι προσέξουσιν. Vgl. Ez 3,27. Die volle Siegesgewißheit blitzt in diesen Worten auf: Wer unrecht tut, möge nur weiter Unrecht tun, und der Befleckte sich nur weiter beflecken. Das Gericht Gottes naht unaufhaltsam. Und der Gerechte soll nur weiter gerecht handeln, der Heilige sich heilig halten. Es naht die Zeit der Ernte und des Lohnes!

22,12. ἰδοὺ ἔρχομαι ταχὺ, καὶ ὁ μισθός μου μετ’ ἐμοῦ ἀποδοῦναι ἑκάστῳ, ὡς τὸ ἔργον ἐστὶν[13] αὐτοῦ (κατὰ τὰ ἔργα αὐτοῦ). Jes 40,10: ἰδοὺ ὁ μισθὸς αὐτοῦ μετ’ αὐτοῦ καὶ τὸ ἔργον ἐναντίον αὐτοῦ. 62,11: ἔχων τὸν ἑαυτοῦ μισθὸν, καὶ τὸ ἔργον πρὸ προσώπου αὐτοῦ. Ps LXX 61,13: ὅτι σὺ ἀποδώσεις ἑκάστῳ κατὰ τὰ ἔργα αὐτοῦ. Röm 2,6. I Clem 34,3: ἰδοὺ ὁ κύριος, καὶ ὁ μισθὸς αὐτοῦ πρὸ προσώπου αὐτοῦ, ἀποδοῦναι ἕκάστῳ κατὰ τὸ ἔργον αὐτοῦ. Die Übereinstimmung der Clemensstelle mit dem vorliegenden Vers erklärt sich immerhin schwer aus der gemeinsamen Abhängigkeit von Jes 40,10; 62,11; Ps 61,13, besonders wenn man die Variante des abendländischen Textes κατὰ τὰ ἔργα αὐτοῦ in Betracht zieht. Liegt hier wirklich eine Berührung vor, so müßte allerdings der Clemensbrief wohl einige Zeit später als man gewöhnlich annimmt, angesetzt werden. Zur[458] Proklamation Christi als des Weltrichters vgl. Mt 16,27: καὶ τότε ἀποδώσει ἑκάστῳ κατὰ τὴν πρᾶξιν αὐτοῦ. II Kor 5,10. 22,13. ἐγὼ τὸ ἄλφα καὶ τὸ ὦ, ὁ πρῶτος καὶ ὁ ἔσχατος[14], ἡ ἀρχὴ καὶ τὸ τέλος[15]. Dieselbe Wendung, die 21,6 von Gott gebraucht wurde. ἄλφα καὶ ὦ 1,8 von Gott, πρῶτος καὶ ἔσχατος 1,17; 2,8 von Christus. Christus rückt hier ganz an die Stelle Gottes. Wie er im vorhergehenden Verse sich als den Weltrichter schlechthin bezeichnet hat, so nennt er sich hier A und O, Anfang und Ende. Weil er das ist, ist er eben Weltrichter und die Versicherung seiner baldigen Ankunft gewiß. In diesem Zusammenhang sei noch nachträglich auf Riedels Aufsatz in St. Kr. 1901, 297f. verwiesen. Riedel sieht in dem A und O des Apok. eine Nachahmung des Gebrauches von א‎ - ת‎ bei den Rabbinen (Chr. Schöttgen, Horae hebr. et tulmudicae I 1086f.) und findet einen Hinweis darauf, in dem ungewöhnlichen ἐρχόμενος der Formel 1,8.(4) (s. zu diesen Stellen). In dem ἔρχεσθαι = אָתָא‎ stecke das א‎ - ת‎ der eigentlich hebräisch gedachten und nur griechisch gesprochenen Formeln. Das sind zweifelhafte Kombinationen. Reitzenstein, Poimandres will 286 die Formel A und O und die verwandten gerade aus hellenistischer Theologie und den Spekulationen über den Gott Zion ableiten. (Vgl. den ganzen Abschnitt 256ff.)

22,14. μακάριοι οἱ ποιοῦντες τὰς ἐντολὰς αὐτοῦ[16] (πλύνοντες τὰς στολὰς αὐτῶν), ἵνα (über dieses merkwürdige ἵνα und seinen johanneischen Charakter s. o. S. 172, 178) ἔσται ἡ ἐξουσία αὐτῶν ἐπὶ τὸ ξύλον τῆς ζωῆς καὶ τοῖς πυλῶσιν (ein merkwürdiger Dativ instrumentalis (?); die Tore sind als Mittel zum Eingehen betrachtet) εἰσέλθωσιν εἰς τὴν πόλιν. In scharfem, unmittelbarem Übergang wird nun noch einmal das Geschick der Frommen und Gottlosen schroff neben einander gestellt. Dabei werden hier die im Vorhergehenden bekannt gewordenen Vorstellungen verwertet. Vgl. noch Dan 12,12f. 22,15. ἔξω οἱ κύνες (die alte Bezeichnung für die Heiden, Mt 7,6; 15,26.) καὶ οἱ φαρμακοὶ (s. o. das zu 9,21 [φαρμακία] Bemerkte) καὶ οἱ πόρνοι καὶ οἱ φονεῖς καὶ οἱ εἰδωλολάτραι καὶ πᾶς φιλῶν καὶ ποιῶν[17] ψεῦδος. Hier liegt eine vollständige Parallele zu 21,8 vor, nur daß dort die Aufzählung für den Apok. charakteristischer ist. Beachte auch hier das εἰδωλολάτραι zum Schluß in Verbindung mit πᾶς ποιῶν ψεῦδος. Überhaupt läuft V. 13-16 dem Abschnitt 21,6-8 vollkommen parallel. Ein zwingender Grund zur Quellenscheidung ergibt sich hier jedoch nicht. Wir werden annehmen dürfen, daß der Apok. den Schluß seiner Weissagung, den er oben abbrach, um die Vision vom himmlischen Jerusalem einzufügen, hier wieder aufnimmt.

22,16-17. Das Schlußwort zum Ganzen. 22,16. ἐγὼ Ἰησοῦς ἔπεμψα [459] τὸν ἄγγελόν μου. „Meinen Engel“. Es ist nicht etwa hier Johannes gemeint, und mit „Bote“ zu übersetzen (B. Weiß), da dies dem Sprachgebrauch der Apk widerspricht. Von einem Engel (vgl. 1,1) redet der Seher unter dem Eindruck der letzten Visionen. μαρτυρῆσαι ὑμῖν (vielleicht auf die Propheten zu beziehen) ταῦτα ἐπὶ[18] (S. 166) ταῖς ἐκκλησίαις. ἐγώ εἰμι ἡ ῥίζα (5,5, der Wurzelsproß) καὶ τὸ γένος (d. h. hier so viel wie „vom Geschlecht“) Δαυείδ (zum Fehlen des Artikels S. 173) ὁ ἀστὴρ ὁ λαμπρὸς ὁ πρωϊνός. Vgl. 2,28. Hier ist der Messias selbst der Morgenstern, der dort den Gläubigen verheißen wird. Jes 11,10; 14,12? Num 24,17; Test. Lev. 18; Jud 24 (Sp.). Weshalb aber der Messias und noch dazu unter deutlicher Beziehung (vgl. die Prädikate λαμπρός πρώϊνος) auf Jes 14,12, wo überdies vom gefallenen Morgenstern (dem Urmenschen?) geredet ist, hier Morgenstern genannt wird, bleibt völlig unerklärbar. Der ganze Vers ist ein mächtiger Abschluß. Mit teilweise geheimnisvollen, feierlich altertümlichen Wendungen (die Wurzel und das Geschlecht Davids) führt sich Jesus hier noch einmal ein. Er selbst war es, der seinen Engel sandte und seinen Gemeinden gilt das Zeugnis. Im feierlichsten Stil folgt der an diese feierliche Versicherung sich anlehnende Ruf des Geistes und der Braut:

22,17. καὶ τὸ πνεῦμα καὶ ἡ νύμφη λέγουσιν· ἔρχου. Der Geist ist der (eine) in den Propheten redende Geist, die Braut auch hier das himmlische Jerusalem, als Person gedacht. Welch eine merkwürdige Dreiheit — an gnostische Spekulationen erinnernd —: Christus, der Geist, die Braut. καὶ ὁ ἀκούων εἰπάτω· ἔρχου. καὶ ὁ διψῶν ἐρχέσθω[19], ὁ θέλων λαβέτω ὕδωρ ζωῆς δωρεάν. 21,6; Jes 55,1. Die Worte sind im Tone höchster ekstatischer Begeisterung gesprochen. Zugleich sind sie auf die Wirkung bei der gottesdienstlichen Vorlesung berechnet. Die Gemeinde wird geradezu aufgefordert, in den Refrain (ἔρχου) mit einzustimmen.

22,18-19. Die Kanonisierungsformel. 22,18. μαρτυρῶ ἐγὼ παντὶ τῷ ἀκούοντι τοὺς λόγους τῆς προφητείας τοῦ βιβλίου τούτου V. 7.10. Wieder wendet sich der Seher wie am Anfang an sämtliche Hörer bei der kirchlichen Verlesung. ἐάν τις ἐπιθῇ ἐπ’ αὐτά, ἐπιθήσει [ἐπ’ αὐτὸν][20] ὁ θεὸς τὰς πληγὰς τὰς γεγραμμένας ἐν τῷ βιβλίῳ τούτῳ. 22,19. καὶ ἐάν τις ἀφέλῃ ἀπὸ τῶν λόγων τοῦ βιβλίου τῆς προφητείας ταύτης, ἀφελεῖ ὁ θεὸς τὸ μέρος αὐτοῦ ἀπὸ τοῦ ξύλου τῆς ζωῆς καὶ ἐκ[21] τῆς πόλεως τῆς ἁγίας (22,14) τῶν γεγραμμένων ἐν τῷ βιβλίῳ τούτῳ. 21,9ff.; 22,1f. Bereits Dt 4,2 heißt es: οὐ προσθήσεσθε πρὸς τὸ ῥῆμα, ὃ ἐγὼ ἐντέλλομαι ὑμῖν, καὶ οὐκ ἀφελεῖτε ἀπ’ αὐτοῦ (vgl. 13,1). Der Satz ist im späteren Judentum die übliche Kanonisierungsformel der heiligen Schriften geworden. Besonders bedeutsam ist hier die Stelle Ps Aristeas § 311. Da heißt es beim Abschluß der Erzählung von der Übersetzung der griechischen Bibel: „Und nachdem alle den Worten beigestimmt hatten, befahl er nach[460] ihrer Sitte, den zu Verfluchen, der eine Bearbeitung unternehmen werde, indem er etwas hinzusetzte oder irgend etwas von dem Geschriebenen änderte oder ausließ.“ Vgl. ferner Hen 104,10-13 und Josephus c. Apionem I 42: δῆλον δ’ ἐστὶν ἔργῳ, πῶς ἡμεῖς πρόσιμεν τοῖς ἰδίοις γράμμασιν. τοσούτου γὰρ αἰῶνος ἤδη παρῳχηκότος οὔτε προσθεῖναί τις οὐδὲν οὔτε ἀφελεῖν αὐτῶν οὔτε μεταθεῖναι τετόλμηκεν. Vgl. Rel. d. Judent. 125. Der Apok. kanonisiert hier seine eigne Schrift mit der üblichen Formel. Welche eigentümliche Sicherheit prophetischen Bewußtseins kommt hier zum Ausdruck!

22,20. λέγει ὁ μαρτυρῶν ταῦτα· ναί, ἔρχομαι ταχύ. ἀμήν ἔρχου κύριε Ἰησοῦ[22] S. 176. In einer erschütternd innigen Weise klingt die Grundbestimmung des Buches aus: Amen, Komm Herr Jesus, mache ein Ende aller Not. Der Vers ist ein persönliches Bekenntnis des Sehers. Das ἔρχου κύριε Ἰησοῦ ist wahrscheinlich einfache Übersetzung der offenbar im Anfang des Christentums gebräuchlich gewesenen liturgischen Formel Maranatha (I Kor 16,22; Didache 10,6), damit zugleich auch ein Zeugnis für das Recht der Übersetzung: unser Herr, komm (nicht der Herr kommt).

22,21. ἡ χάρις τοῦ κυρίου[23] Ἰησοῦ[24] (S. 176) μετὰ πάντων τῶν ἁγίων[25]. Zum Schluß erfolgt der übliche Gruß. In einer Apk ist dieses ungewöhnlich; doch erklärt es sich daraus, daß der Apok. sich hier an die Hörer im Gottesdienst wendet.

V. 6-21 zeigen so sehr im großen und ganzen (mit Ausnahme des Abschnittes V. 6-9) den literarischen Charakter des Apok. letzter Hand, daß es unnötig erscheint, die auch hier vorgenommenen kritischen Scheidungen zu registrieren.


  1. λεγει Q Rel., a (exc. An.¹) Konformation nach 19,9.
  2. A; d. übr. >.
  3. So erklärt sich auch die seltsame und archaistische Aussage, daß es mehrere Prophetengeister gibt. Wie aber der Apok. neben den sieben Geistern den einen Gottesgeist (V. 17) kennt, so kennt er auch für gewöhnlich nur einen Geist, der in WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt den Propheten redet (vgl. die Schlüsse der Sendschreiben). Jene archaistischen Anschauungen sind eben bei ihm einfach herübergenommen.
  4. > An.¹²³⁴ dem. c. Pr.
  5. εγω am. fu. c s¹.
  6. An.(¹)²⁴ c s¹ Dion. b. Eus.; ο ακουων και βλεπων ταυτα d. übr.; (Konformation nach dem folgenden?).
  7. εβλεπον A; εβλεψα ℵ An.¹²⁴; d. übr. και οτε ειδον; da βλέπειν als das ungewöhnlichere Wort den Vorzug verdient, der Apok. aber den Aor. ἔβλεψα nicht kennt, so ist mit A ἔβλεπον zu lesen. Vgl. B. Weiß.
  8. > An.¹³ Pr.
  9. + της προφητείας 38 cle. lips.⁴⁶ c a Pr. (s. V. 7).
  10. ℵ ρυπανθη τω.
  11. και – ετι > A An.(¹)⁴ (Homoiotel).
  12. δικαιωθητω 38. 79 cle. lips.⁵⁶ Aug., und (in einem sehr freien Zitat) das Schreiben der Gemeinde von Vienna und Lugdunum. Trotz des alten Zeugnisses wird das δικαιωθήτω kaum in den Text aufzunehmen, vielmehr als eine mechanische Konformation nach ἁγιασθήτω zu betrachten sein. Nimmt man δικαιωθήτω auf, so wird man zu übersetzen haben: Der Gerechte mache sich (werde) noch gerechter, und der Heilige noch heiliger.
  13. A (38. 81) ; Q Rel. εσται; κατα τα εργα αυτου vg. (s¹) c Clem. Tic. Cypr. Pr.
  14. πρωτος και εσχατος A.
  15. η αρχ. κ. τ. τελ. ο. πρ. κ. ο. εσχ. An.¹²³ a. Or.
  16. πλυν. τ. στολ. αυτ. ℵA 7. 38 vg. sa. ae.; ποιουντες τας εντολας αυτ. Q Rel. c a s¹² Tert. Cypr. Pr. Die Bezeugung für die letztere Lesart ist etwas stärker. — An und für sich sind beide Ausdrücke für den Apok. gleich möglich. Es liegt hier nach der einen oder andren Seite hin ein alter Schreibfehler vor.
  17. ποιων και φιλων ℵ An.⁴ Hipp.e.r.
  18. εν A An.²(⁴) vg. sa.?; > An.¹ a Pr.
  19. + και 33. 46 cle. fu. lips.⁴ s¹² a Pr.
  20. An.²³⁴ s¹ Tic.; ο θεος επ’ αυτον Q Rel. vg. Pr.; A > επ’ αυτον.
  21. > εκ A 38 c.
  22. + χριστε ℵc An.² al. c a Pr.
  23. + ημων 30. 161 vg. c s¹² a sa.
  24. ιησου ℵA sa., alle andern ιησου χριστου.
  25. A > των αγιων, ℵ > παντων. Beides wohl Schreibversehen.
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