Die Nachtschwärmer (Uhland)
Eines schickt sich nicht für Alle;
Sehe Jeder, wie er’s treibe,
Sehe Jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, daß er nicht falle!
Stille streif’ ich durch die Gassen,
Wo sie wohnt, die blonde Kleine;
Doch schon seh’ ich Andre passen
Und mir war’s im Dämmerscheine,
Regt es mir denn gleich die Galle,
Daß sie Andern auch gefalle?
Sey’s! doch kann ich nicht verschweigen:
Jeder hab’ ein Liebchen eigen!
Zu dem Brunnen, mit den Krügen,
Kömmt noch spät mein trautes Mädchen,
Rollt mit raschen, kräft’gen Zügen
Husch! die Ketten um das Rädchen;
Ja! ich zog mit ganzem Leibe,
Bis zersprang des Rädchens Scheibe.
Ist es nun auch stehn geblieben,
Haben wir’s doch gut getrieben,
Zwölf Uhr! ist der Ruf erschollen
Und mir sinkt das Glas vom Munde.
Soll ich jetzt nach Haus mich trollen
In der schlimmen Geisterstunde,
Und daheim zum Zeitvertreibe
Noch den Zank von meinem Weibe!
Dann die Nachbarn, häm’sche Tadler! –
Nein! ich bleib’ im goldnen Adler,
Ei! was kann man nicht erleben!
Heute war doch Sommerhitze,
Und nun hat’s Glatteis gegeben;
Daß ich noch auf’s Pflaster sitze,
Und die Häuser taumeln alle,
Wenn ich kaum an eines pralle.
Hüte sich in diesen Zeiten
Wer da wandelt, auszugleiten,