Textdaten
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Autor: Eberth
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Titel: Die Milchhexe
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aus: Sagen aus der Provinz Sachsen V, in: Zeitschrift für Volkskunde, 1. Jahrgang, S. 311
Herausgeber: Edmund Veckenstedt
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Alfred Dörffel
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA*, Commons
Kurzbeschreibung:
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2. Die Milchhexe.

Dass es Hexen gibt, weiss jeder, aber was die alles können, das weiss nicht ein jeder; auch eine Bäuerin in einem Dorfe bei Magdeburg sollte das einmal erfahren. Dieselbe hatte nämlich eine Kuh, welche sich vor den andern dadurch auszeichnete, dass sie stets noch einmal soviel Milch gab als die andern Kühe, auch war die Milch immer ganz besonders fett. Deshalb stellte sie die Milch von dieser Kuh auch immer in besonderen Satten auf.

Eines Tages kam eine andere Bäuerin zu ihr, von der man immer schon sagte, dass sie eine Hexe wäre. Als diese die aufgestellte Milch sah und bemerkte, dass einige Satten gesondert standen und dass auf der Milch in derselben der fetteste Rahm war, da sagte sie: „I wat hebben Ji doch dâ for scheene Melk, wenn ick doch ok man een mâl sonne Melk harre.“ Dann hielt sich die Bäuerin noch ein wenig auf und ging darauf nach Hause.

Der Bäuerin, welche die Kuh hatte, schwante gleich nichts Gutes, als ihr Besuch die Worte gesagt hatte, aber was sollte sie sich erst wundern, als die Magd am Abend nach dem Milchen zu ihr kam und sagte: sie wisse nicht, was das sei, die Kuh gebe keine Milch mehr und früher hätte sie doch die meiste gegeben. Nun wusste die Frau genau, woran sie war. Sie befragte sich also, was man gegen das Verhextsein thun könne, und als sie alles erfahren hatte, handelte sie danach. So ging sie denn zu der betreffenden Frau hin und bat diese um ein wenig Dill, da sie zu Hause keinen mehr hätte. Die Frau gab ihr auch den Dill. Darauf füllte sie den Herdkessel voll Wasser, machte Feuer an, warf in das Wasser den Dill und dazu Salz und Heukaff. Es währte nicht lange, so fing es im Kessel an zu kochen und bald schäumte es darin nur so. Aber die Bäuerin wusste Bescheid, füllte den Schaum stets mit dem Löffel ab und goss ihn zur Küchenthür hinaus. Nach einer Weile hob sie den Kessel vom Feuer und scheuerte mit dem Wasser, in welches sie den Dill, das Salz und das Heukaff gethan hatte, alle ihre Milchgefässe aus; das Wasser, womit sie das that, goss sie aber stets zur Thür hinaus.

Fortan gab ihre Kuh wieder die meiste und beste Milch im ganzen Dorfe, aber am seltsamsten war es, dass fortan die Kuh der Milchhexe keine Milch mehr gab, so dass sie dieselbe verkaufen musste.

Eberth.