Die Maid von Ballochmyle
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Die Maid von Ballochmyle.[1]
’S war Abend – auf der Flur lag Thau,
Hing an den Blättern perlengleich,
Zephire kos’ten, lind und lau,
Die Düfte aus dem Blüthenreich.
Und Alles lauschte still, dieweil
Aus grünem Wald das Echo klang,
Im Hügelland von Ballochmyle.
Ich irrte sorglos durch das Land,
Als ich auf wald’ger Blöße fand,
Ein Mädchen, hold und wunderbar.
Ihr Blick wie Morgensonnenschein,
Verhieß, wie Frühlingslächeln, Heil;
„Das ist die Maid von Ballochmyle.
Der Tag im blum’gen Mai ist schön,
Und süß im milden Herbst die Nacht,
Wenn durch die Flur wir träumend geh’n,
Doch ihrem Lieblingskind, dem Weib,
Gab Schön’res die Natur zu Theil;
Was wög’ wohl auf den süßen Leib
Der schönen Maid von Ballochmyle!? –
Und ich mit ihr von gleichem Stand,
Beherbergt’ sie das schlechtste Dach,
Das jemals stand im Schottenland:
[8] Durch Wind und Wetter wollt’ ich flieh’n,
Um Nächtens an mein Herz zu zieh’n,
Die schöne Maid von Ballochmyle.
Dann möcht’ der Stolz sich immer müh’n,
Nach Ruhm und Ehren luft’gem Schein;
In Indiens Minen dringen ein;
Mir gebt das arme, niedre Dach,
Die Axt und Pflugschar sei mein Theil,
Ich neid’ Euch nicht; denn Nacht und Tag
- ↑ Ein Ort in der Grafschaft Ayr, zwischen Mauchline und Cumnock.