Die Lederätzarbeit
[644 d] Die Lederätzarbeit. Bekanntlich ist die Verzierung von Ledergegenständen durch Brandmalerei eine schwierige Sache, weil das Material infolge seiner großen Weichheit dem glühenden Brennstift einen viel geringeren Widerstand leistet als Holz. Anderseits sehen mit Brandmalerei verzierte Ledergegenstände so eigenartig und wirksam aus, daß eine Art Imitation derselben durch Aetzarbeit in immer größere Aufnahme kommen dürfte. Die Lederätzarbelt macht vollständig den Eindruck einer von sehr geschickter Hand herrührenden, kunstvollen Lederbrandmalerei mit all ihren hellbraunen bis tiefschwarzen Linien und Flächenabtönungen, ohne jedoch im entferntesten einer besonderen Kunstfertigkeit, Uebung und Vorsicht zu bedürfen. Die Geschäftsstelle des „Hausfleiß“ in Leipzig-Oetzsch führt vollständige Arbeitskästen für die neue Arbeit, welche alle benötigten Materialien enthalten, zum Beispiel chemisch reine Lauge, Federn, Filzpinsel, Mattlack, Proben etc. etc. Als Muster eignet sich jede Brandmalerei- oder Lederschnittvorlage. Man überträgt dieselbe in üblicher Weise auf das Leder und macht sich dann mit Hilfe eines den Arbeitskästen beiliegenden Meßglases drei verschiedene Verdünnungen der Aetzlauge zurecht. Nun zieht man die Konturen mit einer Feder nach, die jeweilig in eine stärkere oder schwächere Laugenmischung getaucht wird, so daß die Linien mehr oder weniger dunkel ausfallen. Flächentönungen arbeitet man sodann mit dem Filzpinsel aus und setzt alle Schattierungen in dünnen Linien ein. Während des Trocknens, das ein bis zwei Tage beansprucht, werden die dunkleren Stellen grau, man überwäscht deshalb die ganze Arbeit zuletzt mit einem in Leimessig getauchten Schwämmchen, wonach die Aetzlinien einen schönen, ins Rötliche spielenden Ton annehmen. Aus der kurzen Beschreibung erhellt zur Genüge, wie einfach die Arbeit ist.