Die Lastträger in Konstantinopel

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Titel: Die Lastträger in Konstantinopel
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aus: Die Gartenlaube, Heft 46, S. 771
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[771] Die Lastträger in Konstantinopel. Es trägt zwar jeder Sterbliche sein Päckchen mit sich; aber in allen Ländern giebt es eine Menschenklasse, die zu den unfigürlichen Lastträgern der Erde gehört und Hab und Gut der andern auf ihrem Rücken zu schleppen verdammt ist. Diese Klasse ist in manchen Ländern sehr gering geschätzt – wir erinnern nur an die chinesischen Kuli. Anders ist’s in der Türkei. A. E. Lux theilt uns in seiner Schrift über die „Balkanhalbinsel“ (Freiburg, Herder) mit, daß die Lastträger in Konstantinopel, Hamals genannt, eine eigene Zunft bilden, deren Ehrenmitglied der Großvezier als Hamal des Reichs ist. Bei den jetzigen türkischen Zuständen hat der Großvezier allerdings eine Riesenlast zu tragen und verdient es in der That, ein Ehrenmitglied der Zunft zu sein. Die Zahl der Hamals in Konstantinopel beläuft sich aus 10 000; das würde schon die Einwohnerzahl einer ansehnlichen deutschen Stadt sein. Dies ist begreiflich bei dem Mangel an Lastwagen sowie bei dem Umstande, daß dieselben wegen der engen, oft auf- und absteigenden Gassen nur selten gebraucht werden. Der Transport der Waaren geschieht daher meist durch Menschenkraft.

Die Hamals sind durchweg wettergebräunte, athletische Männer; sie befördern die Lasten ausschließlich auf dem Rücken, auf welchem sie als Unterlage ein gutgepolstertes Kissen tragen. Den Oberleib stark nach vorn geneigt, tragen sie auf diese Weise auch Kisten von bedeutender Größe, Lasten von fast unglaublichem Gewicht (5 bis 6 Centner). Oft ragt die Last weit über den Kopf hervor; dann ist es für den Hamal unmöglich, nach vorn zu sehen, geschweige denn auszuweichen. Er ruft alsdann unter seiner Last nur das warnende varda! und Jedermann, der nicht unsanft mit den Kisten und Kasten in Berührung kommen will, beeilt sich, dem Rufe Folge zu leisten und bei Seite zu springen. Und nicht allein Fußgänger, auch Reiter und Wagen müssen dasselbe thun. Konstantinopel sich ohne Hamals zu denken, ist absolut unmöglich; ja, kommt man bei schlechtem Wetter an eine von Koth und Schmutz starrende Stelle, so ist es wieder der rettende Hamal, welcher Mann und Frau um ein geringes Entgelt darüber hinwegträgt. Er ist Lastträger und Kommissionär zugleich und, was die Hauptsache ist, vollkommen zuverlässig und ehrlich.