Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6/Ettenheimmünster

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aus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6
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ETTENHEIMMÜNSTER
(Münsterthal u. s. w.)

Schreibweisen: Etehaim, Etenhaim, MG. Lib. confr. s. Galli u. s. w. 33, Etenaim ib. 34; Ethenheim 1141; Ettenheimmünster 1264; Mynster 16. Jh.;; Etnenmonster 1504 f.

Litteratur: Le Cointe VI 187; Bruschius p. 10 (Grenzbeschr.), 129, Gerbert HNS. I 56. 198 . 300. 61; II 49. 236. 415. 530; Neugart Co. ipl. I 41; Bernh. Mugg [† 1717] Antiq. Alsat. et Brisg. Hs., Karlsruhe (Mone 95 I 57); Anonym. s. Florian (ib.); Grandidier Hit. de l’Eglise de Strasbourg II P. j. XCI no 55; Gall. Mezler Hs. (1798, Rheinauer Hs. 58); Gall. Christ V 864; Leben des Abtes Franz Hertenstein von E. (Mone 95 IV 171 f.); Rechtliche Betrachtung über die Verfassung des Stiftes Ettenheim-Münster u. s. f., Augsb. 1795; A. Kürzel| Benediktinerabtei Ettenheim-Münster. Geschichtliche Beschreibung. Lahr 1870; Ders. Leben des P. Gervasius Bulffer, Conventual der Benedikt.-Abtei E. (FDA. III 465 f.); Ders. Beiträge zur Geschichte des Klosters Ettenheim-Münster (FD: XI 201 f.); G. Mezler und J. G. Mayer Die Aebte von Ettenheim-Münster und Schuttern (FDA. XIV 141 f.); Fr. v. Weech Rechtsbuch des Klosters E. (Z. XXX 458–486); P. Gams Nekrologien u. s. f. mit Ergänzungen von Zell und König (FDA. XII 244 f.); Mabillon Ann. I 491; Hefele Einführung des Christenth. I 322; Rettberg KD. Deutschl. II 80; Friedrich KG. Deutschl. II 535 f.; Hauck Kirchengeschichte Deutschl. I 294.

Römisches: Römisches Von Spuren ‘römischen Bergbaues in Münsterthal’ entsprechendem römischen Geräth ist die Rede bei Mone Urgeschichte I p. 168 und Zeitshr. f. d. Gesch. d. Oberrheins X p. 389. (W.)

Ehemalige Abtei Abtei (Augiae Eto abbas Kebam successorem reliequens ipse Argentoraci episcopus promotus non longe post sui nominis Etenheim cenobium construxit ad. a. 734 Bernoldi Chron. MG. SS. V 417. Vergl. Herm. Contr. SS. V 98. – Monasteriolum in Nigra ssilva in marca Ettinheim in loco nuncupante Monachorum celle super fluvion Undussa 763 Cop. 1457 [Fälschung] bei Grandidier Hist. de l¹Églisede Strasb. II XCI. – Cenobium Ettenherim 1181; Monasterium divi Ethonis 1225 Mittelbad. Hist. Komm. IX 80; monasterium sanctae Dei genitricis virginis Mariae in Ettenheim 1225 Würdtwein NS. XIII 282. – Fraterculi Ettenheimensis monasterii 926 Cop. 11. Jh. – domini de Ettenheimmünster 1341; Abbas 1112 f.).

Nach der Sage wäre das Kloster aus einer Niederlassung von Einsiedlern entstanden, welche sich aus Verehrung für den in der Nähe ermordeten und angeblich in Münchweiler beerdigten irischen Glaubensboten Landelin hier niederliessen und von Bischof Widegern von Strassburg zu einem Klösterlein (Monachorum Cella) vereinigt wurden. Eine Bestätigung der Stiftung durch Widegern hat noch Friedrich a. a. O. in dem von 763 datirten Testament des Bischofs Heddo gesehen, in welchem das Klösterlein wieder hergestellt und Hildolf zu seinem ersten Abt bestimmt wird (Grandidier Hist de l’Église de Str. II Preuves no 55; Dümgé Reg. Bad. p. 2), und wo auch der Name Ettenheim schon vorkommt. Indessen hat sich neuestens auch diese Schenkungsurkunde als eine Fälschung erwiesen, und auch die Gall. Christ. V 865, Bruschius p. 129 angeführte Inschrift:

ANNO TERR DENO SEPTINGENTESIMO QVARTO ANTISTES
CLAVSTRVM RENOVANDO CONDIDIT ETHO,

sowie die ebenda als in einem gemalten Glasfenster des Klosters erhaltene Inschrift:

HEDDO PRAESVL ARGENTINENSIS ECCLESIAE RENOVATOR HVIVS LOCI

gehören sicher einer späteren Zeit an (Kraus Christl. Inschr. d. Rh. II no 95, wo sie dem 13. Jh. zugewiesen werden; ich glaube heute, dass sie noch sehr viel jünger sind).

Festen geschichtlichen Boden gewinnt man seit c. 926 und der Verbrüderung des Conventes mit S. Gallen (Lib. confrat. s. Gall. u. s. w. Ed. Piper Besol. 1884 cfr. Ind. p. 543; bes. p. 144, wo Ettenheim in dem Conspectus Coenobiorum, die mit S. Gallen zur Confraternität vereinigt waren, aufgeführt ist und p. 212, wo die Nomina| fratrum de Monasterio quod Etinheim nominatur aufgeführt werden, unter denen Domnus Eddo eps. erscheint, dessen Strassburger Episkopat 739 bis 765 gesetzt wird). Seit 1420 erscheint die Abtei als der Bursfelder Kongregation eingeordnet. Ihre Gebäulichkeiten haben durch Brand 1290, 1440, 1651, 1525 durch die Bauern Verwüstungen erlitten; 1719 wurden sie durch einen Neubau ersetzt. In den französischen Revolutionskriegen, wo der Kardinal Rohan das Kloster bewohnte, schwer geschädigt, wurde es 1803 definitiv aufgehoben. (K.)

Klosterkirche erw.: Ecclesia s. Petri sita infra septa Monasterii in Ettenheim 1225 Würdtwein a. a. O.

Die Pfarrkirche Pfarrkirche (tit. s.. Landolini) ist ein stattlicher Bau, wohl aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts mit wenig vortretendem Querschiff und weiter Choranlage. Der daran sich anschließende Thurm stammt aus den Jahren 1853 bis 1855.

Sämmtliche Architekturtheile, sowie die ganzen Querhausfronten sind in rothem Sandstein ausgeführt, die drei Giebelfaçaden durch Lisenen gegliedert und mit je zwei sehr überladen dekorirten Portalen versehen. Die Giebel selbst, zweigeschossige Volutengiebel, werden von kleinen Obelisken überragt und durch Wandpilaster, sowie Fenster und Nischen belebt. Von der Hauptfront ist eine etwas tiefer liegende, nach drei Seiten in Bogen sich öffnende, eingeschossige Kapelle vorgebaut, worin unter einem Steindeckel die Quellen des heiligen Landolin fliessen.

Das Innere, in dem das Querschiff noch weniger hevortritt, wirkt durch den breiten Quor und die Höhenverhältnisse ungemein weiträumig. Die Decke, ein Spiegelgewölbe mit Stichkappen, das auf wenig vortretenden Wandpilastern mit hübschen Stuckkapitälen aufruht, ist mit handwerksmässigen Gemälden geziert, die in Stuckumrahmungen Scenen aus dem Leben des heiligen Landolin darstellen. Die Altäre Altäre sind unbedeutend, doch ist der Hochaltar von nicht geringer Wirkung. Von den zehn Beichtstühlen Beichtstühlen zeigen sechs im Langhaus strengere Formen, während je zwei in Querschiff und Chor barock in reicherer Komposition geschnitzt sind. Zu beiden Seiten des Hochaltars steht eine einaches Chorgestühl Chorgestühl mit niederer Rücklehne.

Die Kommunionsbank, Kommunionsbank ein schmiedeisernes Barockgitter von ganz ungemein flotter Zeichnung und Ausführung, ist weitaus die beste Arbeit, die sich in der Kirche erhalten hat (Abb. Schau ins Land VII 36).

Die Orgel, Orgel sowie das Gitter der Orgelempore sind reiche, etwas überladene Schnitzereien, ebenso wie die Kanzel Kanzel mit einer etwas schwerflligen Komposition auf dem Schalldeckel.

In der Sakristei befindet sich die vortrefflich und charakteristisch ausgearbeitete Büste des heiligen Landolin Büste des h. Landolin (vergl. Tafel XIX), ein Reliquiar vom Jahre 1506, in Silber getrieben, theilweise vergoldet, und die Mantelborde mit rothem, grünen, und blauen Steinen reich besetzt. Das Gewand wird nun von einer Schliesse in Gestalt eines Vierpasses zusammengehalten, worauf die liegende Figur des enthaupteten Heiligen eingravirt ist. Den achtseitigen Untersatz zieren getriebene Darstellungen aus der Leidensgeschichte des Heiigen und an den Ecken vier kleine getriebene Heiligenfigürchen unter Baldachinen (Höhe 0,63 m, Gewicht 101/2 kg). Am oberen Rand des|

Tafel XIX     


Ettenheimmünster. Pfarrkirche. Silbervergoldete Reliquienbüste des Heiligen Landolin.

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Fig. 102. Ettenheimmünster. Grundriss des ehemaligen Klosters. Erdgeschoss.

| Untersatzes findet sich, vertheilt auf drei vordere Achteckseiten und die mittlere hintere, folgende Inschrift:

In der Sakristei wird ferner noch ein silbervergoldeter Kelch Kelch aufbewahrt mit weissen, braunroth bemallten Porzellaneinlagen und der Inschrift

am Fusse, ebenso wie die Strahlenmonstranz, deren Fuss ähnlich dekorirt ist, wenig bedeutend.

In der Grossh. Alterthümersammlung zu Karlsruhe befindet sich ein Weihwasserstein Weihwasserstein aus E. unter der Nummer C. 106, der vielfach als karolingische Arbeit des 8. Jhs. angesehen wird (s. Tafel XX). Die achteckige Umschreibung des oberen Rundes, die gothisch scheint, lässt diese frühe Datirung etwas zweifelhaft erscheinen.

Von dem 1803 aufgehobenen und darnach mit der Kirche vollständig abgetragenen Kloster Kloster stehen nur noch die Reste der Umfassungsmauern, die Klostermühle und ein Klosterhof, das jetzige Gasthaus ‘zur Sonne’ mit hübschem Wirtsschild, und einer alten gemalten Darstellung des Klosters in der Wirthsstube. Architektonisch bieten diese Gebäude nichts von Interesse: Der beigefügte alte Grundriss (s. Fig. 102) aus der Plankammer der Grossh. Baudirektion zu Karlsruhe mag von der Grösse und Ausdehnung der ehemaligen Kloster- und Kirchengebäulichkeiten ein Bild geben. Das einfach aber gross angelegte, zweigeschossige Badhaus wurde 1720 von Abt Johann Baptist Eck erbaut, hat aber seitdem manche Veränderung erlitten und ist ebenfalls ohne Bedeutung (Schau ins Land VII 35).

Auf einer Bergkuppe an der südlichen Seite des Thales zwischen Münchweier und Münsterthal liegt der sogenannte Heidenkeller mit ganz spärlichen unbedeutenden Mauerresten der ehemaligen Gysenburg Gysenburg (Wissenburg) (B.)