Die Kunst auf dem Lande
[780] Die Kunst auf dem Lande. (S. 769.) Ein origineller Wiederhersteller erloschener Farbenfrische an den Werken der bildenden Kunst, die seinem Pinsel anvertraut werden, steht offenbar in dem Manne unserer Illustration vor unseren Augen. Wo derselbe zu Hause ist, wird uns von Eggert, dem Meister des Bildes, zwar nicht verrathen, aber um ihn mit einiger Sicherheit zu finden, werden wir ihn in der Heimath der kunstverwandten „Herrgottsschnitzer“, in den Alpenländern Baierns, besonders aber Tirols zu suchen haben, wo noch heute ganze Ortschaften in dieser Kunst sogar anerkannt Gutes leisten. – Bekanntlich hatten sich im spätern Mittelalter namentlich Deutschland und die Niederlande der Glanzzeit der Holzbildnerei zu erfreuen. Dort bildeten oft sehr figurenreiche Darstellungen den Hauptschmuck der Altäre und auch der Grabdenkmäler in den Grufthallen. Alle diese Werke der Holzschnitzerei wurden bemalt, und ebenso tragen die Christus- und Heiligenbilder der jetzigen Künstler des Faches den Schmuck kräftiger Färbung. – Daß der Mann unserer Illustration den höheren Künstlerkreisen nicht angehört, bezeugt uns sein „Atelier“ zur Genüge; auch das Malgeräthe spricht dafür, obwohl in seiner Hand auch feinere Pinsel gesehen werden, als derjenige, mit welchem er soeben das Gewand seiner Heiligen bestreicht. Dahin deutet wenigstens auf der Staffelei das Landschaftsbild, dessen befleckter Himmel ebenfalls seiner Restaurationskunst harrt. Zufrieden ist er aber mit seiner Arbeit; das zeigt der sachverständige Blick und der schmunzelnde Mund: die Farben werden halten, auch wenn die Heilige noch so viele Feiertagswäschen auszuhalten haben sollte.