Die Kochkunstausstellung im Parkhause zu Bremen

Textdaten
<<< >>>
Autor: Luise Holle
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Kochkunstausstellung im Parkhause zu Bremen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 179–180
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[179] Die Kochkunstausstellung im Parkhause zu Bremen. So interessant für Hausfrauen und Feinschmecker auch die Kochkunstausstellungen sind, einen Fehler besitzen die meisten, daß man alle Herrlichkeiten und fremdartigen Dinge nur immer ansehen darf, bis einem das Wasser im Munde zusammenläuft und man sich seufzend abwendet. Ich würde jedem Komitee solcher Ausstellung zu der Einrichtung einer „Probierstube“ raten, und ich müßte mich sehr in der menschlichen Natur irren, wenn ich nicht richtig prophezeite, daß eine solche Probierstube ungeheure Geschäfte machen würde. Da sie aber bislang wie schon auf andern Ausstellungen auch in Bremen ein frommer Wunsch blieb, so muß sich das Auge allein mit dem Genuß der ausgestellten Sachen begnügen und die reizvolle Anordnung der Tafeln, sowie den künstlerischen Ausputz der einzelnen Gerichte bewundern. Fast schien es oft unmöglich, daß selbst die geschickteste Hand diese Ausschmückung hatte ausführen können, aber was in der Theorie dem zweifelnden Geiste undenkbar erscheinen würde, die Praxis überzeugte ihn von der Möglichkeit.

Alles, was mit der Küche und Hauswirtschaft auch nur annähernd zusammenhängt, war zu sehen; in einem geschmackvollen Tempel, dessen schlanke Säulen Kornähren- mit Kornblumen- und Mohnguirlanden verbanden, hatte die Bäckerinnung einladend ihre Backwerke in den verschiedensten Sorten, besonders die bekannten Bremer Brot- und Kuchenspecialitäten, ausgestellt. Ein originelles Gegenstück bot dazu ein Wursttempel, dessen Säulen aus den verschiedensten Würsten gebildet wurden und der in der Mitte ein sich zärtlich umschlungen haltendes Schweinchenpaar in Koch- und Köchinkleidung zeigte und über dem der schöne Spruch prangte: „Raum ist in der kleinsten Hütte etc.“ Die Fleischer boten ringsum ein Bild des trefflichen Fleisches, durch das Bremen so berühmt ist, sodaß es sogar mit feinem Rauchfleisch in Konkurrenz treten kann mit dem berühmten Hamburger. In den Kellerräumen hatte sich die deutsche Hochseefischerei niedergelassen und zeigte dem Besucher, welche große Anzahl verschiedenster Sorten von trefflichen Fischen das Meer in seinen Tiefen birgt. Diese Abteilung der Ausstellung würde besonders dem Binnenländer viel Neues und Interessantes geboten und dazu beigetragen haben, ihm die Bedeutung der Hochseefischerei eindringlicher, als Worte und Zahlen es vermögen, klar zu machen. Einen großen Raum nahmen auch die Aussteller aller möglichen „Flüssigkeiten“ ein, so daß ein Mitglied des Vereins „gegen den Mißbrauch geistiger Getränke“ einen rechten Kummer gehabt haben würde.

Aber nicht nur genießbare Sachen bot die Ausstellung dem Besucher, sie zeigte den Hausfrauen auch in anziehender Weise, wie sehr die Wissenschaft jetzt im Dienste der Hauswirtschaft steht, durch eine Fülle wirtschaftlicher Maschinen, die zum Teil wirklich staunenswert praktisch [180] waren. Wer von den Leserinnen bislang noch nicht gewußt hat, ob sie in ihrer neuen Küche „Kohlen- oder Gasheizung“ einführen soll, die wird auch nach dem Besuch solcher Ausstellung noch nicht zur Klarheit gelangen; denn stehen wir vor den Gasherden, leuchten uns diese ein, lassen wir uns aber die Patentsparherde mit allen möglichen Stellvorrichtungen der Feuerung vorführen, wollen uns diese ebenso praktisch erscheinen. Es war auf der Ausstellung übrigens ein interessanter Versuch zu sehen, der Kohlen- und Gasheizung auf ein und demselben Herde zeigte und nach der Beschreibung und Vorführung sehr praktisch erschien, obgleich eine definitive Entscheidung darüber wohl erst bei längerem Gebrauch möglich ist. Alle Herde und alle Maschinen sind zudem so geschmackvoll ausgeführt, daß sie selbst der hübschesten Küche zur Zierde gereichen und die Harmonie der geschmackvollen Küchenausstattung nicht stören. Immer aber ist es eine große Freude, durch das Bild großer Ausstellungen, wenn es auch nur eine Kochkunstausstellung ist, die Gewißheit zu erhalten, daß deutscher Fleiß und deutsche Erfindungsgabe nicht mehr durch ausländische Ware in den Schatten gestellt werden kann. Dies zeigte auch die Kochkunstausstellung in Bremen. L. Holle.     

Anmerkungen (Wikisource)