Textdaten
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Autor:
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Titel: Die Klatschbasen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 516
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
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[513]

Klatschbasen.
Nach einem Gemälde von G. Weiß.

[516] Die Klatschbasen. (Zu dem Bilde S. 513) Wer hätte es glauben mögen, daß der einzige Sohn des reichen Bürgermeisters das arme Ding, des Flickschneiders jüngste Tochter Anna, heiraten würde! Und doch ist es so – oder wird es bald werden, denn gestern hat der Bürgermeister Ja und Amen gesagt und die Verlobung wurde gefeiert. Dieses neueste Stadtereignis wird im Rate der drei Klatschbasen auf unserem Bilde eifrig besprochen. Die Erzählerin in der Mitte hat die Brautleute seit deren ersten Lebenstagen gekannt und berichtet ohne Ende von ihnen und ihren Familien. Die Freundinnen hören zu, als ob sie das allerneueste vernähmen, obwohl auch sie die Familie des Flickschneiders und die des Bürgermeisters genau so gut kennen. Aber freilich! Die Alte hat eine Zungenfertigkeit und einen Vortrag, von denen die Leute in allen Straßen und Gassen mit nicht unberechtigter Scheu sprechen. Das „unverdiente Glück“ Annas wird von ihr jetzt haarscharf durchgehechelt und die Zukunft des jungen Paares mit den düstersten Farben ausgemalt. Und das thut den Zuhörerinnen wohl, denn sie klatschen für ihr Leben gern, und wenn die drei zusammenkommen, dann wird gar oft der siedende Kochtopf daheim und der Strickstrumpf im Beutel vergessen. Schlimme Folgen wird jedoch diese Gerichtssitzung nicht nach sich ziehen. Erstens sind die Alten lebenserfahren und klug genug, die Geständnisse ihrer schönen Seelen, in Anbetracht der zweifellosen Unbescholtenheit der beiden Familien für sich zu behalten und dann vereint die Brautleute das feste Band wahrer Liebe, das kein Klatsch zu lockern vermag. *