Die Kirche in Rammenau
Ein wichtiger Gedenktag für die Kirchgemeinde Rammenau ist der 20. Oktober. An diesem Tage wurde das schmucke Gotteshaus dieses Ortes in feierlicher Weise geweiht. Den Grundstein zur neuen Kirche legte man am 1. Mai 1736. Der Bau schritt rüstig vorwärts, schon im Herbste 1737 war das Gotteshaus unter das Dach gebracht. Aber höchst ungünstige Zeitverhältnisse hielten die Fortsetzung des Baues viele Jahre hindurch auf. Erst durch die Bemühungen eines neuen Gerichts- und Gutsherren von Rammenau, des Franz Joseph v. Hoffmann, wurde der Kirchenbau vollendet, und am 20. Oktober 1749 konnte endlich die Weihe vollzogen werden. Der vollständige Ausbau nahm aber immer noch einige Jahre in Anspruch. Erst 1756 war der Ausbau vollendet. Die Baukosten beliefen sich auf 2100 Taler. Eine in der Oberlausitz in den Jahren 1736 und 1737 veranstaltete Kollekte ergab 257 Taler 13 Groschen und 1 Pfennig. Einen kleineren Umbau erfuhr im Innern die Kirche 1736.
Ueber der Haupttüre befindet sich folgende Inschrift:
„Dieses Hauß des Herrn ist den 1. Mai 1736 mit Gott angefangen und 1749 durch deßen Beystand zu Ende gebracht worden. Der Höchste gebe [498] doch, daß alle, die darinnen sein Wort hören, Tempel des lebendigen Gottes seyn und mit ihren Lehrern seelig werden mögen, wie solches zu seiner Zeit Pastor M. Johann Gottfried Dindorff von Gott zu erbitten eifrigst suchet.“
Das erste Gotteshaus Rammenaus wurde um das Jahr 1300 erbaut. Dasselbe aber ward am 23. Oktober 1642 ein Raub der Flammen. Die feindlichen Scharen, „Kaiserliche Völker,“ hatten das Gotteshaus nebst vielen anderen Gebäuden des Ortes in Brand gesteckt. Pastor Michael Manitius, der von 1634–1657 segensreich in Rammenau als Pfarrer wirkte, hat hierüber im Kirchenbuche folgende Aufzeichnung gemacht:
„Als im Jahre 1642 der General Torstenson mit dem schwedischen Heere bei Kamenz vorbei nach Leipzig zog und die kaiserliche Heeresmacht ihn alsbald folgte, kam ein kaiserlicher Leutnant, wofür er sich ausgegeben, den 22. Oktober mit geraubtem Vieh nach Rammenau und hat sich alsdann samt den Reitern und dem Vieh in der Pfarre, da der Pfarrer mit den Seinen der bevorstehenden Kriegsgefahr halber ausgewichen, einquartiert und dieselbe nicht allein alles hinterlassenen Vorrates beraubet, sondern ist auch mit dem Feuer so übel umgegangen, daß auf die andere Nacht, da er am 23. Oktober das Quartier geräumt, das Pfarrhaus samt der Scheune und den Ställen, sowie auch die Kirche mit Feuer aufgegangen, durch welches Feuer nicht allein der Pfarrer alles das Seinige verloren, sondern auch in der Kirche drei schöne, wohlklingende Glocken zerschmolzen sind, und aller Kirchenvorrat samt den Kirchenbüchern verbrannt ist.“ –
Neun Jahre hindurch lag die Kirche in Trümmern, und es wurde der Gottesdienst während dieser Zeit in einem Saale des Schlosses abgehalten. Erst nach dem 30jährigen Kriege konnte man an die Erbauung eines neuen Gotteshauses denken. 1651 begann man mit dem Wiederaufbau. Am 20. Oktober 1657 wurde die Weihe vollzogen. Um zu sparen, hatte man aber einen großen Teil der im Jahre 1642 gelockerten Mauern von dem alten Kirchengebäude stehen lassen. Bald zeigten sich aber die nachteiligen Folgen. Ueberall machten sich recht bedenkliche Sprünge bemerkbar. Schon zu Anfang des 18. Jahrhunderts war die Kirche so baufällig geworden, daß die Gemeinde Rammenau zu einem Neubau sich entschließen mußte. Im Jahre 1735 wurde das alte Gotteshaus abgetragen. Da die Kirchgemeinde Rammenau gewachsen war, so erhielt das neue Gotteshaus einen größeren Umfang. Während der Bauzeit wurde der Gottesdienst im Sommer auf dem Kirchhofe unter freiem Himmel, im Winter auf einem über den jetzigen Pferdeställen befindlichen Boden des Schlosses abgehalten, später im noch nicht ausgebauten Kirchengebäude.
In dem gegenwärtigen Gotteshause wurde auch Rammenaus größter Sohn, der später so berühmte Philosoph Johann Gottlieb Fichte, getauft. Hier lauschte der geweckte Knabe Fichte so gern den Predigten des damaligen Pfarrers P. Wagner, die der Knabe nach Wochen wörtlich aus dem Gedächtnis wiederholen konnte.