Die Königin und der Wald
Die Königin und der Wald.
„O Wald, mein Wald, wie lieb’ ich Dein Grün!
Weit mehr als den Königssaal!
Ich liebe nichts so sehr, als ihn
Und Dich, mein Eh’gemahl.
Die Hand so knöchern und kalt,
Schließt mich nicht ein in Stein und Erz,
Begrabt mich im grünen Wald.
Wenn die Mönche singen, die Glocken geh’n,
Laßt über mein Grab die Zweige wehn,
Waldvöglein fliegen mit Sang!“
Doch als sie schlief zum Sterben ein,
Da hielten sie ihr nicht Wort,
In steinerne Gruft sie dort.
Sie mauerten über ihr auf vom Grund
Einen düstern Capellenbau,
Die Fenster blinken vom Glase bunt,
Und ein Jahr und Jahrhundert um’s and’re kam,
Vergessen die süße Frau,
Vergessen des Königs Reich und Nam’!
Verlassen das Kirchlein grau.
In seinen gründunklen Schooß:
Kein Priester mehr singt, keine Glocke schallt,
Die Schwellen versinken in Moos.
O sprich, hat Liebe denn solche Gewalt,
Nun schläft sie umfangen vom grünen Wald,
Der Wald, der Wald ist treu!
Durch’s Fenster drängen die Zweige sich traut
Mit Waldesrauschen und Duft.
Und singen über der Gruft.