Textdaten
<<<
Autor: Georg Queri
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Invasion von 1860
Untertitel:
aus: Die Schnurren des Rochus Mang, S. 89-91
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1909
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Berthold Sutter
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[89] Die Invasion von 1860

Anno 1860. Die ersten Engländer ziehen in Oberammergau ein: Backenbärte, karrierte Kleider, steife Hüte mit langen blauen Schleiern.

[90] Die Oberammergauer verstehen kein Wort von der Sprache der Fremden. Aber die fremden Leut wollen essen und trinken – was soll man ihnen hinstellen? Recht heikel sind sie auch noch: beim Mußl-Thoma haben sie die Leberknödl nicht angerührt, beim Ammerschmid die Blut- und Leberwürst mit Kraut und beim Minniwastlbäck den Nierenbraten.

Man hat sich so seine Ansichten erzählt über die fremden Leut. Der Albrecht Hiesl hat den Kopf geschüttelt und nachdenklich gesagt: „Ja, was geit’s it alles!“

Und ist heim und hat’s seinem Weib erzählt, daß sie so schwer zu futtern sind, die Englischen. Schau: da kommt schon einer zur Tür herein, ein Engländer. „Drei Dak wonne!“ sagt er.

„Auweh,“ sagt der Hiesl, „drei Täg – –“

Am ersten Tag hat ihm die Hieslin einen Kalbskopf backen – meinst, er hätt nur ein Stückl davon gegessen?

Am zweiten Tag schöne Hasenöhrl aus dem besten roggenen Mehl und ein Kraut dazu – und nicht hat er’s angerührt.

Am dritten Tag hat er das eingemachte Kalbfleisch schon in der Küch abgelehnt – aber den Hunger hat man ihm auch recht schön angesehen.

„Ja, was mag er denn?“ hat die Hieslin gejammert. Da hat der Engländer die Arme auf- und abbewegt wie eine Henn, wenn sie flattert. Aber die Hieslin hat ihn nicht verstanden. Krähen hat er halt nicht können. Aber dann ist er immer in die Höh gehupft und hat wieder so geflügelt – nein, sie hat ihn wieder nicht verstanden. Ein Rindfleisch hat sie ihm gesotten …

[91] Da ist er auf und davon. „Jetzt ist er ganz verruckt geworden,“ hat die Hieslin gesagt.

Aber der Engländer ist umhergelaufen und hat auf die Hühner Jagd gemacht. Er hätt schon eins erwischt, aber der Hinterbäuerle hat’s ihm gleich wieder genommen.

Wie er wieder heimkommt, sinkt er auf die Ofenbank und sagt Sachen, die kein Mensch verstehen kann. Aber auf einmal springt er auf und reißt ein Bild von der Wand und hält’s der Hieslin hin.

Die heilige Dreifaltigkeit ist auf dem Bild. In der Mitte die Taube, und auf dieser Taube hat er seinen Zeigefinger.

„Look here, look here!“ schreit er.

„Der heili Geischt,“ sagt die Hieslin andächtig.

„Bratt mir heili Geischt, bratt mir heili Geischt!“ jubelt der Engländer.

Der Hieslin ihr Mann hat die frevelhaften Worte auch gehört, und während die Hieslin sich bekreuzt, hat er den Kerl hinausgeschmissen.