Die Hamilton’s
oder
Die Locke der Maria Stuart.
Lord William kam zu sterben,
Lord William Hamilton;
Er spricht zu seinem Sohne:
„Nun höre mich an, Sir John!
Unsren Namen und unsren Ruhm,
Und ich lasse Dir, mehr als alles,
Dieser Locke Heiligthum.
„Ich sah die Locke fallen,
Und als Maria gebetet,
Da betete leis ich mit.
„Da hab’ ich’s still geschworen:
Zu tragen in Leid und Lust,
Diese Locke auf der Brust.
„Ich hab’ sie in Thränen getragen
Und laß erst im Tode davon; – –
Für die Stuart’s zu leben und sterben,
Sir John hat’s treu gemeint:
Erst barg er still die Locke,
Dann hat er still geweint.
Und als sein Stündlein kam,
Er mit des Vaters Worten
Die Locke vom Herzen nahm.
Er gab sie seinem Sohne
Ihr Erbtheil war die Treue
Und der Locke Talisman.
Und als auf blinkendem Zelter
König James[1] gen London zog,
Karl’s[2] Haupt vom Rumpfe flog;
Und als an der Boyne wieder[3]
„Stuart“ das Feldgeschrei, –
In Lust und Leid, die Locke
Und waren dabei zuletzt auch,
Als auf Cullodens Plan[4]
Ihre Augen das Distelbanner
Noch einmal flattern sahn.
Und wieder ein Sir John,
Ein Alter und ein Junger,
Doch Jeder ein Hamilton.
Bis eine englische Kugel
Ihn aus dem Sattel schoß.
Hin reicht’ er seinem Sohne
Die Locke, roth von Blut,
Er sprach nur: „wahre sie gut!“
Er wahrte sie gut, der Junge,
Manchen Mond und manches Jahr,
Der Junge ward ein Alter, –
Und als in letzten Tagen
Ihm Kunde kam in’s Haus:
„Sie trugen im fernen Süden
Den letzten Stuart hinaus;“
Seinem Sohne die Locke gab:
„Die Stuart’s sind gestorben,
Doch die Treue kennt kein Grab.“
Und siehe, die Hamilton’s wahren
Doch Eines mehr als Alles:
Der Locke Heiligthum.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Jakob I.
- ↑ Karl I.
- ↑ Schlacht am Boyne, 1690
- ↑ Schlacht bei Culloden, 1746
- ↑ Vorlage: Er hatte nicht zu Zeit zu sprechen,