Die Große Karthause vor Papst Paul
Und es sprach Papst Paul: „Die große Karthaus,
In der Freigrafschaft, treibt es mir zu kraus,
Auch Fromm-sein trägt Gefahren im Schooß,
Kasteien zieht den Hochmuth groß,
Ewiges Fasten, das ist zu viel,
Ich sehe kommen der Dinge Lauf,
Ohne Zehrung zehren sie selbst sich auf,
Und ihr Orden wird ein schwächlicher Schaft,
Dess’ kam ihnen Kund’ in einem Brief.
Der Abt die Mönche zusammenrief;
Und es sprach der Abt: „Frei sei’s gesagt,
Es haben uns unsre Feinde verklagt,
Den heilgen Vater hinterging,
Der sieht nun die Dinge von Grund aus schief,
Sonst schrieb’ er uns nicht einen solchen Brief,
Ich aber schick’ Antwort: Bruder Gregor,
Und Cyrill und Gaston, und Du Bruder Hugh; –
Hugh, Du bist neunzig, Du führst den Zug.“
Da traten die Sechs zum Zuge zusamm;
Und Winters, über den Gotthard-Kamm,
Ein Jeder achtzig oder mehr,
So passierten sie Gletscher und Wald und Strom,
Bis daß sie hielten vorm ewigen Rom.
Die große Karthaus’ ist, was sie war,
Zusammen sind wir fünfhundert Jahr;
Was gab uns die Jahre? Was ließ uns gedeihn?
Fasten war es und kastein;
Den Leib bezähmen, macht stählern und stark,
Im Schneesturm, über die Berge hin,
Zogen wir; wende Deinen Sinn;
Daß morsch wir würden, noch hat es nicht Noth,
Da lächelt Papst Paul: „Ihr meidet den Wein,
An meinen Tisch sonst lüd’ ich Euch ein.
Doch kenn’ ich ein Andres, das gilt Euch mehr:
In Eure Karthause die Wiederkehr.
Er heißt Entsagung .. Zieht heim, zieht heim.“