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Autor: Walther Kabel
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Titel: Die Grafen Peltrière
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aus: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1915, Dritter Band, Seite 5–17
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Erscheinungsdatum: 1915
Verlag: Union Deutsche Verlagsgesellschaft
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Erscheinungsort: Stuttgart, Berlin, Leipzig
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Quelle: Commons
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[5] Die Grafen Peltrière

Erzählung von Walther Kabel

Mit Bildern von Max Vogel
(Nachdruck verboten)

An der Biegung der breiten Pappelallee verhielt Hektor v. Rochette seinen Rappen, wendete sich im Sattel und winkte dem auf der Freitreppe des Schlosses stehenden Ehepaare nochmals eifrig mit der Hand zu. Drüben flatterte ein weißes Tüchlein in den feinen Fingern der schönen Frau Yvonne, deren hellgekleidete, zierliche Gestalt sich in der Dämmerung des Maiabends deutlich von dem verwitterten Gemäuer des düsteren, riesigen Gebäudes abhob. Neben ihr ragte die massige Gestalt ihres Gatten empor, die Arme über der Brust verschränkt, regungslos, wie aus Erz gehauen. Und Hektor v. Rochette glaubte jetzt [6] trotz der Entfernung ein feindseliges Lächeln zu erkennen, das um den brutalen Mund des Grafen spielte.

„Kommen Sie, Baron!“

Der ungeduldige, mahnende Zuruf seinem Gefährten brachte ihn zur Besinnung. Noch ein letzter Blick nach rückwärts, und sie trabten nebeneinander zum Parktor hinaus.

Wohl eine Viertelstunde ritten sie dann auf der breiten, nach Paris führenden Straße schweigend dahin, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt.

Die Dunkelheit nahm zu. Vor ihnen zeichnete sich immer klarer der helle Lichtschein, das Wahrzeichen der Weltstadt, am nächtlichen Himmel ab. Das Klappern der Pferdehufe, das Knarren des Sattelzeugs waren die einzigen Geräusche, die den Frieden der ländlichen Einsamkeit störten.

Da gingen die Pferde bei einer Steigung der Straße von selbst aus dem flotten Trab in einen behaglichen Schritt über. Diese Gelegenheit benützte Vallier, um sich endlich das Herz frei zu reden.

„Baron,“ begann er mit seiner milden Stimme, „ich bin um zwei Jahrzehnte älter als Sie. Unsere Väter schon waren Freunde. Darf ich daher einmal ganz offen mit Ihnen sprechen?“

Hektor v. Rochette ordnete unruhig die Zügel in seiner Hand. Er wußte, was kommen würde. „Bitte, Vallier! – Aber verderben Sie mir, wenn irgend möglich, nicht den prächtigen Maiabend.“

Der andere ließ sich durch diese halbe Ablehnung nicht beirren. „Ich war vorgestern nachmittag im Eichenhain von Peltrière. Der Graf hatte mich eingeladen, einem Fuchs nachzuspüren, der seine Fasanenzucht allzu arg schädigt,“ sagte er mit besonderer Betonung.

[7] Der Baron war zusammengezuckt. Ein forschender Blick streifte Valliers scharfgeschnittenes Aristokratengesicht. Als dieser noch immer schwieg, fragte er unsicher: „Nun, und – haben Sie den Fuchs glücklich erwischt?“

„Nein. Es gab dort anderes zu beobachten.“ Er sah den Gefährten scharf an und fuhr nach einer Pause fort: „Rochette – der Graf war damals ebenfalls im Eichenhain. Ohne Zweifel hat er das gleiche gesehen wie ich - ein Paar, das sich zärtlich küßte und vor lauter Seligkeit blind und taub zu sein schien.“

Der Baron riß die Zügel so plötzlich an, daß der Rappe hochstieg. „Und das sagen Sie mir erst heute, Vallier?“

„Der Vorwurf trifft mich nicht. Ich nahm an, Peltrière würde Ihnen gestern schon seine Zeugen schicken. Und das hätte ich dann doch nicht mehr verhindern können.“

Vor ihnen erschienen jetzt die glühenden Augen eines Autos. Als es vorüber war, Staub und Benzindunst hinter sich lassend, fragte Rochette mit erkünstelter Ruhe: „Was soll ich tun, Vallier? Raten Sie mir. Ich verstehe den Grafen nicht. Hat er uns wirklich vorgestern nachspioniert, und weiß er nun, daß ich seine Frau liebe und von ihr wiedergeliebt werde, von dieser Frau, die er wie ein Tyrann behandelt, deren empfindliches Seelenleben dieser Kraftmensch nie begreifen wird, die er –“

„Trotz alledem auf seine Weise liebt und so behandelt, wie alle Grafen von Peltrière ihre Frauen behandelt haben,“ vollendete Vallier düster.

Hektor v. Rochette war still geworden. Sie passierten eben die reizend gelegene Ortschaft Vernon, bogen dann rechts über die Seinebrücke und befanden [8] sich nun wieder auf der selbst hier noch wenig belebten Landstraße.

„Baron, ich wollte Sie also warnen,“ begann Vallier abermals. „Der Graf hat das zärtliche Schäferspiel im Eichenhain ohne Zweifel belauscht. Ich beobachtete ihn heute während unseres Besuches. Zweimal ruhte sein Blick mit einem Ausdruck auf Ihnen, der nichts Gutes verriet. Und am bedenklichsten erscheint mir dabei der auffallende Umstand, daß er Sie nicht gefordert hat, sondern Sie nach wie vor mit scheinbar größter Freundlichkeit behandelt.“

Hektor v. Rochette hatte bereite seine gute Laune wiedergewonnen. „Wenn ich mir die Sache ganz kühl überlege, Vallier, so meine ich, Sie müssen sich täuschen. Peltrière kann nichts gesehen haben! Er wäre der letzte, der so etwas auf sich sitzen ließe. Oder meinen Sie etwa, daß er Angst vor meiner Pistole hat? – Nicht? – Na also!“

„Sie sind ein unverbesserlicher Optimist, Baron,“ entgegnete Vallier ernst. „Nun – ich habe jedenfalls meine Pflicht getan. Sie sind gewarnt. Vergessen Sie nie, daß Sie es mit einem Peltrière zu tun haben. – Sie kennen doch die traurigen Episoden, an denen die Geschichte dieses alten Geschlechtes so reich ist?“

„Nein. Ich bin auch nicht neugierig. Ich kenne nur eines: meine sichere Hand, die die Kugel stets dorthin schickt, wohin ich sie haben will.“

Herr v. Vallier gab seinem Pferde ärgerlich die Sporen. Heute zum ersten Male empfand er einen deutlichen Widerwillen gegen Hektor v. Rochette, den er bisher nur für leichtsinnig, aber nicht für frivol gehalten hatte.




[9] Vier Wochen waren vergangen. Da erhielt der Baron Rochette, der gerade dabei war, sich mit Hilfe seines Kammerdieners umzukleiden, einen Brief des Grafen.

„Lieber Baron,“ schrieb Peltrière, „wollen Sie mir einen Gefallen tun? Ich habe mir aus Belgien ein Paar neue gezogene Pistolen verschrieben, die ich gern durch Ihre sichere Hand auf ihre Schußleistungen erproben lassen möchte. Könnten Sie heute nachmittag zu uns herauskommen? Falls Sie nicht abtelephonieren, erwarten wir Sie bestimmt um vier Uhr. Ihr Peltrière.“

Hektor v. Rochette las, las nochmals. Etwas wie ein dumpfes Furchtgefühl überkam ihn plötzlich. Nachdenklich starrte er vor sich hin, während Jean mit geschickten Händen das Haar seines Gebieters scheitelte.

Unsinn! Was sollte denn hinter dieser Einladung so Besonderen stecken? Peltrières an ihn, den besten Pistolenschützen von Paris, gerichtete Bitte war die natürlichste Sache von der Welt. Die Zeilen waren harmlos, harmlos wie dieser ganze, sonst so brutal erscheinende Riese. Außerdem – jetzt besann er sich - Peltrière hatte ja selbst unlängst davon gesprochen, daß er sich neue Pistolen bestellt habe.

Aber trotz alledem vermochte der Baron ein leises Unbehagen nicht loszuwerden. Immer wieder ertappte er sich auf Gedanken, die sich mit einer ihm möglicherweise gestellten Falle beschäftigten.

Erst als er dem Grafen auf der Freitreppe des Schlosses die Hand schüttelte, schwanden auch die letzten Bedenken. Peltrière war unverändert liebenswürdig und schien über das pünktliche Eintreffen seines Gastes ehrlich erfreut.

„Meine Frau müssen Sie vorerst noch entschuldigen, [10] lieber Baron,“ meinte er, während sie die Treppe emporstiegen. „Sie hat ihren schlechten Tag – Migräne.“

Das Schloß war wie ausgestorben. Von der zahlreichen Dienerschaft ließ sich niemand sehen. Eine Stille herrschte in dem riesigen Gebäude, die auf Hektor Rochettes etwas angegriffene Nerven geradezu aufreizend wirkte.

Peltrière hatte seinen Gast in die Bibliothek des Schlosses, einen langgestreckten Raum im ersten Stock, geführt, wo bereits auf dem großen Mitteltisch einige auserlesene Erfrischungen in zierlichster Weise aufgestellt waren. Rochette nahm von den Speisen nur aus Höflichkeit, da er kurz vorher im Klub diniert hatte. Willkommener waren ihm die Liköre, denen er reichlich zusprach. Sie sollten seinen nicht ganz taktfesten Nerven wieder aufhelfen.

Indessen plauderte der Graf von diesem und jenem, wobei er auch ganz nebenbei erwähnte, daß er den größten Teil der Dienerschaft für den Nachmittag nach dem Nachbardorfe beurlaubt habe, da dort eine Hochzeit gefeiert würde.

Als dann die ersten Rauchwolken der Zigarren zu der getäfelten Decke emporstiegen, holte der Graf aus seinem Waffenschrank einen dunkelgebeizten Pistolenkasten herbei. Der Baron besichtigte, längst in behaglichster Stimmung, mit dem Interesse des Kenners die schön gearbeiteten Scheibenpistolen.

„Ich bin wirklich begierig, ob die Leistungen mit der reichen Ausstattung gleichen Schritt halten,“ meinte er, die eine der Waffen prüfend in der Hand wiegend. „Wenn es Ihnen recht ist, Graf, gehen wir sogleich auf den Schießstand.“

„Das können wir bequemer haben. Der Scheibenstand [11] dürfte um diese Zeit auch zu sonnig sein. Die Bibliothek ist gut ihre zwanzig Meter lang, genügt also für unsere Zecke. Bleiben wir ruhig hier.“

„Aber werden die Schüsse Ihre Frau Gemahlin nicht erschrecken?“ wandte Rochette besorgt ein.

„Sie ist daran gewöhnt, Baron,“ erwiderte Peltrière gleichgültig. „Es ist ja auch nicht das erste Mal, [12] daß wir den Raum hier zu Schießübungen benützen. Bei den dicken Wänden dringt der Knall nicht weit.“

Der Graf hatte bereits ein kaum handgroßes Stück Papier vom Tische aufgenommen und es mit einer Stecknadel in Brusthöhe an einer Draperie von türkischem Seidenstoff befestigt, die, wie Rochette wußte, eine schwere Eichentür nach einem Nebengemach verdeckte.

„Unser gewöhnlicher Scheibenpfosten, wie Sie an den Löchern in dem Türvorhang sehen,“ erklärte Peltrière lächelnd. „Und nun stellen Sie sich dort an die gegenüberliegende Wand, Baron, und beweisen Sie Ihre Schießfertigkeit. Drei Kugeln aus jeder Pistole werden genügen.“

Kam es Rochette nur so vor, oder hatte des Grafen Stimme bei den letzten Worten wirklich leicht gebebt wie vor unterdrückter Erregung? – Er schaute auf. Kein Zweifel. Das Gesicht Peltrières war bleich wie der Tod.

„Ist Ihnen nicht gut, Graf?“ fragte er.

„So gut wie selten, lieber Rochette. Sie beunruhigen sich wirklich unnötig.“

Und doch war’s nur ein verzerrtes Lächeln, das dabei seine schmalen Lippen umspielte.

Langsam schritt der Baron auf seinen Platz zu. Langsam hob er die Pistole.

Peltrière hatte die Arme über der Brust verschränkt. Seine Augen waren weit aufgerissen. Seine ganze Haltung drückte atemloseste Spannung aus.

Der Schuß knallte. Das Papierblatt zeigte genau in der Mitte einen dunklen Fleck.

„Famoser Treffer!“ rief Peltrière. In dem Tonfall [13] war ein wildes Triumphieren. „Hier eine zweite Patrone, Baron.“

Noch zweimal feuerte Rochette. Und alle drei Schüsse saßen dicht nebeneinander.

„Genug vorläufig. – Ich danke Ihnen, Sie haben Ihre Sache vorzüglich gemacht.“

Damit nahm der Graf seinem Gaste die noch rauchende Waffe aus der Hand.

„Aber wir haben doch noch die zweite zu erproben,“ erinnerte Rochette eifrig. Für ihn war es ein Genuß, so tadellose Schußwaffen zu prüfen.

„Später. – Setzen Sie sich jetzt, Baron. Ich möchte Ihnen zunächst einiges aus unserer Familienchronik erzählen, was Sie interessieren dürfte.“

Erstaunt gehorchte Rochette. Der Graf nahm ihm gegenüber an der anderen Seite des Tisches Platz. Wie spielend schob er jetzt eine frische Patrone in den Lauf der Pistole, die er noch immer in der Hand hielt.

„So, Baron, nun kann ich beginnen.“ Hart und schneidend klang’s. Und in dem Blick, den der Graf jetzt auf seinen Gast richtete, lag wilder, vernichtender Haß.

Hektor Rochettes zierliche Gestalt sank förmlich in dem breiten Klubsessel zusammen. Eisige Angst kroch ihm zum Herzen. Sein bleich gewordenes Gesicht, seine Hände bedeckten sich mit feinen Schweißperlen.

„Wir Peltrière sind im allgemeinen ein vom Glück begünstigtes Geschlecht,“ begann der Graf jetzt, während die drohende Pistolenmündung die Richtung auf des Barons Brust unverändert beibehielt. „Im allgemeinen. Nur in einer Beziehung haben wir stets Pech gehabt – mit unseren Frauen. Sechs Gräfinnen Peltrière mußten eines geheimnisvollen Todes sterben. Wir pflegen nämlich den Beleidigern unserer Familienehre [14] nicht mit der Waffe gegenüberzutreten, Baron. Bei uns ist es stets Brauch gewesen, treulose Frauen durch ihre Liebhaber selbst bestrafen zu lassen. Es gehört freilich etwas Erfindungsgabe dazu, um jedesmal eine neue Tragödie zu diesem Zwecke zu inszenieren. Meine Vorfahren waren in dieser Hinsicht geradezu genial. Ob ich ihnen nicht nachstehe, das sollen Sie selbst nachher entscheiden, Rochette.“

Eine furchtbare Ahnung war urplötzlich in dem Baron aufgestiegen. Seine Augen irrten zu dem türkischen Türvorhang hin, zu dem Papierblatt mit den drei dunklen Flecken. Was ihm seine Phantasie dahinter verborgen ausmalte, war zuviel für seine Nerven. Aufstöhnend bedeckte er sein Gesicht mit beiden Händen.

„Nun zu Yvonne, der letzten Gräfin Peltrière,“ fuhr die erbarmungslose Stimme fort. „Aus einem völlig verarmten normannischen Geschlecht holte ich mir mein Weib. Ich liebte es mit jeder Faser meines Herzens. Vielleicht, daß wir Peltrière zu rauhe Naturen sind, daß wir nicht genug schöne Worte machen können, oder unsere Art zu lieben zu ursprünglich, zu unmodern ist. Jedenfalls merkte ich bald, wie Yvonne sich immer scheuer von mir zurückzog. Vergebens suchte ich mir ihre fliehende Zuneigung zu erhalten. Es wurde von Tag zu Tag schlimmer. – Dann kamen Sie. Ich ahnte bald, was in dem Herzen meiner Gattin vorging. Unsäglich habe ich gelitten – unsäglich. Schließlich kam jener Nachmittag im Eichenhain. Ich sah Yvonne in Ihren Armen, ich sah das Glück in den Augen meines Weibes aufleuchten, ein Glück, das ich ihr nie zu geben vermocht hatte – nie! Ich wartete, hoffte auf Ehrlichkeit, offenes Eingestehen. Ich hätte sie freigegeben. Aber [15] nichts geschah, nichts! Ihr verlachtet vielleicht noch den blinden Narren. Da wurde das alte, grimme Blut meines Geschlechts in mir rege, da begann ich meine [16] Vorbereitungen zu treffen. Heimlich habe ich durch einen Agenten meine Güter verkaufen lassen, habe alles zu barem Gelde gemacht. Heute mittag lohnte ich die Dienerschaft ab. Yvonnes erstaunte Fragen ließ ich unbeantwortet. Und endlich war ich allein mit ihr in diesen Räumen, die sechs Jahrhunderte lang uns Peltrière beherbergt haben. – Was weiter geschah, dafür finden Sie die Erklärung hinter jenein Vorhang.“

Hektor v. Rochette schnellte empor. Furchtbares Grauen stand in seinen Augen, seinem verzerrten Gesicht, als er jetzt taumelnd wie ein Trunkener dem Türvorhang zuschritt. Seine zitternde Hand wagte es nicht, den Vorhang zu lüften. Endlich raffte er sich auf und riß ihn mit einem Ruck beiseite.

An die vom Alter nachgedunkelte Eichentür war mit vielfachen Fesseln an starken Nägeln die Gräfin Yvonne in aufrechter Haltung geschnürt. Den Kopf hielten zwei breite, über Mund und Kinn laufende Riemen unverrückbar fest. Das bleiche Gesicht zeigte sich durch einen Ausdruck wahnwitziger Angst bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Und die glasigen, gebrochenen Augen waren unnatürlich geweitet. Auf dem duftigen, mattblauen Morgengewand aber zogen sich von der Herzgegend drei frische Blutstreifen fast bis zu den Füßen hinab.

Rochette war bei diesem Anblick zurückgetaumelt. Kein Schrei war über seine Lippen gedrungen. Ein Schuß krachte. Nur die Arme hatte Rochette noch halb wie zur Abwehr erheben können.

Der Graf aber schritt mit der noch rauchenden Pistole aus dem großen Raum, dessen Tür er hinter sich verschloß.




[17] Als am nächsten Morgen der neue Eigentümer des Schlosses Peltrière verabredungsgemäß sich einstellte, um seinen Besitz anzutreten, fand er den weitläufigen Bau unverschlossen und völlig verödet vor. Keine Menschenseele zeigte sich in den weiten Räumen.

Dann aber entdeckte man in der Bibliothek zwei Leichen: die der Gräfin Yvonne mit drei Schußwunden in der Brust, daneben auf dem Boden den Körper Hektor v. Rochettes mit einem Schuß mitten in der Stirn.

Von dem letzten Grafen Peltrière hat man nie wieder etwas gehört. Die Behörden suchten seiner habhaft zu werden, da man ihn für den Mörder seiner Gattin und des Barons hielt. Doch alle Bemühungen waren vergeblich. Er blieb für immer verschollen.