Die Götter Griechenlands
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[358] VI. Die Götter Griechenlands. Vollblühender Mond! In deinem Licht, 5 Und am hellblau’n, sternlosen HimmelSchweben die weißen Wolken, 10 Das sind sie selber, die Götter von Hellas,Die einst so freudig die Welt beherrschten, 15 [359] Staunend, und seltsam geblendet, betracht’ ichDas luftige Pantheon, 20 Schneeweiß sind die Locken des Haupts,Die berühmten, olymposerschütternden Locken. 25 Das waren bessere Zeiten, o Zeus,Als du dich himmlisch ergötztest 30 Wie du einst selber den greisen VaterUnd deine Titanen-Oehme verdrängt, 35 Hat doch eine andre das Zepter gewonnen,Und du bist nicht mehr die Himmelskön’gin, 40 Die gottbefruchtete JungfrauUnd den wunderthätigen Gottessohn. 45 Auch dich erkenn’ ich, auch dich, Aphrodite,Einst die goldene! jetzt die silberne! 50 Wie andre Helden, ich stürbe vor Angst;Als Leichengöttin erscheinst du mir, 55 Es schaut so traurig Phöbos Apollo,Der Jüngling. Es schweigt seine Lei’r, 60 Fällt er Hebe’n in’s Amt,Und schenkt geschäftig, in der Versammlung, 65 Denn widerwärtig sind mir die Griechen,Und gar die Römer sind mir verhaßt. 70 Verlassene Götter,Todte, nachtwandelnde Schatten, 75 Die neuen, herrschenden, tristen Götter,Die Schadenfrohen im Schafspelz der Demuth – 80 Für Euch und Eu’r gutes, ambrosisches Recht,Und vor Euren hohen Altären, 85 Denn, immerhin, Ihr alten Götter,Habt Ihr’s auch eh’mals, in Kämpfen der Menschen, 90 Mit der Parthei der besiegten Götter. * * * [362] Also sprach ich, und sichtbar errötheten 95 Hinter Gewölk, das dunkler heranzog;Hochauf rauschte das Meer, |