Der Gesang der Okeaniden
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[354] V. Der Gesang der Okeaniden. Abendlich blasser wird es am Meere, 5 Nach der weiten, todtkalten Himmelswölbung,Und schaut auf das weite, wogende Meer, 10 Und hatten verschlossen gefunden das Herz,Worin sie ankern wollten – 15 Und er spricht zu ihnen die lachenden Worte:
20 Eu’r Leben ist bitter wie Eure Nahrung!Ich aber, der Glückliche, koste nur Süßes! 25 Mit weißer Seligkeit gefüllte;Und das Allersüßeste kost’ ich: 30 Und schaut in die Dämm’rung hinaus, auf die Landstraß’,Und horcht, und sehnt sich nach mir – wahrhaftig! 35 Und spricht mit den Blumen, erzählet ihnen:Wie ich, der Geliebte, so lieblich bin 40 Sogar des Morgens, beim Frühstück,[356] Auf dem glänzenden Butterbrodte, 45 Und zwischendrein schrillen die Möven,Wie kaltes, ironisches Kichern; 50 Hochauf rauschen die Meereswogen,Und tief aus hochauf rauschendem Meer, 55 Vor allen vernehmbar die liebliche StimmeDer silberfüßigen Peleus-Gattin, 60 Dahingemordet sind all deine Hoffnungen,Die tändelnden Kinder des Herzens, 65 Und es zucken hindurch die Blitze des Wahnsinns,Und du prahlst vor Schmerzen! 70 Den Göttern stahl und den Menschen gab,Und Geier-gequälet, Felsen-gefesselt, 75 O Thor, du Thor! du prahlender Thor!Du aber bist ohnmächtiger noch, 80 Bis Atlas selbst die Geduld verliert,Und die schwere Welt von den Schultern abwirft 85 Bis lautere Wogen ihn überrauschten –Hinter die Wolken zog sich der Mond, |