Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Die Frau ohne Kopf
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 336–338
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[336]
184. Die Frau ohne Kopf.

1540. Um diese Zeit wohnte in der Burgstraße zu Lübeck ein alter reicher Mann, der eine junge schöne Frau genommen, welche er abgöttisch liebte. Sie aber hatte wenig Neigung zu ihm, und warf ihre Blicke auf einen jungen, muntern Gesellen, der als Kutscher im Hause diente. So viel ihn jedoch auch das schlechte Weib an sich lockte, ward er doch seinem Herrn nicht untreu: deßwegen aber faßte sie heftigen Haß gegen ihn. Nun hatte einmal ihr Eheherr sie mit einer goldnen Uhr beschenkt, wie sie derzeit noch selten war: eines Tages aber, [337] da sie dieselbe anlegen wollte, war sie weg. Man suchte und suchte; endlich ward sie in des Kutschers Koffer gefunden. Der Gesell war darüber ganz bestürzt und verlegen, sein Herr jedoch, der sonst nichts auf ihn wußte, zum Verzeihen bereit; aber das Weib verlangte die strengste Bestrafung. Auf der Marterbank sagte der Unglückliche aus was man wollte, und ward darnach als Dieb verurtheilt; auf dringende Fürsprache seines Herrn begnadigte man ihn mit Enthauptung. Es half ihm nichts, daß er seine Unschuld aufs höchste betheuerte.

Nach einiger Zeit aber war die Uhr wieder weg. Als man genau nachforschte, befand sich, daß eine Magd, welche lange Zeit im Hause gedient, und sich kürzlich verheirathet, sie gestohlen. Es war dieselbe Magd, die vordem nach Anweisung ihrer Herrin für gutes Geld die Uhr unter des Kutschers Sachen heimlich verborgen hatte. Am Neujahrsabend ward sie ergriffen und in die Büttelei gebracht. Ihre Frau aber, als sie das sogleich erfahren, wird unruhig und voll Angst, daß ihre Schandthat ans Licht kommen möchte: sie läßt also spät Abends anspannen, als wenn sie zu einer kranken Freundin fahren will, steigt aber vor der Alsheide aus und stürzt sich in die Trave. Da sie nicht wiederkömmt, macht der Kutscher Lärm; man sucht nach ihr; endlich sagt ein Wächter aus, daß er dann und dann etwas, wie einen menschlichen Körper, ins Wasser fallen hören. Es wird nachgefischt, [338] aber nichts gefunden. Dem Eheherrn aber ward danach, durch die Aussagen der Magd, seiner Frau Bosheit kund. Die Diebin wurde in den Galgen gehenkt.

Seitdem fährt alljährlich in der Neujahrsnacht eine schwarze Kutsche mit feuerschnaubenden Rappen von der Burgstraße nach der Alsheide zu, jedoch ohne Kutscher; inwendig sitzen zwei Frauen, die eine ohne Kopf, die andere den Kopf in den Nacken gedreht. So wie der Wagen aber in die Engelswisch einbiegt, ist alles spurlos verschwunden.

Bemerkungen

[398] (Nur mündlich. Ähnlich auch anderswo.) S. 366 Z. 15 lies nun f. jedoch.