Die Feuersbrunst in Kranichfeld
[290] Die Feuersbrunst in Kranichfeld. (Mit Abbildung.) In dem anmutigen Ilmthale, etwa 8 km oberhalb des Luftkurortes Berka, liegt die gegen 1800 Einwohner zählende thüringer Stadt Kranichfeld, die halb zu Sachsen-Meiningen, halb zu Sachsen-Weimar-Eisenach gehört. Am 26. März dieses Jahres, dem Palmsonntag, wurde die Stadt von einem schweren Brandunglück betroffen. Mittags um 12 Uhr brach in einem Schuppen des Elektricitätswerkes Feuer aus, das sich sofort einer in der Nähe stehenden Scheune mitteilte. Unglücklicherweise blies an jenem Tage ein heftiger Wind durch das Ilmthal, und er trieb Flugfunken gegen die Stadt.
Während die Feuerwehren von Kranichfeld und den benachbarten Ortschaften, später auch von Weimar, mit dem Aufgebot aller Kraft dem Brande Einhalt zu gebieten suchten, erzeugten Flugfeuer hinter ihrem Rücken immer neue Brandherde und die Befürchtung wuchs von Stunde zu Stunde, daß Kranichfeld gleich Brotterode völlig ein Raub der Flammen werden könnte. Gegen 1 Uhr in der Nacht vom Sonntag zum Montag gelang es aber dennoch, des Brandes Herr zu werden. Die Verwüstung, welche die Feuersbrunst inzwischen angerichtet hatte, war aber entsetzlich. Mehr als 50 Wohnhäuser mit etwa 135 Nebengebäuden sind niedergebrannt und 72 Familien obdachlos geworden.
Der Schaden wird auf 1½ Millionen Mark geschätzt. Unser Bild zeigt nach einer photographischen Aufnahme einen Teil der in Asche und Trümmer gelegten Wohnstätten.
Ein Hilferuf ist ergangen, der sicher in weitesten Kreisen Wiederhall finden wird. Die erbetenen Gaben sind an „das Hilfskomitee, Kranichfeld, Thüringen,“ zu richten.