Die Erscheinungen
Die Erscheinungen.
An Morna.
Wenn des Tags Gestalten bleichen,
Und des Abends Nebelgebilde
Ueber Berge, Thal und Gefilde,
Ueber Ros’ und Nessel schleichen;
Fremd, und doch als lang vertraute,
Ohne Worte, ohne Laute;
In dem Blick nur kann ich lesen.
Klar wie deine Himmelsbläue
Ist des Blicks bethränter Schimmer,
Matterglüht von Lieb’ und Treue.
Wonnevoll ist ihr Erscheinen,
Süßer Wehmuth seliger Frieden;
Wird es mir, als müßt’ ich weinen.
Als sie Abschied schon genommen,
Kehrte jüngst noch Eine mir wieder.
Wehmuthlächelnd blickte sie nieder:
Wie geweckt vom Zauberschlage,
Wie erwacht aus Träumen von Jahren,
Sah ich, wer die Gestalten waren,
Ach, Gestalten schöner Tage.
Mir in deinen düstern Wäldern,
Mir auf deinen heitern Feldern,
Morna, ungetrübt entschwunden.
Ungetrübt! verstummt die Klage!
Stechend sonst im blutenden Herzen,
Einen Tag wie alle Tage.
Wohl und wonnig, unermeßlich
War mir in den seltenen Stunden.
Meinem Herzen unvergeßlich.
L. Pape.