Die Enthüllung des Radetzky-Denkmals in Wien
[354] Die Enthüllung des Radetzky-Denkmals in Wien. (Zu dem Bilde S. 333.) Es war im Jahre 1858, als Radetzky, der zweiundneunzigjährige Feldmarschall, starb. Ein Menschenalter ist dahingegangen seit seinem Tode, aber sein Ruhm ist in dieser für unser raschlebiges Geschlecht so langen Frist nicht verblaßt, in unerschütterlicher treuer Begeisterung schlagen ihm noch heute alle Herzen in Oesterreich entgegen. Das zeigte sich auch, als Sonntag den 24. April sein Denkmal zu Wien enthüllt wurde: es war ein Fest des Kaisers und der Armee – aber es war auch ein Fest des Volkes, dem „Vater Radetzky“ heute noch so nahe steht wie kaum irgend eine Persönlichkeit in der neueren österreichischen Geschichte. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet ist auch der Platz, auf dem das Denkmal errichtet wurde, der richtige. Dort „Am Hofe“ steht er mitten im Herzen Wiens, mitten im Treiben des Volkes, das ihn so sehr verehrt.
Unsere Zeichnung führt uns ein Bild aus der Enthüllungsfeierlichkeit [355] vor. Die Hüllen sind von dem hohen Stangengerüst gefallen, und der Kaiser Franz Joseph schickt sich an, von dem Künstler Professor von Zumbusch und von einem Mitglied des Denkmalkomites, Nikolaus Dumba, geleitet, das Denkmal zu umwandeln und in allen seinen Einzelheiten genau zu studieren. Auf fünf Meter hohem Postament steht der mächtige eherne Reiter, eherne Ruhe, eherne Zuversicht spricht aus ihm. Leicht ist das Haupt nach vorn gesenkt, der Blick folgt der Bewegung des vorgestreckten rechten Armes – als wiese er eben einem Adjutanten die Stelle des Schlachtfeldes, an die er einen entscheidenden Befehl zu tragen habe. Die linke Hand führt Zügel und Marschallstab.
Pferd und Reiter erreichen zusammen eine Höhe von fünfeinhalb Metern. Zwei große Relieftafeln schmücken die Langseiten des Sockels. Wir sehen Radetzky auf der einen von seinen Soldaten umjubelt, im Kriegsrath auf der anderen. Die Rückseite des Postaments verkündet Namen, Geburts- und Todestag des Helden, vorn aber trägt es über mächtigem bronzenen Doppeladler die Worte, mit denen einst Grillparzer den Sieger von Novara begrüßte: „In Deinem Lager ist Oesterreich!“